Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
wuchs, Kapriolen schlug und Sie verzehrte. Sie mögen für immer jung und schön bleiben, aber der Preis, den Sie dafür zahlen, ist Ihre geistige Gesundheit. Sie bezahlen diesen Preis ohne Ihr Wissen und ohne Ihre Zustimmung. Und es wird nur immer schlimmer werden. Jedes Jahr auf dieser Erde wird Sie ein weiteres Stück Verstand kosten.«
Anna Larina schüttelte den Kopf. » Nein, das ist gelogen. Ein Trick, um mir den Altar abzuluchsen, nur wird er nicht funktionieren.«
» Hast du dich nie gefragt«, sagte Zoe, » warum deine Mutter dir den Altar gegeben hat, damit du nicht stirbst, aber nie selbst davon getrunken hat? Sie hat die Rolle der Hüterin deshalb nicht an dich weitergegeben, weil sie sah, was du aus deinem Leben gemacht hast. Du bist eine Pakhan der russischen Mafia. Wie viel verdorbener und verrückter…«
» Ich bin nicht verrückt!«, schrie Anna Larina und erschrak selbst. Aber dann tat sie es mit einem Achselzucken ab und lachte kurz auf. » Na gut, das war vielleicht ein bisschen zu verräterisch. Und du kannst dir dein höhnisches Grinsen sparen, Sergei, denn es spielt keine Rolle. Ihr könnt glauben, was ihr wollt. Ich nehme mir, was mir gehört.«
Und was dann, Mutter?
Zoe sah nicht, wie ihre Mutter sie lebend aus der Höhle lassen könnte. Ry würde sie allein schon aus Prinzip töten, weil sie der Pakhan war und er sie verraten hatte. Aber würde Anna Larina wirklich ihr eigenes Kind töten? Was trug sie in sich– eine Krankheit oder das Böse?
Es spielte keine Rolle. Denn als sie vom seelenlosen Gesicht ihrer Mutter zum Lauf der Waffe und wieder zurück blickte, begriff sie in ihrem Innern, dass es hier kein Verhandeln oder Erklären gab.
Dennoch versuchte sie es. » Bitte, Mutter. Warum tust du das?«
» Warum?« Anna Larinas Lachen war jetzt wild, unbeherrscht. » Das ist doch wohl offensichtlich. Warum sagst du es ihr nicht, Sergei? Du stehst da, plötzlich stumm wie ein Blutegel, und überlegst wahrscheinlich, wie du es anstellen könntest, mir diese Waffe zu entreißen. Erklär meiner naiven Tochter, aus welchem Grund ich den Knochenaltar haben will.«
» Außer weil Sie vollkommen plemplem sind? Die üblichen Verdächtigen: Geld und Macht.«
» Volltreffer. Denkt an die Milliarden von Dollar, die die Leute jedes Jahr für den vergeblichen Versuch ausgeben, dem Spiegel ein Schnippchen zu schlagen. Botox, Hautstraffung, Fettabsaugung– alles, um jünger auszusehen, als man ist. Um sich trotz aller Beweise des Gegenteils einreden zu können, dass man nicht mit jedem Atemzug, mit jeder Minute, die vergeht, stirbt.«
Zoe bemerkte, dass ihre Mutter, während sie sprach, auch immer weiter rückwärts, auf die Öffnung in der Felswand zuging. Die Kammer dahinter glühte jetzt rot wie ein Leuchtfeuer, das pulsierte und pulsierte…
» Niemand will glauben, dass das Wunder seines einzigartigen Ich einfach enden wird. Sich einfach im Nichts auflöst«, sagte Anna Larina und ging noch weiter zurück. Sie hob die Stimme vor Aufregung und Vorfreude. Vor Leidenschaft. » Stellt euch vor, was die Reichen dieser Welt mir bezahlen, mir überlassen würden dafür, dass sie nicht diesem Nichts entgegensehen müssten. Und ich könnte entscheiden, wem ich diesen Segen zuteilwerden lasse und wen ich verdamme. Ich wäre Gott.«
Zoe sah den weißen Mündungsblitz der Waffe einen Sekundenbruchteil, bevor sie den Knall hörte.
Ry stöhnte auf und fiel mit dem Gesicht voran in den schwarzen, öligen Tümpel.
Anna Larina hörte das Echo ihrer eigenen Stimme– Gott … Gott - zusammen mit dem Schuss zwischen den Felswänden hallen, dann drehte sie sich schnell um und huschte durch die Öffnung im Fels in die rot pulsierende Kammer.
Aber fast gegen ihren Willen blickte sie noch einmal zurück, als wollte sie es eigentlich nicht wissen, und sie sah, wie Zoe versuchte, Ry an seinem Mantel aus dem Tümpel zu zerren.
Ja, so kenne ich mein Mädchen. Ich wusste, du würdest versuchen, ihn zu retten, denn das tust du immer. Also bring ihn in ein Krankenhaus, bevor er stirbt, nur wird er trotzdem sterben, denn ich habe auf seinen Bauch gezielt, damit er leidet. Aber bring ihn ruhig weg, Zoe, und überlass mir den Altar, und später werden wir uns dann überlegen, was genau wir mit dir machen.
Der Knochenaltar. Er sah aus wie Blut auf dem Boden, glänzend, dickflüssig. Sie fand, er roch sogar wie Blut, und er schien nach ihr zu rufen, sie zu seinem roten, schlagenden Herzen zu ziehen.
Sie ging darauf
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