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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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ein Foto von ihr haben, was, wenn sie sie schon ins Gefängnis gesteckt haben.« Dann hab ich gedacht, »da denk ich jetzt nicht mehr dran, dann geht es weg«, aber es ging nicht weg, es ist immer wiedergekommen, ich hab gedacht, »weil wir eingeschlossen sind, müssen wir jetzt für immer und ewig hier drin sitzen bleiben.«
    Dann kam Mum um die Ecke, das war herrlich, sie ging ganz schief, wegen dem Benzinkanister, der rot war, und in der anderen Hand hatte sie eine Plastiktüte. Sie ist an mein Fenster gekommen und hat ein ganz kleines bisschen gelächelt, das war schön, und dann hat sie den Benzinkanister in den Kofferraum gestellt, sie musste erst mal Platz machen, weil er so voll war mit Jemimas Puppen und Tieren und Stiften, die nicht mehr geschrieben haben.
    Danach ist sie weitergefahren, und ich hab auf einmal alles wiedererkannt, die Geschäfte und die Straßen und die Häuser, und ich hab gedacht, »das heißt, dass wir da sind.« Plötzlich waren wir in Dads Straße, und Mum hat direkt gegenüber von ihm geparkt, bei ihm brannte Licht, und ich dachte, »er ist zu Hause.« Ich hab gedacht, »das wars dann also.« Und mir war wieder fröstelig, aber das wars dann doch nicht, Mum hat bloß dagesessen und gewartet, und ich hab gedacht, »sie will auf Nummer sicher gehen.« Wir haben ewig da gestanden, ich hab gehört, wie Jemima geschnarcht hat und wie der Regen in kleinen Tropfen aufs Auto gefallen ist, er hat ein ganz leises Geräusch gemacht,
»tip tip tip«, und plötzlich war er da, er ist in sein Wohnzimmer gegangen, und er hatte was in der Hand. Ich hab ihn bloß ganz kurz gesehen, dann hat er sich hingesetzt und war verschwunden, und es war seltsam, weil ich versucht hab, richtig wütend zu werden, aber es ging nicht, ich hab bloß gedacht, »da bist du ja, Dad«, ich hab gedacht, »du hast dir was gekocht, und jetzt willst du es vor dem Fernseher essen.«
    Mum hat den Wagen angelassen, und ich hab gedacht, »wohin fahren wir jetzt, fahren wir weg? Hat sie sichs doch noch anders überlegt?«, aber sie hatte es sich nicht anders überlegt, sie ist bloß um die Ecke gefahren und hat da geparkt, und ich hab gedacht, »aber natürlich, sie will nicht, dass irgendwem unser Auto auffällt.« Ich hab gedacht, »das wars dann jetzt also wirklich«, und obwohl wir tagelang unterwegs gewesen waren, hab ich gedacht, »die Zeit ist um, wo ist die ganze Zeit hin?« Ich hab gedacht, »was soll ich machen?« Mum hat sich abgeschnallt, und dann hab ich gedacht, »aber ich will meine Frage fragen«, die, die mir vorher eingefallen ist, wie Mum den Supermarkt gesehen hat. Also hab ich sie gefragt, »wenn sie ein Foto von uns machen, kommen Jemima und ich dann auch ins Gefängnis?«
    Mum hat mich komisch angeguckt und gesagt, »sei nicht albern, dafür seid ihr viel zu jung, und jetzt lass es gut sein, Lawrence, hier kommt keiner ins Gefängnis.« Dann hat sie mich ein bisschen angelächelt, wie wenn sie sagt, »alles wieder in Ordnung?« Aber eigentlich hat sie mich gar nicht verstanden, ich wollte nämlich, dass wir alle ins Gefängnis kommen, damit wir zusammenbleiben, das wäre sogar richtig nett, wie damals im Agriturismo. Ich hab gedacht, »wenn sie ins Gefängnis muss und wir nicht mitdürfen, wo sollen wir dann hin?«, und plötzlich war alles schrecklich. Ich hab gedacht, »nein, nein, das ist eine furchtbare Katastrophe«,
ich hab gedacht, »ich lass sie das nicht machen«, und ich hab gesagt, »nein, Mum, hör auf«, und ich wollte sie festhalten, aber was soll ich sagen? Ich hatte meinen Sicherheitsgurt ganz vergessen, was blöd war, und so kam ich nur mit den Fingern an ihren Ellenbogen dran. Mum hatte den Gurt los, und ich hab gedacht, »sie macht es sowieso, sie antwortet mir noch nicht mal mehr, das ist nicht fair«, aber da hatte ich unrecht, sie hat sich nämlich umgedreht und zwischen den Sitzen durchgeguckt, so dass sie mir genau in die Augen geschaut hat. Sie hat nicht mehr ängstlich ausgesehen, eher glücklich, sie hat gesagt, »Lawrence, denk daran, wir sind deswegen gerade durch ganz Europa gefahren. Wenn wir jetzt aufgeben, kommt Dad sofort mit der Ryanair hinter uns her, und diesmal können wir nichts mehr dagegen tun, wenn er was Schreckliches macht. Er vergiftet das Wasser oder die Luft oder das Essen. Ich lasse nicht zu, dass er euch was antut.«
    Ich hab gedacht, »ich will nicht, dass sie geht«, aber dann hab ich gedacht, »Mum ist klug, sie hat immer recht«, und dann hab ich gedacht,

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