Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
Sachen anzog.
Etwas steckte in der hinteren Tasche ihrer Jeans… zwei durchweichte Blätter… O nein, bitte nicht … Aber er war es. Der Brief ihrer Großmutter.
Tränen brannten plötzlich in ihren Augen, ihre Brust schmerzte. Sie musste den Brief nach Verlassen des Museums in ihre Tasche gesteckt haben, und dann war sie in die Seine gesprungen. Die Worte ihrer Großmutter waren jetzt nur noch verschmierte blaue Tinte und…
Unten wurde eine Tür zugeschlagen, und sie erstarrte. Dann hörte sie Schritte, die sich auf dem Gehsteig entfernten, und sie atmete langsam aus. Sie steckte den Brief ihrer Großmutter, auch wenn er jetzt ruiniert war, in die Umhängetasche und ging zur Tür.
Sie marschierte in die erste Bank, in die sie kam, und mietete ein Bankschließfach. Sie wollte die Ikone und den Film an einem Ort aufbewahren, wo niemand an sie herankam.
Während sie in dem Raum mit den Schließfächern war, begann sie, alles in ihren Palmtop zu tippen, woran sie sich von dem Brief ihrer Großmutter noch erinnerte, aber dann kam ihr in den Sinn, dass die Batterie erschöpft sein könnte, ehe sie sie neu laden konnte, deshalb schrieb sie alles auf ein Stück Briefpapier der Bank.
Sie verließ die Bank mit ihrer Tasche und fühlte sich tausend Pfund leichter. Nebenan drang laute Hip-Hop-Musik aus einer Modeboutique. Sie ging hinein und kaufte ein zweites Paar schwarze Jeans, einen schwarzen Rollkragenpullover, Unterwäsche und eine neue, schickere schwarze Lederjacke. Die Ausgaben würden ein beträchtliches Loch in ihre Finanzen reißen.
Die Verkäuferin war jung, freundlich und darauf erpicht, ihr Englisch anzuwenden. Zoe fragte, wo sie ein Taxi bekommen würde, um zurück zum Musée de Cluny zu fahren.
Jetzt, da sie wieder denken konnte, fand sie, sie sollte noch einmal zu dem Trödelladen fahren und mit Boris sprechen. Er hatte Lena wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Madonna auf Anhieb als Hüterin erkannt. Sicher konnte er ihr noch mehr über die Ikone und die sie begleitenden Volksgeschichten erzählen.
Zoe bat den Taxifahrer, sie gegenüber dem Museum aussteigen zu lassen. Doch als sie in die kleine Seitenstraße einbog, sah sie zu ihrem Entsetzen, dass sich vor dem Laden des alten Mannes eine Menschenmenge versammelt hatte und ein Rettungswagen sowie zwei Polizeiautos mit rotierendem Blaulicht davorstanden.
Sie schob sich durch die Menge, ihr Herz hämmerte dumpf und langsam. Bitte lass ihn nicht tot sein. Bitte lass ihn nicht tot sein.
Sie quetschte sich zwischen ein junges Paar und einen Mann mit einer fleckigen Metzgerschürze, und im selben Moment ging die Tür des Ladens auf, und zwei Sanitäter trugen einen Leichensack auf einer Bahre heraus. Sie hörte den jungen Mann auf Englisch zu seiner Freundin sagen: » Einer der Polizisten hat gerade gesagt, dass dem Mann das Auge ausgestochen wurde.«
Der Boden schwankte unter Zoes Füßen, und sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Galle stieg in ihrer Kehle hoch. Sie drehte sich rasch um und kämpfte sich aus der Menge heraus.
O Gott, o Gott. Das war alles ihre Schuld. Sie musste den Mann mit dem Pferdeschwanz gestern direkt zu dem Trödelladen geführt haben, und jetzt hatte er den alten Mann getötet. Aber nicht, ohne ihm vorher das Auge auszustechen, und dafür gab es keinen Grund. Boris hatte die Ikone nicht mehr gehabt, und er konnte unmöglich wissen, wo sie war.
Sie wankte die bevölkerten Gehsteige entlang, ohne zu wissen, wohin sie ging, und ohne sich darum zu kümmern. Einmal wäre sie fast auf die Straße geraten und vor einen Bus gerannt.
Sie kam an einem Mulitplex-Kino vorbei und dachte daran hineinzugehen, um ihre Spur zu verwischen, aber sie ging weiter. Sie brauchte ein Hotel, einen Ort mit einer Dusche und einem Bett. Einen Ort, wo sie sich hinlegen und nachdenken konnte, was sie nun tun sollte.
Sie fand in einer der kleinen Seitenstraßen eines, das vielversprechend aussah. Der Teppich in der Eingangshalle war durchgetreten und die Palme halb tot– mit Sicherheit kein Hotel, in das amerikanische Touristen strömten.
Der Mann am Empfang hatte einen mitleiderregenden Schnauzbart, und seine Nase lief. Er behauptete, nur noch ein freies Zimmer zu haben, einen kleinen Raum im obersten Stock, zur Straße hinaus, nur mit Dusche, ohne Badewanne. Ob sich Madame sicher sei…?
Madame war sicher.
Der Aufzug war kleiner als eine Telefonzelle. Madame nahm die Treppe.
Erst als sie auf dem Bett saß, merkte sie, wie heftig ihre Beine
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