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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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der ganzen Stadt (angeblich) Heroin im Wert von mehreren hunderttausend Dollar verkaufte?
    Trotzdem war es beunruhigend, zu erfahren, dass das Haus, in dem man aufgewachsen war, in dem man laufen gelernt hatte, in dem man seine ersten Bücher gelesen, seine ersten Geschichten geschrieben und seine erste Freundin befummelt hatte, zum Hauptquartier von Leuten geworden war, die ihre Zeit damit verbrachten, Heroin in winzige Plastiktütchen zu stopfen.
    Ich hatte die Story dann nicht weiterverfolgt.

     
    Wenn heute tatsächlich der 25. Februar 1972 war, dann war ich drei Tage alt und lag, nur einen Block von hier, schlafend in meinem Kinderbett.
    Ich fragte mich, wie weit ich es in diesem Traum wohl treiben konnte.
    Dieser Abschnitt der Darrah Street wurde zur Hälfte von Wohnhäusern, zur Hälfte von einem Gewerbegebiet gesäumt - auf der einen Seite kleine Reihenhäuser, auf der anderen eine Feuerwache und eine Fabrik. Diejenigen, die auf der Reihenhausseite wohnten, wurden beim Blick aus den Vorderfenstern ständig an die Arbeit erinnert. Und diejenigen, die auf der anderen Straßenseite arbeiteten, wurden ständig an zu Hause erinnert.
    Ich stand auf der Fabrikseite der Straße und betrachtete das Haus meiner Kindheit. Was mir als Kind so groß vorgekommen war, wirkte jetzt, mit den Augen eines Erwachsenen, lächerlich beengt. Vor dem Haus parkte der Dodge Dart meiner Eltern. Das Vordach war noch nicht weiß gestrichen; ich kann mich erinnern, dass mein Dad das tat, als ich fünf oder sechs Jahre alt war, und wie ich ihm dabei »geholfen« habe. Jetzt waren der ursprüngliche braune Backstein und der ockerfarbene Zement zu sehen. Im Wohnzimmerfenster brannte Licht.
    Von der anderen Straßenseite aus konnte ich mich schreien hören.
    Zumindest nahm ich an, dass ich das war. Das Geschrei kam offensichtlich direkt aus dem Vorderfenster
von Nummer 4738. Und ich war zu dieser Zeit das einzige Baby im Haus.
    Ich blickte nach links, dann nach rechts - die Straße war leer -, dann ging ich hinüber und lief die Betonstufen zum Vordach hinauf. Ich fühlte mich, als würde ich das Bühnenbild einer Schulaufführung betreten. Alles war so winzig.
    Ich hatte gar nicht mehr gewusst, wie die Einrichtung unseres Hauses in meiner Kindheit ausgesehen hatte. Es stammte direkt aus dem Lifestyle-Führer für den modernen Hippie: rote Samtwände, braune Teppiche. In einer Ecke stand eine Buddhastatue, umgeben von Weihrauchgefäßen und Aschenbechern. Außerdem gab es eine Fernsehtruhe - gebraucht, stellenweise abgeschlagen. Meine Mom hockte auf einer Secondhand-Couch. Ich wusste noch, wie ich auf die Couch geklettert war, bis das Gestell drohte, unter meinem Gewicht zusammenzubrechen.
    Meine Mom zitterte. Nein - sie schluchzte. Das Gesicht in den Händen.
    In der anderen Ecke des Zimmers stand ein Korbwagen. Er zitterte ebenfalls leicht. Ich konnte mich selbst nicht sehen, doch ich hörte, wie ich unablässig schrie. Entweder hatte ich Hunger, oder ich hatte mir in die Hose gemacht. Ganz egal, was. Ich brauchte irgendeine Form von Zuwendung.
    Komm schon, Mom. Worauf wartest du noch? Nimm mich raus! Wo ist mein Dad? Warum nimmt er mich nicht hoch?

    Dann fiel es mir wieder ein. Ich war an einem Dienstag geboren geworden; es musste also Freitag sein. Showtime. Mein Dad und seine Band hatten irgendwo einen Auftritt.
    Ich hörte einfach nicht auf zu schreien. Ich spürte, wie meine Hände zu zittern anfingen. Warum nahm sie mich nicht heraus? Hatte sie etwa schon genug von mir?
    Bevor ich mich’s versah, hatte ich meine rechte Hand gehoben. Und fing an, mit meiner Faust gegen das Fenster zu klopfen.

IV
    Der Mörder meines Vaters

    Meine Mutter hob den Kopf. Ihr Gesicht war knallrot. Mein Gott, war sie jung. So unglaublich jung.
    »Ist da jemand?«, fragte sie; ihre Stimme drang gedämpft durch das Glas.
    Plötzlich bekam ich es mit der Panik und hechtete links neben das Fenster.
    »Hallo? Ist da jemand?«
    Kurz darauf erschien ihr Gesicht am Fenster und spähte hinter den aufgezogenen Vorhängen nervös nach draußen. Für einen Moment hielt ich die Luft an. Sie war bei meiner Geburt erst achtzehn Jahre alt, doch dieses Alter war nur etwas Abstraktes. Für mich war sie immer meine Mutter gewesen, immer achtzehn Jahre älter als ich. Außer jetzt. Jetzt war ich ein Geist, der auf der Veranda vor dem Haus seiner Kindheit stand, ich war siebenunddreißig Jahre alt und betrachtete das Gesicht der Frau, die mich zur Welt gebracht hatte -

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