Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
Popows Blick auf mir fühlen, aber er sagte nichts, und so sagte ich auch nichts. Alles, was ich hatte, waren Fragen, und die hätte er ohnehin nicht beantwortet.
Aber dann konnte ich doch nicht anders. » Was zum Teufel haben wir da gerade getan? Wieso haben wir gerade Marilyn Monroe ermordet?«
» Sie war viel zu berühmt, und sie hätte den Mund nicht gehalten. All dieses Gerede von ihr über den Knochenaltar, dass sie ihn den Kennedys gegeben hat– Fragen hätten auftauchen können, und das wäre nicht gut gewesen. Ganz und gar nicht gut. Der Altar gehört Russland. Und wenn euer Präsident tatsächlich davon trinken würde…« Zu meiner Überraschung erschauderte er tatsächlich. » Das könnte sehr schlecht für unsere beiden Länder sein.«
Er zögerte einen Moment, dann zuckte er mit den Achseln. » Außerdem hat sie unsere Gesichter gesehen.«
Als wir wieder auf dem Santa Monica Boulevard waren, stieß Popow einen sehr russischen Seufzer aus und sagte: » Es spielt jetzt keine Rolle mehr. Was geschehen ist, ist geschehen. Jetzt müssen wir uns erst einmal mit Katja Orlowa unterhalten.«
Katja und ich wohnten zur Miete in einem kleinen viktorianischen Bungalow auf Bunker Hill, nicht weit von Angel’s Flight, der Kabelbahn, die bei ihrer Eröffnung im Jahr 1901 damit geworben hatte, » die kürzeste kostenpflichtige Eisenbahn der Welt« zu sein.
Popow fuhr ohne jede Hilfe von mir zu dem Haus, und das ließ mich überlegen, was er noch alles in den Taschen seines weiten russischen Anzugs haben mochte. Eine Pistole, wahrscheinlich. Ein Messer? Noch ein Klistier mit Chlorhydrat? Er war wie so ein Scheißpfadfinder– allzeit bereit.
Wir hatten keine Garage, und Parkplätze waren knapp in dieser Gegend, selbst damals schon, deshalb hielt er an einem Hydranten. Die Fenster waren dunkel, aber es war inzwischen nach Mitternacht, und ich dachte, Katja und Anna Larina würden wahrscheinlich in ihrem Bett liegen und schlafen. Allerdings sah ich ihr Auto nirgendwo stehen, vielleicht war sie also gar nicht zu Hause.
Wir stiegen aus und gingen die Stufen zur Haustür hinauf. Es waren viele, neunundzwanzig, um genau zu sein, und sie waren zu schmal, als dass wir nebeneinandergehen konnten. Deshalb ging Popow voran, und ich folgte. Katja hatte ein paar Geranientöpfe auf die Treppe gestellt, und ich überlegte, ob ich einen nehmen und ihm über den Kopf hauen sollte, aber ich tat es nicht, und schließlich standen wir vor der Tür, und er wartete darauf, dass ich den Schlüssel aus der Tasche fischte und sie öffnete.
» Sie werden ihr doch nichts tun?«, sagte ich und krümmte mich im nächsten Moment innerlich, weil es sich so armselig anhörte. Und so sinnlos. Er hatte soeben Marilyn Monroe wegen dieses Knochenaltars getötet, Herrgott noch mal. Und die hatte ihn überhaupt erst von Katja bekommen.
Aber ich sah ihm direkt in die Augen und ließ ihn mit seiner Lüge durchkommen.
» Natürlich nicht«, sagte er. » Sie ist Ihre Frau.«
» Schatz, ich bin zu Hause«, rief ich laut, wie sie es zu jener Zeit immer im Fernsehen machten, und glaub mir, es hörte sich selbst damals schon affig an. Andererseits dachte ich, dass es Popow wohl nicht besser wusste.
Ich hätte mir allerdings keine Sorgen machen müssen. Das Haus fühlte sich leer an.
Wir standen mitten in dem kleinen Wohnzimmer, das ganz von Katja geprägt war, verziert mit seltsamen, kauzigen Dingen, die sie von Flohmärkten und aus Chinatown angeschleppt hatte.
» Wo ist Ihr Schlafzimmer?«, fragte Popow.
Ich zeigte den Flur entlang. » Auf der rechten Seite.«
Während er in diese Richtung ging, marschierte ich schnurstracks zum Küchentisch, wo sie normalerweise eine Nachricht an die Zuckerdose lehnte, wenn sie unerwartet wegmusste. Aber da war keine.
Ich ging zurück ins Wohnzimmer und wartete, und nach ein paar Minuten kam Popow wieder zu mir. » Sie ist fort«, sagte er. » Mit dem Kind. Die Schränke sind leer.«
Ich wollte zum Schlafzimmer gehen, aber Popow packte mich an der Schulter und schleuderte mich gegen die Wand. Ich spürte seinen Griff bis zum Knochen, und für einen Moment sah ich meinen eigenen Tod in seinen Augen.
» Was haben Sie ihr erzählt?«, sagte er.
» Sie denkt, ich bin Location Scout beim Studio. Sie hat keine Ahnung, was ich sonst noch bin.«
» Warum ist sie dann weggelaufen?«
» Das weiß ich nicht«, sagte ich, und ich wusste es wirklich nicht. Damals.
Ich konnte es in dieser Nacht natürlich nicht
Weitere Kostenlose Bücher