Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
Geburtstag, wie das mit bunten Buchstaben bemalte Banner an der Wand hinter ihr verkündete. Sie zeigte auf den weiß glasierten Kuchen mit den acht Kerzen, aber Zoe wusste, innen war er aus Schokolade, der Lieblingskuchen ihrer Mutter, ihr eigener Lieblingskuchen.
Und da war ihre Großmutter Katja, so hübsch, so glücklich, sie tanzte beinahe um den Tisch. Es war, als würde sie sich selbst sehen, verkleidet für ein Theaterstück. Wie sehr sie den beiden doch ähnelte.
Sie sahen, wie das Mädchen die Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen ausblies und seine Geschenke öffnete. Katja war immer da, half, einen Bogen zu entwirren, einen Papierhut gerade zu rücken. Zoe versuchte, sich vorzustellen, was diese scheinbar hingebungsvolle Mutter dazu gebracht haben könnte, ihr Kind zu verlassen, aber sie konnte es nicht. Und wer war die Person hinter der Kamera? Der Stiefvater, an den sich Anna Larina kaum erinnerte?
Das Geburtstagsfest verblasste zu Weiß, weitere schwarze Kratzspuren flimmerten über die Wand.
Dann plötzlich ein Farbspritzer. Blau…
23
Die Kamera schwenkt einen breiten Boulevard entlang, Gebäude auf einer Seite, eine Art Park auf der anderen, die Sonne scheint von der großen blauen Schüssel eines Himmels. Und da sind Leute, sie jubeln, auch wenn man sie nicht hören kann. Motorradpolizisten und Limousinen fahren langsam auf die Kamera zu, ein Autokorso.
Plötzlich zoomt die Kamera auf ein überlanges dunkelblaues Lincoln Cabriolet mit amerikanischen Flaggen auf den Kotflügeln. Zwei Männer sitzen auf dem Vordersitz, ein Paar in der Mitte und ein Paar hinten, und sie lächeln und winken der Menge zu, die die Straße säumt.
Die Kamera geht auf ein Gesicht. Das dichte Haar des Mannes glänzt in der Sonne, die großen weißen Zähne blitzen.
Es ist John Fitzgerald Kennedy.
Die Kamera bewegt sich langsam, während Kennedy den Kopf dreht und die Frau neben ihm ansieht. Es ist die First Lady, Jackie, die ein rosa Kostüm trägt und ihr Markenzeichen, den Pillbox-Hut. Sie scheinen einen Augenblick der Intimität zu teilen, des Triumphs vielleicht. Die Kamera verharrt auf ihren Gesichtern, und sie sind so voller Leben, so schön. Sie sind auf dem Gipfel angelangt.
Aber die Kamera zieht jetzt von ihnen weg, sie verlässt die motorisierte Kolonne in der Ferne und schwenkt über eine geschwungene weiße Pergola, deren Säulen klassisch griechisch aussehen und sich unter der hellen Sonne von Texas etwas merkwürdig ausnehmen. Dann kommen frühwinterlich kahle Bäume ins Bild und kugelförmige Straßenlampen entlang einem offenen Grashügel. Hier sind weniger Menschen, beinahe unheimlich still warten sie darauf, dass der Konvoi an ihnen vorbeifährt.
Die Kamera verweilt einen Moment auf einem gut aussehenden barhäuptigen Mann in einem tadellos sitzenden dunklen Anzug, der neben einem Freeway-Schild steht. Er trägt einen Regenschirm in der Armbeuge, was merkwürdig ist, denn man sieht nicht ein Wölkchen am Himmel, aber jetzt verlässt ihn die Kamera und wandert zu einer typisch amerikanischen Familie weiter, die direkt aus den Seiten der Saturday Evening Post spaziert sein könnte. Die Mutter sieht aus wie ein Jackie-Double in ihrem ärmellosen roten Kleid und den passenden Schuhen, der Vater hat seinen Sohn auf die Schultern gehoben und erklärt ihm vielleicht, dass er sich sein ganzes Leben lang an diesen Tag erinnern wird. Der Tag, an dem er den Präsidenten der Vereinigten Staaten gesehen hat.
Die Kamera macht jetzt einen Sprung, hinüber zu einem Holzzaun, der den Grashügel von einem Parkplatz in der Nähe eines Eisenbahngeländes trennt. Sie hält plötzlich an und stellt auf einen Mann in braunem Anzug mit Hut scharf, der hinter dem Zaun steht und ihn als Deckung benutzt, denn er hat ein Gewehr in den Händen.
Die Kamera ruht auf seinem Profil, studiert seine nachdenkliche Miene, als der Mann plötzlich den Kopf dreht und direkt in das Objektiv schaut, und seine Augen hellen sich auf, als wüsste er, dass er der Star in diesem makabren Amateurfilm ist, und als wolle er, dass es auch alle anderen wissen. Aber nach einem Moment wird sein Gesicht hart, grausam, und er wendet den Blick ab, zurück in Richtung des Grashügels.
Langsam setzt er das Gewehr an die Schulter und späht durch das Visier.
Dann verschwimmt alles – Pergola, Bäume, Gras, Asphalt, Menschen –, nichts als ein Wirbel aus Farben, bis die Kamera wieder bei dem adrett gekleideten Mann mit dem Regenschirm verharrt. Der
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