Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
wissen, aber Katja Orlowa sollte zu mir zurückkommen, weil sie nicht wegbleiben konnte; das behauptete sie jedenfalls, und ich glaubte es ihr. Wie gesagt, wenn sie einen liebte, dann tat sie es bedingungslos.
Sie kam nur dreimal in jenem Jahr zwischen der Ermordung Marilyns und dem anderen, größeren Mord. Ohne Vorwarnung erschien sie mitten in der Nacht in unserem Schlafzimmer, und bis zum Morgengrauen war sie jedes Mal fort. Sie erzählte mir nicht, vor wem sie sich versteckte und warum oder wo sie und das Kind jetzt lebten. Und ich war zu tief in meine eigenen Lügen verstrickt, um irgendeine Wahrheit aus ihr herauszupressen. Sie kam noch drei Mal, und es war etwas, das ich unter allen Umständen aus meinen Berichten heraushielt. Ich dachte, was Popow nicht wusste, konnte ihm auch nicht schaden.
Das letzte Mal besuchte sie mich in einer kalten Novembernacht 63, und inzwischen hatte mir Popow verraten, dass der KGB beschlossen hatte, den Präsidenten zu ermorden, und dass ich der Glückspilz sei, den sie für die Aufgabe auserkoren hatten. » Euer Jack Kennedy muss sterben«, sagte er, » weil er vom Knochenaltar getrunken hat, und das macht ihn gefährlich für die Welt.«
Damals wusste ich nicht, was zum Teufel das alles zu bedeuten hatte– was in dem verdammten Amulett gewesen war und warum Kennedy sterben musste, weil er daraus getrunken hatte–, aber es war der Moment, in dem ich begriff, dass ich Katja brauchen würde, damit sie den Mord für mich filmte, wenn ich am Leben bleiben wollte. Als sie einige Tage später nachts zu mir kam, ergriff ich deshalb die Gelegenheit. Ich erklärte ihr alles, die ganze üble, doppelbödige Geschichte, und als ich fertig war, erzählte sie mir ihrerseits eine Geschichte.
Sie erzählte mir, was in dem Amulett war.
» Ich habe Marilyn geliebt wie die Schwester, die ich nie hatte«, sagte Katja in jener Nacht. » Ich habe ihr das Zauberamulett gegeben, um sie zu retten, weil ich dachte, es sei ihre einzige Hoffnung. Ich hätte wissen müssen, dass sie es trotz all ihrer Versprechen ausplaudern würde.«
Sie machte ein leises Geräusch weit hinten in der Kehle, wie ein unterdrücktes Schluchzen. » An jenem Abend im Brown Derby, als ich begriff… Ich hätte damals schon fliehen sollen, aber ich ertrug es nicht, dich zu verlassen. Also hielt ich die Augen offen und wartete, und nach einer Woche etwa begann ich schon zu glauben, ich sei in Sicherheit. Aber dann folgte mir ein Mann mit einer roten Mütze vom Studio nach Hause, und später, als ich das Abendessen für Anna Larina machte, sah ich ein und denselben Wagen dreimal am Küchenfenster vorbeifahren. Und an der Bushaltestelle saß ein Mann und las Zeitung, und er stieg in zwei Busse nicht ein, die kamen.«
Sie schauderte in meinen Armen und schmiegte das Gesicht an meine Schulter. » Ich wusste damals nicht, für wen diese Männer arbeiteten, nur dass ich Anna Larina nehmen und weit fortmusste. Aber jetzt hast du mir seinen Namen genannt. Nikolai Popow.« Sie spie den Namen aus wie einen Fluch.
Ich versuchte, sie zu beruhigen, und strich ihr über das Haar, aber ich dachte, dass die Überwachungstechniken von Popows Männern viel zu wünschen übrig ließen. Andererseits musste er auf die Schnelle alles arrangiert haben, unmittelbar nach unserem Gespräch in der Hollywood Bowl.
» Da ist noch etwas, das du wissen solltest«, sagte Katja. » Vor vielen Jahren, als meine Mutter in der Krankenstation des Straflagers arbeitete, hat sie sich in einen Mann verliebt, und er hat diese Liebe dazu benutzt, sich von ihr zu dem Knochenaltar führen zu lassen. Sie gab ihm davon zu trinken, und deshalb dachte er, er würde alle Geheimnisse des Altars kennen. Er dachte, er würde ihn wiederfinden können, aber er irrte sich, und er sucht seitdem nach ihm, hungrig nach seiner Macht.«
Sie setzte sich auf und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Ihre Stimme jedoch war traurig und ernst. » Der Mann, der mich jetzt jagt, der Mann, der dich zwingt, den Präsidenten zu erschießen– er ist derselbe Mann, der meine Mutter verführt und betrogen hat. Nikolai Popow ist mein Vater, Mike, der Mann, der mich gezeugt hat, und doch weiß ich, er würde mich auf der Stelle töten, wenn es ihn in den Besitz des Knochenaltars brächte.«
Ich muss zugeben, ich war überraschter, als ich hätte sein dürfen. Aber während ich noch dabei war, diese Nachricht zu verdauen, ließ sie die nächste Bombe platzen, und jetzt
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