Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
Ihre Zähne klappern«, sagte er.
Sie senkte den Blick und sah, dass sie die Blätter von Mike O’Malleys Geschichte so fest umklammert hielt, dass sie zerknittert waren. Sie glättete sie auf ihrem Schoß. » Sie haben Kennedy ohne jeden Grund erschossen, Ry. Meine Großmutter hat sich das Amulett zurückgeholt– wir wissen, dass das stimmt, weil sie es mit ihren letzten Worten gesagt hat. Sie haben ihn also ohne Grund erschossen. Und was sie der armen Monroe angetan haben. Es ist die Art und Weise, wie sie getötet wurde, die so furchtbar ist, diese Schändung. Und jetzt haben sie Ihren Bruder umgebracht.«
Da Ry nichts sagte, blickte sie auf und sah, dass er wieder im Zimmer umherlief. Er blieb vor dem Schminktisch stehen und beugte sich vor, um in den Spiegel zu schauen, aber sie glaubte nicht, dass er sein Spiegelbild tatsächlich sah.
» Ich weiß, es klingt beinahe obszön, das zu sagen, aber ich glaube, wir müssen das Ganze aus Nikolai Popows Blickwinkel betrachten. Wenn er nicht wusste, dass sich Ihre Großmutter das Amulett zurückgeholt hatte, dann war es für ihn nicht ›grundlos‹.«
» Ja, ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Zoe.
Ry richtete sich auf und fuhr herum. » Was zum Teufel war also in dem Ding, dass der KGB einen Präsidenten der Vereinigten Staaten tötete, nur weil sie glaubten, er habe davon getrunken?«
Zoe schauderte unwillkürlich. » Ich weiß es nicht, aber ich glaube, wir sollten es lieber schnell herausfinden, bevor unsere Unwissenheit uns umbringt. Und wo ist das Amulett jetzt? Katja hat es sich zurückgeholt, dann sollte man meinen, dass es in der Schatulle mit der Ikone und dem Film gewesen wäre.«
Ry seufzte und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. » Vielleicht hat sie es weggeworfen, weil es so katastrophale Folgen hatte, dass sie es Marilyn gegeben hat.«
Zoe schüttelte den Kopf. » Das hätte sie nie getan. Sie mag es jemandem aus Liebe gegeben haben, aber sie hätte es niemals einfach weggeworfen. Es war der Knochenaltar, und sie war die Hüterin.«
Ry kam und setzte sich neben sie auf den Diwan. Er rückte ihr nicht zu nahe, dennoch spürte sie die Wildheit in ihm, die kaum gezügelte Gewalttätigkeit. War sein Vater auch so gewesen? Hatte sich ihre Großmutter deshalb zu Mike O’Malley hingezogen gefühlt?
» Glauben Sie, die beiden waren wirklich verheiratet? Ihr Dad und meine Großmutter?«
Ry schwieg einen Moment, dann sagte er: » Ja, sie waren verheiratet. Nach Galveston, als ich wusste, ich musste Katja Orlowa finden, um ein paar Antworten zu bekommen und den Film zu sehen, forschte ich an dem einzigen Ort nach ihr, wo ich sicher wusste, dass sie einmal gelebt hatte– im Gebiet von L. A. Ich habe ein Dokument über ihre Heirat in der russisch-orthodoxen Kirche zur Heiligen Jungfrau in Hollywood gefunden. Ein Michael O’Malley hat dort am 23. Juni 1962 Katja Orlowa geheiratet. Anna Larinas Geburtsurkunde und ihre Heiratsurkunde mit Ihrem Vater waren ebenfalls dort. Deshalb konnte ich Ihre Mutter so leicht ausfindig machen, nachdem mir alle anderen Spuren ausgegangen waren. Ich hoffte, Anna Larina würde mich irgendwie zu Katja führen.«
» Und Ihr Plan hat ja auch funktioniert«, sagte Zoe. » Auf eine verrückte Weise. Aber es ist irgendwie komisch, sich vorzustellen, dass sie verheiratet waren. Katja und Ihr Vater, meine ich. Es ist nicht so, als würde uns das zu Blutsverwandten oder so etwas machen, aber es ist trotzdem ein komisches Gefühl. Zwei Fremde mit einer Verbindung, von der keiner von uns wusste, und jetzt sitzen wir hier.«
» Und man schießt auf uns.«
» Das ist das eine«, sagte Zoe, und sie grinsten sich an wie Soldaten im Schützengraben während einer Feuerpause. » Und jetzt muss ich mich zu allem Überdruss auch noch mit dem Gedanken anfreunden, dass dieses Ungeheuer von Nikolai Popow mein Urgroßvater ist.« Sie lachte bitter. » Andererseits ist es nicht so, als hätte ich je eine normale Familie gehabt.«
Ry sagte nichts, aber er nahm ihre Hand, drückte sie sanft und ließ sie wieder los.
Ein Schweigen senkte sich zwischen sie, das von fast quälender Intimität war, aber durchwirkt mit so vielen widersprüchlichen Gefühlen, dass Zoe nicht wusste, was sie davon halten sollte. Vielleicht lag es an dieser frisch entdeckten gemeinsamen Vergangenheit, die so voller dunkler und hässlicher Geheimnisse war, aber sie hatte das Gefühl, als würde dieser Mann sie besser verstehen als irgendwer zuvor. Sie fragte
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