Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
sich, ob es ihm genauso ging.
» Woran denken Sie?«, fragte sie.
Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. » Dass das Ganze wie ein großes Puzzle ist. Wenn wir die Teile richtig zusammensetzen könnten, würden wir das vollständige Bild sehen.«
Zoe lehnte sich neben ihm in die Sofakissen und schaute zur Decke hinauf. » Nun ja, wir wissen, irgendwo existiert oder hat ein Amulett mit diesem Zeug existiert, das sich Knochenaltar nennt. Zeug, das so furchterregend ist, dass der KGB den amerikanischen Präsidenten getötet hat, als sie dachten, er habe es getrunken.«
» Aber nicht sofort«, sagte Ry. » Sie haben Marilyn im August 1962 ermordet, an dem Tag, an dem sie vermeintlich Bobby den Knochenaltar gab, damit der ihn an den Präsidenten weitergibt. Aber John F. wurde erst im November des darauffolgenden Jahres ermordet, ganze fünfzehn Monate später. Wenn Popow und der KGB wirklich glaubten, das Zeug mache ihn zu einer Gefahr für die Welt, warum haben sie dann so lange gewartet?«
» ›Gefahr für die Welt‹…«, wiederholte Zoe. » Das lässt den Altar wie etwas durch und durch Böses erscheinen. Und doch waren Popow und Ihr Vater bereit, die Frauen zu verraten, die sie liebten, nur um es in die Hände zu bekommen.«
» Ein kleiner Zuhälter hat mir einmal erzählt, wie er eine seiner Huren, die aus der Reihe getanzt war, mit einem Messer verletzt hatte. Er sagte, die Macht, die er gespürt hatte, als er sie schnitt, bewirkte, dass er sich wie ein Gott fühlte. Für manche Menschen, Zoe, kann der bloße Akt, etwas Böses zu tun, schon verführerisch sein.«
Ry beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. » Jedenfalls wissen wir vielleicht noch nicht, was der Knochenaltar ist, aber wir haben eine Vorstellung, wie er zur Ermordung Kennedys passt– sie haben ihn getötet, weil sie dachten, er habe davon getrunken. Das ist also mindestens ein Teil des Puzzles. Und wir wissen außerdem, dass es zwei verschiedene Bösewichter auf Sie abgesehen haben– Mr. Pferdeschwanz, der den Knochenaltar will, und Yasmine Poole, die den Film will.«
» Sie könnten allerdings beide für Nikolai Popow arbeiten«, sagte Zoe. » Vergessen Sie nicht, dass Katja sein Gesicht auf dem Film hat. Er war der Typ mit dem Regenschirm, der Ihrem Vater damit das Signal gab, dass die Limousine des Präsidenten kommt. Deshalb hat er einen guten Grund zu verhindern, dass der Film je ans Licht kommt. Gleichzeitig wissen wir jetzt, dass er schon in den Dreißigerjahren hinter dem Knochenaltar her war, so…« Sie verstummte abrupt, als ihr ein Gedanke kam. » Moment, das war dann ja vor achtzig Jahren. Und das bedeutet, Popow müsste inzwischen steinalt sein. Das reißt ein ziemliches Loch in meine Theorie, oder?«
Ry lächelte müde. » Tatsächlich müsste er etwa hundertzehn sein, wenn er noch am Leben wäre. Bei der Suche nach Ihrer Großmutter habe ich ein paar Recherchen zu Nikolai Popow angestellt, der Anfang der Sechzigerjahre Generalbevollmächtigter des KGB war. Wie Sie sich vorstellen können, war nicht viel zu finden, aber soweit ich in Erfahrung brachte, wurde er etwa zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende in St. Petersburg geboren. Bis zu Breschnews Tod im Jahr 1982 übte er sehr viel Macht hinter den Kulissen aus. Nachdem er beim neuen Regime nicht mehr so hoch im Kurs stand, zog er sich offenbar auf seine Datscha zurück, um seinen Lebensabend zu verbringen. Danach wird er nirgendwo mehr erwähnt.«
» Auch keine Todesurkunde?«
» Ich habe jedenfalls keine gefunden. Andererseits gingen viele Dokumente beim Zusammenbruch der Sowjetunion verloren oder wurden absichtlich beseitigt.«
» Tja…«, sagte Zoe und streckte sich. » Eine Weile klang es jedenfalls nach einer guten Theorie.«
» Sie könnten in gewisser Weise sogar recht haben. Zumindest was das angeht, dass der Typ mit dem Pferdeschwanz für Popow arbeitet, meine ich. Anfang der Achtzigerjahre, als das organisierte Verbrechen in Russland so richtig in Schwung kam, tauchte ein Mann, der sich Mikhail Nikailowitsch Popow nannte, als der Pakhan einer großen Mafiaorganisation in St. Petersburg auf. Er erklärte, der Sohn des alten Meisterspions zu sein, bewies es sogar mit einer offiziellen Geburtsurkunde und ist seinem Vater angeblich wie aus dem Gesicht geschnitten. Jedenfalls mischt der Bursche jetzt überall mit– Prostitution, Erpressung, Auftragsmorde, Drogenhandel. Vor allem Methamphetamin.«
» Wie schön.
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