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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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dagegen und konzentrierte mich darauf, ruhig zu atmen.
Ich hörte, wie Ernas schrille Stimme den Flur entlanghallte: »Hör mir zu! Sei endlich still! Oder willst du, dass man uns rausschmeißt? Auf die Straße, wo wir wie die Tiere hausen müssen?«
    Und dann: »Halt die Klappe halt die Klappe HALT DIE KLAPPE. Keinen Mucks mehr!«
    Und schließlich:
    »BILLY ALLEN DERACE, HÖR ENDLICH AUF ZU SCHREIEN ODER ICH SORGE DAFÜR, DASS DU EINEN GRUND DAZU HAST.«

VIII
    Kein Mickey mehr

    Mir blieb kaum Zeit, den Namen richtig zu erfassen, bevor mich erneut jenes vertraute Schwindelgefühl erfasste. Nein, nein, nicht jetzt. Nicht jetzt! Ich schlug mit den Fäusten gegen die Wand, als könnte ich auf diese Weise noch ein paar Sekunden länger bleiben, um nachzudenken …
    Billy Allen Derace? Der zwölfjährige, rothaarige Junge dort unten sollte als Erwachsener meinen Vater erstechen?
    Aber sicher doch.
     
    Ich war keine zwei Sekunden wach, bevor Meghan sich über mich beugte und mir ins Ohr flüsterte. Ihr Atem war lieblich und warm. Auf meiner Haut hatten sich Schweißperlen gebildet, meine Wangen und meine Stirn glühten, und die Venen in meinem Schädel pochten.
    »Hey, du Genie, es hat nicht funktioniert.«
    Meine Knochen und Muskeln waren auf eine schon unwirkliche Weise entkräftet. Vielleicht hatte ich es mit den Pillen übertrieben. Vielleicht war der Verlust des Tastsinns in Armen und Fingern nur der Anfang - ein Vorbote künftiger Ereignisse. Vielleicht hatte Grandpa Henry zu viele Pillen geschluckt und war schließlich ins Koma gefallen.

    »Ja.«
    Ich versuchte, mich auf die Seite zu rollen. Doch schließlich gab ich es auf. Ich blieb besser flach liegen. Bis der Schweiß auf meiner Haut getrocknet war. Bis das Pochen nachließ. Und gönnte mir etwas Zeit, um mich zu erholen.
    Meghan legt mir die Hand auf die Stirn. Ich wollte das nicht. Meine Stirn war schweißgebadet und heiß - es war echt unappetitlich.
    »Willst du damit sagen, dass du diesmal nicht in die Vergangenheit gereist bist?«
    »Nein, nein … das bin ich schon.«
    »Und was ist passiert?«
    Ich wollte keine weiteren Fragen beantworten. Ich wollte nicht über den Schmetterlingseffekt nachdenken, über Beweise oder meinen tauben Arm, und auch nicht über Patty Glenhart oder Billy Allen Derace. Ich wollte bloß, dass das Pochen aufhörte und ich nicht mehr schwitzte. Ich wollte nur noch schlafen.
    »Mickey Wade, würdest du mir bitte antworten?«
    »Nein. Werd ich nicht. Du solltest jetzt gehen.«
    »Hey, was ist los?«
    »Bitte geh jetzt. Ich muss mich ausruhen.«
    Ihre Augen blitzten beleidigt auf, bevor sie mich plötzlich wütend anstarrte.
    »Schön«, sagte sie, und ein paar Sekunden später hörte ich, wie meine Apartmenttür zugeknallt wurde. Und noch etwas später donnerte die Hochbahn vorbei und rollte in den Bahnhof. Irgendwie schaffte ich es, mit nur
einem Arm auf die Couch zu klettern. Ich rollte mich, so gut es ging, zusammen und versuchte, das Polster zu ignorieren, das immer noch feucht von dem Energiedrink war, und an gar nichts zu denken.
    Außer der einen Sache, die mir nicht mehr aus dem Kopf ging.
    Billy Allen Derace.
     
    Ich schlief so lange, dass ich erst nachmittags wieder aufwachte. Ich war immer noch ganz benommen vor Erschöpfung. Wenigstens hatte das Pochen in meinem Kopf fast ganz aufgehört, und der Schweiß auf meiner Haut war abgekühlt und getrocknet. Andererseits war mein rechter Arm immer noch nutzlos. Taub. Tot.
    Aus einer Plastiktüte im Wandschrank meines Großvaters fischte ich einen alten Schal und formte daraus eine notdürftige Schlinge für meinen rechten Arm, damit er nicht mehr an mir herunterhing und bei jeder Bewegung hin und her baumelte. Ich überlegte, mir von meinem restlichen Geld eine richtige Schlinge zu kaufen. Doch Bier war die billigere Medizin. Vielleicht morgen.
    Die Hochbahn donnerte am Fenster vorbei und kam an der Haltestelle knirschend zum Stehen; sie beförderte die Pendler von der Arbeit nach Hause. Doch die wenigsten stiegen in Frankford aus, weil sie hier wohnten. Die meisten rannten die Treppe hinunter, in der Hoffnung die 59 oder die Linie K auf dem kleinen Bahnhof oben an der Arrott Street zu erwischen, die sie an einen
sicheren Ort im unteren Teil von Phillys Nordosten brachten. Oder sie fuhren mit der Hochbahn runter zur Endstation, Bridge and Pratt, nur zehn Blocks von hier, wo sie den Bus in den äußersten Nordosten oder in die Vororte nahmen. Sie hielten sich nicht länger

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