Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
übergab. Aber wie er ihnen erklärt hatte, war es längst Zeit für ihn, nach Galloway zurückzukehren und zu sehen, was seine übergeschnappte Verwandtschaft während seiner Abwesenheit getrieben hatte.
Zoe fuhr mit der Hand über das glatte Holz und dachte an den großartigen Preis, den der Schotte ihnen gemacht hatte, weil sie frisch verheiratet seien, wie er gesagt hatte, und weil sie ihr Charterjacht-Geschäft gerade erst anfingen, und er sei sicher, dass sie mit seiner » Schönheit« Erfolg haben würden. Hatte er erraten, dass es mehr als nur der Wunsch gewesen war, Boote zu vermieten, der sie hier auf die Jungferninseln geführt hatte? Dass auch das Leben für sie beide ganz von vorn anfing?
Sie schaute aus dem Bullauge in der Kombüse und sah Ry in dem Dingi in ihre Richtung über die Wellen hüpfen. Er trug nur eine abgeschnittene Jeans, ein ärmelloses weißes Top, eine Baseballmütze der Boston Red Sox und Flipflops an den großen Füßen. Er sah braun, gesund und gut aus, und er hatte hoffentlich an Mayonnaise für die Sandwichs und an Barneys Frischkäse gedacht.
Zoe nahm die Teller und trug sie auf das Deck hinaus. Im selben Moment stellte Ry den Motor ab und ließ das Beiboot zur Backbordseite der Jacht treiben. Er war nur ein paar Stunden fort gewesen, aber er strahlte sie an, als wäre er ein Jahr auf See gewesen.
» Ich habe die Majo und Barneys Frischkäse. Dank Gus, diesem Halsabschneider.«
» Gott sei Dank. Er miaut schon den ganzen Vormittag, und zwischendurch schaut er mich böse an und lässt durchblicken, was er von einer Jacht hält, die keinen Frischkäse in der Kombüse hat.«
» Bei Foxy in der Bar lief der Fernseher«, sagte Ry und warf die Leine an Bord. » Die Börse ist gestern um mehr als neunhundert Punkte abgestürzt. Sie mussten den Handel aussetzen, und alle sind in Panik. Dein Held Jackson Boone war auf CNN und hat über die Auswirkungen auf die Wahl gesprochen.«
» Er ist nicht mein Held.« Sie lachte. » Okay, vielleicht ein bisschen.«
Sie hatte den gut aussehenden, charismatischen Senator eines Abends Ende März in einem Zimmer des Watergate Hotels getroffen. Sie waren nur zu dritt gewesen, sie, Ry und der Senator, und Ry hatte den Film übergeben, weil er darauf vertraute, dass Boone das Richtige tun würde. Doch bisher war nichts davon irgendwo in den Nachrichten aufgetaucht, und vielleicht war es am besten so.
Der Senator hatte allerdings seinen Einfluss geltend gemacht, um sie von der Liste der Terrorverdächtigen streichen zu lassen. Das zumindest war also erledigt.
Ry gab ihr den Leinensack voll Lebensmittel und kletterte an Bord. » Ich sage dir, die halbe Insel war in der Bar, und alle hingen sie am Fernseher. Ich dachte schon, ich muss Gus schmieren, um ihn dazu zu bringen, den Laden aufzumachen.«
Er drückte ihr einen feuchten Kuss auf die Wange. » So, Schatz, was gibt es zu Mittag?«
Sie aßen ihre Fischsandwichs mit Majo und tranken zwei Painkiller von Foxy dazu, sein spezielles Rumgetränk, das tödlicher als LSD war, wie er gern sagte. Den Nachmittag verbrachten sie mit Segeln, Ry mit einer Hand und den Zehen am Ruder, Zoe in seinen freien Arm geschmiegt. Das Wasser war türkisfarben unter einem klaren Himmel, und der Wind blies ihnen sanft und warm ins Gesicht.
» Sascha Nikitin hat angerufen, während du an Land warst«, sagte Zoe. » Er sagte, für diesen Auftritt in Norilsk würde er dich am liebsten verfluchen.«
Mithilfe Swetlanas und ihres Cousins hatten sie eine Geschichte zusammengesponnen, um Rys Schusswunde zu erklären – dass ihn eine verirrte Kugel aus der Büchse eines Karibu-Wilderers getroffen habe. Eine Geschichte, die die Polizei nicht eine Sekunde lang glaubte. Am Ende hatte Ry sie bestochen, indem er anbot, seinen Einfluss geltend zu machen, damit Russlands größter Rockstar ein Konzert in Norilsk gab.
» Wenigstens habe ich nicht versprochen, dass er im Winter auftauchen würde«, sagte Ry.
Zoe dachte an die grässlichen minus neununddreißig Grad in Sibirien und schauderte allein bei dem Gedanken. » Er hatte auch eine Nachricht von seinem Vater. Die Fadenwürmer sind letztendlich gestorben, aber erst nachdem sie dreimal so lange gelebt hatten wie normal. Hundertfünfundzwanzig Tage. Das entspricht vierhundert Menschenjahren, falls der Knochensaft bei der menschlichen DNA genauso wirkt wie bei ihnen. Darüber hinaus, sagte er, seien die Würmer bis an ihr Ende praktisch jugendlich geblieben. Er will einen Artikel
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