Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
diese Leute in der Telefonzentrale und die Männer in den dunklen Anzügen. Ich werde ihn nicht in Verlegenheit bringen.«
» Ich weiß, es wird schwer werden, aber du handelst auf jeden Fall richtig«, sagte Katja, aber sie sah immer noch besorgt aus. Oder sie wusste genau wie ich nicht, wohin das alles führen sollte, hatte aber eine Ahnung, dass es nichts Gutes sein würde.
» O ja, das tue ich«, rief Marilyn aus. » Ich weiß es. Denn Jack braucht mich jetzt mehr denn je. Das ist ein Mann, der unser Land verändern kann. Er hat mir von seiner Vision erzählt, deshalb weiß ich es. Wenn es nach ihm geht, wird kein Kind mehr hungern, niemand wird mehr auf der Straße schlafen und sich sein Essen aus Mülltonnen suchen…«
Es ging noch eine Weile so weiter, und es klang alles wie ein Wahlkampfspot von der übelsten Sorte, deshalb hörte ich nicht mehr hin und beschäftigte mich lieber damit, welche Karikaturen an der Wand ich erkannte.
Und dann hörte ich, wie sie zu Katja sagte: » Deshalb werde ich ihm dein kleines Zauberamulett geben, Kat. Deinen Knochenaltar. Damit er all das tun kann, was er tun muss. Zumindest kann ich ihm auf diese Weise helfen.«
Knochenaltar?
Es war so ein scharfer Bruch in der Unterhaltung, und so ein sonderbarer dazu, dass ich Katjas Reaktion beinahe verpasst hätte. Und ich kannte so etwas nur aus Büchern, aber ihr Gesicht wurde buchstäblich blutleer, als wäre jemand gekommen, hätte ein Messer gezückt und ihr die Kehle durchgeschnitten.
Als sie endlich sprechen konnte, war ihre Stimme ein raues, ersticktes Flüstern. » Marilyn, bitte. Das sollte unser kleines Geheimnis bleiben. Du hast es versprochen.«
» Ich weiß, und ich wollte mein Versprechen ja halten, wirklich. Aber jetzt ist alles anders. Es geht ihm nicht gut. Er ist kränker, als die meisten Leute wissen. Die Addison-Krankheit bringt ihn um, er hat die ganze Zeit Schmerzen. Deshalb muss ich es ihm geben, denn er wird Unermessliches leisten, wenn er die Chance dazu hat.«
Katjas Hände lagen flach auf dem Tisch, ihre Knöchel waren weiß. Ich schloss meine Hand um ihr Handgelenk und drückte fest genug, um auf mich aufmerksam zu machen. » Was ist dieser Knochenaltar?«
Katja sah mich nicht an, sie blinzelte nicht einmal. » Marilyn, hör mir zu. Du darfst den… du darfst das Zauberamulett unter keinen Umständen Präsident Kennedy geben.«
» Aber warum nicht? Schau, was es bei mir bewirkt hat. Erst hat es mir über mein kleines Problem hinweggeholfen, das ich letzten Monat hatte.«
Das » kleine Problem«, so viel wusste ich, hatte mit einem langen Wochenende zu tun, das Marilyn spontan irgendwo außerhalb von L. A. verbracht hatte. Am Tag nach ihrer Abreise erhielt Katja mitten in der Nacht einen Anruf und fuhr fort, ohne mir zu sagen, warum und wohin sie fuhr, und als sie zwei Tage später zurückkam, sah sie bleich aus, bis ins Mark erschüttert, aber sie weigerte sich immer noch, mir zu erzählen, worum es ging, egal, wie sehr ich sie bedrängte. Ich hatte allerdings den Verdacht, dass Marilyns kleines Problem eine Abtreibung gewesen sein könnte, die irgendwie schiefgegangen war.
» Dann hat es diese Nebenhöhlenentzündung kuriert, die einfach nicht vergehen wollte«, fuhr Marilyn fort. » Das Studio und Mr. Cukor sagten immer, ich sei faul, weil ich so viele Drehtage verpasst habe. Bei denen darf man es nicht mal wagen, sich zu erkälten. Und dann stellten sie es hin, als sei ich geisteskrank, weil ich meine Einsätze verpfuschte, dabei war ich so krank, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Aber jetzt fühlt sich mein Verstand so scharf, so bei der Sache an. Sagte ich schon, dass ich Shakespeare auswendig lerne? Und ich habe das Schwabblige verloren, du sagst es selbst. Ich bin schlank und fitter als je zuvor in meinem Leben. Meistens kann ich nachts sogar schlafen. Ach, Kat, kannst du dir vorstellen, wie gut es tut zu schlafen?«
» Wovon spricht sie?«, fragte ich Katja wieder. » Was hast du ihr gegeben?«
Katja antwortete nicht, aber Marilyn knöpfte den Kragen ihres Kleids auf und zog eine silberne Kette mit einem winzigen flaschengrünen Glasamulett daran hervor, etwa so groß wie ein Daumennagel. Ich beugte mich vor und sah, dass das Amulett wie ein menschlicher Schädel geformt war und einen winzig kleinen silbernen Stöpsel hatte. Seltsame Zeichen waren in das Glas geätzt, fast wie Runen.
» Schon komisch, es ›Knochenaltar‹ zu nennen«, sagte Marilyn. » Wie etwas aus
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