Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
einen Decoder-Ring jederzeit.« Zoe trank ihr Wasser aus und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab. » Also, was wollen Sie von mir?«
» Das wird jetzt alles melodramatisch und surreal für Sie klingen, aber wir glauben, dass ein bestimmter Gegenstand in Ihren Besitz gekommen ist, der ernste Folgen für die nationale Sicherheit haben könnte. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Sie mir den Gegenstand unverzüglich aushändigen, ehe er in die falschen Hände fällt.«
Zoes Mund war trocken geworden, auch wenn sie etwas in dieser Art erwartet hatte. Von nun an würde sie vorsichtig sein müssen. Irgendwie würde sie möglichst viele Informationen aus dieser Frau herausbekommen müssen, ohne ihre eigene Unwissenheit zu offenbaren. Denn wie ihre Großmutter sie gewarnt hatte, war Unwissenheit ein schlechter Schutz gegen Gefahr.
» Ich bin im Besitz vieler ›Gegenstände‹«, sagte Zoe. » Sie werden schon etwas konkreter werden müssen.«
Yasmine Poole– falls das ihr richtiger Name war– schürzte ihre sehr roten Lippen, als hätte sie gerade eine Zitrone geküsst. » Einen Film. Eine Rolle 8-mm-Film, um genau zu sein. Und verschwenden Sie nicht unsere Zeit, indem Sie leugnen, ihn zu haben, Ms. Dmitroff. Wir wissen es beide besser.«
Der Film wieder, nicht die Ikone. Was war nur mit diesem verdammten Film?
» Wow, ich habe einen selbst gedrehten Film von der Geburtstagsparty eines kleinen Mädchens. Unsere Nation ist in Gefahr. Verhaften Sie mich sofort.«
Yasmine Pooles Miene verdüsterte sich. » Sich dumm zu stellen ist keine Strategie, die ich unter diesen Umständen empfehlen würde. Ich kann Sie nämlich tatsächlich verhaften, und Guantanamo Bay ist wirklich beschissen, glauben Sie mir.«
Zoe sagte nichts, und die Frau fasste ihr Schweigen als eine Art Kapitulation auf. » Ihr Land wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie in dieser Sache kooperieren würden, Ms. Dmitroff, denn es gibt andere, die vor nichts haltmachen werden, um diesen Film in die Hände zu bekommen, und es sind keine netten Menschen. Überhaupt keine netten Menschen.«
Yasmine Poole öffnete ihre Handtasche wieder und entnahm ihr ein Foto. » Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«
Das Foto zeigte einen Mann, der in einer verschneiten Kopfsteinpflasterstraße neben einem schmiedeeisernen Laternenmast stand. Er schien Mitte vierzig zu sein und sah außergewöhnlich gut aus, mit intensiven, zusammengekniffenen Augen, weit geschwungenen Wangenknochen und einer aristokratischen Nase.
» Sein Name ist Nikolai Popow«, sagte die Frau. » Er war ein hochrangiger KGB -Offizier während des Kalten Kriegs, ein böser, skrupelloser Mensch, der für unzählige Tote verantwortlich ist. Er ist natürlich längst im Ruhestand und genießt seine Datscha auf der Krim. Wir schätzen, dass er inzwischen in den Neunzigern sein muss, aber seine Macht und sein Einfluss sind ungebrochen.«
» Und Sie glauben, er hat es auf den Film abgesehen?«
» Zoe… Darf ich Sie Zoe nennen? Er lässt seine Agenten seit Jahren nach dem Film suchen.«
» Warum? Was hat er davon?«
Yasmine Poole schürzte wieder die Lippen. » Ach, meine Liebe, ich wusste, dass Sie mich das fragen würden. Leider ist die Antwort geheim. Topsecret.«
Zoe sah noch einmal auf das Bild, dann gab sie es der Frau, die sich Yasmine Poole nannte, zurück. Sie traute ihr nicht weiter, als sie spucken konnte. Irgendwie musste sie eine Möglichkeit finden, sich den Film anzusehen, denn offensichtlich war mehr darauf als ein Kindergeburtstag.
Sie bedachte Yasmine Poole mit dem ernsten Blick, den sie sonst bei Jurys einsetzte. » Ich möchte nur keinen Fehler machen.«
Die Frau tätschelte ihr die Hand. » Natürlich.«
» Nur, ich habe ihn nicht mehr bei mir.«
» Das weiß ich, Zoe«, sagte Yasmine Poole, und wieder hörte Zoe diese Spur von Bösartigkeit heraus. » Ich habe Ihr Hotelzimmer und Ihre Sachen durchsucht, während Sie geduscht haben. Sie haben ihn offenbar irgendwo deponiert, wo Sie ihn für sicher halten. Sagen Sie mir einfach, wo, und ich verschwinde aus Ihrem Leben. Dann können Sie den Rest Ihres Urlaubs in diesem schönen Land genießen. Sie scheinen mir nicht die typische Nightlife-Lady zu sein, aber es gibt immer eine Kunstmesse im Grand Palais um diese Jahreszeit.«
Gelächter vom Nachbartisch lenkte Zoe ab. Sie schaute hinüber und sah ein Paar in passenden Kapuzen-Sweatshirts, das zwischen zwei Espressos Händchen hielt.
Als sie wieder auf ihren
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