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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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Idee.«
    »Zerteil einfach die Pille.«
    »Soviel wir wissen, sind diese Pillen für das Taubheitsgefühl verantwortlich. Und für die Halluzinationen.«
    »Das sind keine Halluzinationen.«
    Meghan gab mir trotzdem das winzige Stück Tablette.
    »Du bist ein Idiot.«
    »Direkt da oben.«
    Ich deutete auf den abgeschlagenen Holzrahmen der Badezimmertür. Der Rahmen war 1972 im selben Zustand wie in der Gegenwart. Soweit ich wusste, war er nicht mal gestrichen worden.
    »Ich werde zurückreisen und deine Initialen in den Rahmen ritzen.«
    »Du bist so romantisch.«

    Ihre Initialen waren MC. Kurz nachdem ich Meghan kennengelernt hatte, erfuhr ich, dass ihr Nachname »Charles« lautete - ein absolut typischer Main-Line-Name -, und ich nannte sie von da an MC Meghan, was wortwörtlich genommen keinen Sinn ergab und sie ohne Ende nervte.
    Meghan beäugte skeptisch den Rahmen, ja, sie streckte die Hand aus, um mit den Fingerspitzen darüber zu fahren, als hätte ich bereits ihre Initialen hineingeritzt und sie unter einer dicken Staubschicht versteckt.
    »Nochmal zum Mitschreiben …«
    »Es ist bescheuert, ich weiß.«
    Ich schnippte die Pille in meinen Mund, dann legte ich mich auf die Couch.
    »Bis gleich. Behalt den Türrahmen im Auge.«
    Schwindelgefühl. Schädelpochen. Müde Glieder. Dann fühlten sich meine Augenlider an, als wäre jedes tausend Pfund schwer.
     
    Im Büro des Jahres 1972 kam ich wieder zu mir. Und ja, mein rechter Arm war verschwunden, bis hoch zur Schulter. Eigentlich hätte mich das nicht überraschen sollen, doch das tat es. Und ich war mehr als nur ein bisschen entsetzt. Der fehlende Arm warf mich förmlich aus dem Gleichgewicht. Ich schwöre bei Gott, dass ich mich zur Seite neigte.
    Außerdem musste ich die Initialen mit nur einer Hand einritzen.

    Das Schärfste, was es in der Küchenschublade gab, war ein Buttermesser. Nicht gerade das ideale Schnitzwerkzeug. Wahrscheinlich benötigte ich meine ganze Reise in die Vergangenheit, um die zwei Buchstaben einzuritzen, aber sei’s drum. Ich wäre jetzt gerne in der Gegenwart gewesen, um Meghans Gesicht zu beobachten, während sich ihre Initialen von selbst in das mit aufgeplatzter Farbe überzogene Holz ritzten. Würden sie nach und nach erscheinen, eine Kerbe nach der anderen? Oder würde sie nach einem Lidschlag alles auf einmal sehen, eine Realität, die sich entsprechend verändert hatte.
    Ich fragte mich, ob Grandpa Henry irgendwann später die Initialen bemerken würde und sich deswegen den Kopf zerbrach.
    Die Vorstellung, dass ich die Wirklichkeit verändern würde, machte mir ganz schön zu schaffen. Ich hatte in meiner Jugend genug Science-Fiction-Romane gelesen, um vom sogenannten Schmetterlingseffekt zu wissen - nahm man in der Vergangenheit irgendwelche Veränderungen vor, konnte das in der Zukunft verheerende Auswirkungen haben. Würde so etwas Simples wie die Initialen in einem Türrahmen einen Unterschied machen? Sicher, wenn ich eine Botschaft wie HALTET EUCH AM 11. SEPTEMBER 2001 AUS NEW YORK FERN oder KAUF MICROSOFT-AKTIEN einritzen würde. Aber Initialen waren harmlos … oder?
    Andererseits hatte ich vor ein paar Stunden den Tod eines kleinen Mädchens verhindert. Und jetzt war eine
Person auf dieser Welt, die vorher nicht unter uns war. War an ihrer Stelle jemand anders gestorben? Hatte sie als Erwachsener irgendeine Gräueltat begangen? Was für ein Chaos hatte ich bereits angerichtet?
    Ich drückte gerade die Messerspitze in den Rahmen, als draußen vor der Tür ein lauter Schrei ertönte.
    Der Schrei eines Jungen.
     
    Ich wusste, dass ich besser nicht zur Tür ging. Dass ich an meinem ursprünglichen Plan festhalten und anfangen sollte, im Apartment meines Großvaters Meghan Charles’ Initialen in den Rahmen der Badezimmertür zu ritzen.
    Aber hinterher ist man immer schlauer. Nachdem man dir alles genommen hat und es zu spät ist, irgendetwas zu ändern.
    Stattdessen lief ich durchs Zimmer und drückte mein Ohr gegen die Glasscheibe.
    Ich hörte schwere Schritte.
    Es folgte ein Schlag, dann ein erneuter Schrei, und Schritte, die den Flur hinunterrannten. Dann wurde die Tür unten im Erdgeschoss mit voller Wucht zugeknallt. Nach ein paar Minuten schaffte ich es schließlich, die Wohnungstür zu öffnen.
    Strahlender Sonnenschein. Es war Morgen. Das Licht war so hell, dass ich die Augen zusammenkneifen musste. Ich sah jetzt nur noch Weiß. Und ließ das Buttermesser fallen. Dann knallte ich die Tür zu, lehnte mich

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