Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
welcher Welt sollte mir mein Instinkt raten, Ihnen zu trauen?«
» Ich denke, Sie sollten sich zumindest anhören, was ich zu sagen habe.«
» Okay, dann können Sie mir als Erstes erzählen, wie Sie mich so leicht gefunden haben. Schleppe ich einen Peilsender oder so etwas mit mir herum?«
Sein Mund verzog sich tatsächlich zu einem leichten Lächeln. » Wenn eine Person gejagt wird, und diese Person ist ein Amateur, dann versteckt er sich an einem Ort, der ihm vertraut ist. Ich rechnete damit, dass Sie früher oder später zu dem Laden gegenüber von dem Museum zurückgehen würden, wo Sie den Film bekommen haben. Und prompt sind Sie gerade dort aufgetaucht, als man die Leiche herausgetragen hat.«
Zoe hatte bisher den Tod des alten Mannes nicht beweinen können, aber jetzt stiegen ihr plötzlich Tränen in die Augen, und sie musste den Blick abwenden. » Müssen Sie es so ausdrücken, so als wäre es nur ein Routinevorkommnis? Er hieß Boris und war sehr nett, und der Mann mit dem Pferdeschwanz hat ihm ein Auge ausgestochen.«
Sergei oder Ry, oder wie er hieß, sagte nichts.
» Vielleicht waren Sie auch dabei. Vielleicht haben Sie ihm geholfen.«
» Das glauben Sie nicht.«
Sie lehnte sich zurück, sodass sie ihn von Kopf bis Fuß mustern konnte. » Sie sind wirklich kein echter Vors, oder? Trotz Ihres Gassenrussisch und der Tätowierung auf Ihrem Arm.«
» Die Tätowierung ist echt. Ich habe sie mir in einer tadschikischen Gefängniszelle verdient, aber das ist eine andere Geschichte. Was haben Sie mit dem Film gemacht? In ein Bankschließfach gesperrt?«
Sie nickte.
» Wir müssen uns diesen Film ansehen, Zoe.«
» Ich frage mich allmählich, ob es nicht so ist wie in diesem Kinostreifen, der vor einer Weile lief– Ring mit Naomi Watts. Wenn man ihn ansieht, stirbt man.«
» Man muss ihn nicht ansehen, um getötet zu werden.«
Zoe sagte nichts. Die Kirche war dunkel, still und kalt– wie das sprichwörtliche Grab, dachte sie.
» Sie wissen, was drauf ist, oder?«, sagte sie. » Auf dem Film.«
» Ja. Aber ich muss es sehen.«
Zoe atmete geräuschvoll aus. » Okay. Dann lassen Sie uns doch einfach in den nächsten Videoladen springen. Bestimmt haben sie einen von diesen altmodischen Projektoren zu mieten. Im Regal neben den Videobeamern.«
Sein Mundwinkel zuckte wieder. » Zufällig kenne ich einen Typen, der als Hobby alte… äh, Filme sammelt.«
» Pornos, meinen Sie?«
» Es sind nicht nur Pornos. Jedenfalls besitzt er so einen Projektor, wie wir ihn brauchen, und genau dort war ich heute Vormittag– ich habe das Ding bei ihm abgeholt.«
» Und mich mit Handschellen ans Bett gefesselt zurückgelassen.«
» Mit den besten und modernsten Handschellen, nebenbei bemerkt. Mann, da habe ich Sie gewaltig unterschätzt.«
» Ich fasse es als Kompliment auf.«
» So war es auch gemeint… Hören Sie, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir fahren zu der Wohnung zurück und sehen uns den Film Ihrer Großmutter an, und wenn Sie ihn danach nehmen und damit gehen wollen, werde ich Sie nicht aufhalten.«
Zoe saß einen Moment schweigend da. » Ich käme nicht einmal lebend bis zum Flughafen, oder?«, sagte sie dann.
» Wahrscheinlich nicht.«
Zoe holte den Film und ihre Ikone aus dem Bankschließfach, und sie fuhren auf die Île Saint-Louis zu der Wohnung von Sergeis… von Ry O’Malleys Freund. Der Projektor war da. Zumindest was das anging, hatte er die Wahrheit gesagt.
Sie hängten eine Reihe von Jagd-Drucken an der Wand ab, um eine freie Fläche zu schaffen. Zoe ließ ihn mit dem Film machen, da er zu wissen schien, was er tat. Er drehte ihn um Spulen und fädelte ihn durch Zähne. Sie verdunkelte inzwischen den Raum, indem sie die Jalousie zuzog.
Sie empfand eine merkwürdige Mischung aus Aufregung und Angst. Sie wusste, was sie jetzt gleich zu sehen bekam, würde ihr Leben wahrscheinlich für immer verändern. Aber ihr Leben war bereits verändert, es war bereits in Gefahr, und wenigstens würde sie jetzt ein paar Antworten bekommen.
Und wenn sie gesehen hatte, was auf dem Film war, vielleicht würde sie dann besser mit Sergei… Ry fertigwerden. Und mit den übrigen Jägern.
Der Projektor war geräuschvoll, mit einem surrenden Ventilator, und der Film klapperte, als er durch die Zahnräder geführt wurde. Schwarze Spuren tanzten an der Wand, und plötzlich erschien das Gesicht von Zoes Mutter, in Nahaufnahme, ein breites Lächeln teilte ihren kleinen Mund. Es war ihr achter
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