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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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drin hätte, und er hatte einen Hund an der Leine, der weder besonders groß noch klein war, mehr so dazwischen, und ich hab gedacht, »Augenblick mal, dich kenn ich doch. Du bist Mr. Andrews.« Er hat nämlich
bei Dad in der Straße gewohnt, und sein Beruf war, den Leuten Strafzettel zu geben, wenn sie an der falschen Stelle geparkt haben, Dad hat gesagt, dass er ganz gern mal ein Glas trinkt, aber sonst ganz in Ordnung ist. Einmal, wie wir es eilig hatten und Dad beim Käseladen im Parkverbot gehalten hat, hat er uns kein Strafmandat gegeben, er ist in den Käseladen gekommen und hat zu Dad gesagt, er soll das Auto woanders hinstellen, was nett war. Jetzt hat er ein total überraschtes Gesicht gemacht, er hat Mum angeguckt, und er hat das Auto angeguckt, in dem Jemima saß und brüllte, und er hat gesagt, »Hannah, was machen Sie denn hier? Ist etwas passiert?«
    Mum hat gelächelt, aber es war komisch, sie sah eher so aus, wie wenn sie schreien will, und sie hat gesagt, »ach, wir waren gerade in der Gegend, wir waren auf den Inseln«, was natürlich gelogen war, wir waren nicht auf irgendwelchen Inseln, wir kamen aus Rom. Mr. Andrews hat gesagt, »dann sind Sie also nicht zu Besuch …«, aber dann hat er nicht weitergeredet, sondern die Stirn gerunzelt und durch das Fenster zu Jemima reingeguckt, weil die nämlich jetzt geschrien hat, »nein, Mum, nein«, und ich hab gedacht, »Mum macht sich Sorgen, sie hat Angst. Wetten, jetzt macht sie es doch nicht«, ich hab gedacht, »dann hätten wir uns die ganze Fahrerei sparen können.«
    Und da hatte ich dann meine geniale Idee. Es war komisch, denn kaum war sie mir eingefallen, hab ich gedacht, »au ja, warum hab ich da nicht schon früher dran gedacht? «, weil es so nämlich viel praktischer war, die Sache wurde erledigt, und Mum musste doch nicht ins Gefängnis. Mr. Andrews hat gesagt, »was hat denn die Kleine?«, seine Stimme war ein bisschen nuschelig, wie immer, Dad sagt, das kommt daher, dass er trinkt, aber ich glaube, mich hat er überhaupt nicht bemerkt, weil ich auf der anderen Seite vom Auto stand. Also hab ich mich ein bisschen geduckt
und bin nach hinten geschlichen, und wie ich die Heckklappe probiert hab, ging sie tatsächlich auf, genau wie ich gehofft hatte, weil Mum sie nämlich schon mit dem kleinen Hebel auf dem Boden bei ihren Füßen aufgemacht hatte. Ich hab gedacht, »das ist gut.«
    Die Klappe war ziemlich schwer, aber ich hab sie hochgedrückt, und sie ist oben geblieben, weil sie so kleine Arme hat, die sie festhalten, und Mr. Andrews hat in die andere Richtung geguckt, ich konnte seinen Rücken sehen, weil er mit Mum geredet hat, was auch gut war. Er sagte, »der Kleinen gehts aber echt nicht gut. Wollen Sie nicht lieber zum Arzt fahren?« Mum hat ihm nämlich erzählt, dass Jemima so brüllt, weil sie sich wehgetan hat. Ich hab die Hand reingesteckt, vorbei an Jemimas blöden Puppen und den Stiften, die nicht mehr geschrieben haben, und ich hab die Plastiktüte und den Benzinkanister zu mir hergezogen, der Kanister war echt schwer, aber ich habs geschafft. Ich dachte, »ich bin stark«, dann hab ich die Sachen rausgehoben und bin mehr oder weniger losgerannt. Ich konnte sie hinter mir hören, Mr. Andrews hat gesagt, »he, Lawrence, wo willst du denn hin?«, und Mum hat gerufen, »o Gott, Lawrence, nein«, und ich hab mich noch mal kurz umgeguckt, ich konnte ihr Gesicht sehen, es war das Gesicht, das sie immer macht, wenn sie nicht weiß, wohin zuerst, wenn Jemima und ich in verschiedene Richtungen weggelaufen sind. Sie hat gerufen, »Lawrence«, aber ich hab nicht hingehört, ich hab gedacht, »damit kann ich dir echt helfen, Mum, warte nur, was meinst du, wie du dich freust, dann sagst du, ich bin so stolz auf dich, Lawrence.«
    Ich bin mitten über die Straße gerannt, ich hab gedacht, »der Kanister ist schwer, aber Mr. Andrews ist so alt, der kann nicht schnell laufen, der kriegt mich nicht«, und dann hatte ich eine gute Idee. Ich hab einen Haken geschlagen und bin die kleine Gasse runter, die hinter den ganzen Häusern
ist, da war ich nämlich schon mal gewesen, Dad sagt, da holen die Müllmänner den Müll ab. Ich hab gedacht, »bestimmt hat Mr. Andrews noch nicht mal gesehen, wo ich hin bin«, und ich hatte recht, weil, wie ich an das andere Ende gekommen bin, konnte ich ihn nirgends sehen, er war weg. Wie ich aus der Gasse raus bin, hab ich mich nach allen Seiten umgeguckt, ich war vorsichtig, aber da war keiner, ich war in

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