Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
zitterten. Sie war hungrig, aber sie befürchtete, wenn sie jetzt zu essen versuchte, könnte ihr übel werden. Sie bekam das Bild des Leichensacks nicht aus dem Kopf.
Sie rollte sich auf dem Bett zusammen und drückte ein Kissen an die Brust. Ihr war klar, sie müsste eigentlich zur französischen Polizei gehen und ihnen von dem Mann mit dem Pferdeschwanz erzählen, aber sie befürchtete, man werde sie zwingen, die Ikone und den Film herauszugeben. Möglicherweise würde sie sogar selbst in Verdacht geraten, und sie hatte unschöne Dinge über französische Gefängnisse gehört.
Sie lag eine Weile da, bis der bohrende Hunger bis zu ihrem tauben Gehirn vordrang und sie den Fluss an sich roch. Sie wäre gern auf dem Bett liegen geblieben, aber sie zwang sich aufzustehen, zu duschen und ihre neuen Sachen anzuziehen.
Sie ließ die ruinierten Kleidungsstücke im Hotel, nahm aber alles andere in ihrer Tasche mit. Sie setzte sich in das erste Café, zu dem sie kam, unter eine grün-goldene Markise und bestellte einen Salade niçoise und eine Flasche Evian.
Sie wusste, sie musste unbedingt nachdenken, aber sie saß nur benommen da, fror und fühlte sich sehr allein. Eine große, alte steinerne Kirche stand auf der anderen Straßenseite. Sie fragte sich, ob Kirchen immer noch Asyl für Verfolgte boten. Die Straßen ringsum waren voller Autos und Menschen, und sie sah dem Getriebe zu, während sie ihren Salat und ein halbes Baguette verschlang. Angeblich gab es mehr als zwei Millionen Menschen in Paris. Es musste doch möglich sein, unter so vielen Leuten unterzutauchen.
Nur dass man in der heutigen Welt keinen Schritt machen konnte, ohne eine Spur aus Zahlen zu hinterlassen. Kreditkarte, Pass, Führerschein, Sozialversicherungsnummer. Selbst ihr Bibliotheksausweis hatte einen Barcode und eine Nummer. Falls Mr. Pferdeschwanz einen Kontakt bei der französischen Polizei hatte, wartete er möglicherweise schon am Hotel auf sie. Sergei, als einer der Gorillas ihrer Mutter, würde sie sogar noch schneller finden, da die Kontakte der russischen Mafia in jede größere Stadtverwaltung auf der Welt reichten.
Ein Schatten fiel über ihren Tisch.
22
Es war eine Frau, eine Fremde. Gut, eine wunderschöne Frau in einem hinreißenden roten Designerkostüm, und da sie Augenkontakt hergestellt hatten, lächelte Zoe und rutschte ihren Stuhl näher an den Tisch, weil sie dachte, die Frau wolle sich vorbeiquetschen. Stattdessen zog sie den Stuhl gegenüber von Zoe heraus und setzte sich.
» Ms. Dmitroff– nein, fahren Sie um Himmels willen nicht hoch wie ein Schachtelteufel. Das ist das Letzte, was Sie jetzt tun sollten.« Die Frau legte eine schwarze, lederne Chanel-Tasche auf den Tisch, faltete die Hände darüber und sah sich vorsichtig um. Dann beugte sie sich zu Zoe. » Schließlich wissen wir nicht, wer uns möglicherweise beobachtet.«
Die Frau blickte sich wieder um, dann öffnete sie die Chanel-Tasche, holte eine passende Brieftasche hervor und klappte sie gerade lange genug auf, um einen eingeschweißten Ausweis mit ihrem Bild und einem Regierungssiegel erkennen zu lassen.
» Mein Name ist Yasmine Poole. Ich bin Agentin der Central Intelligence Agency.«
Zoe schnaubte, denn alles, was es brauchte, um diesen Albtraum komplett zu machen, war die CIA . » Und ich bin Batgirl. Tut mir leid, aber ich habe meinen Decoder-Ring im Hotel gelassen.«
» Also bitte, Ms. Dmitroff. Sie sind intelligent genug, um zu wissen, dass nicht alle Agenten mit Jet-Ski und fliegenden Motorbooten herumrasen und die Welt vor Oberschurken retten. Ich arbeite seit zehn Jahren für die CIA , aber an den meisten Tagen können Sie mich an einem Schreibtisch in Langley antreffen, wo ich analysiere, welche Auswirkungen der Preisanstieg von einem halben Scheffel Reis in der Mongolei auf die Weltwirtschaft haben wird.«
Sie lächelte, und Zoe erwiderte das Lächeln.
» An den meisten Tagen«, sagte Zoe, » finden Sie mich am Telefon in meinem winzigen Anwaltsbüro in der Mission Street, wo ich einem Staatsanwalt, für den Strafverteidiger irgendwo unter Ungeziefer rangieren, einen Vergleich abzuringen versuche. Und doch bin ich jetzt hier, und Sie sind hier– wie also kam es dazu?«
» Im Moment bin ich Ihnen von Ihrem Hotel hierhergefolgt. Wir hatten eine Viertelstunde, nachdem der Mann am Empfang Ihre Kreditkarte durch sein Lesegerät laufen ließ, Ihren Aufenthaltsort ermittelt.«
» Ist bestimmt nett, so einen tollen Ausweis zu haben. Schlägt
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