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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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als nötig in Frankford auf. Ihre Eltern hatten vielleicht noch einen Zwischenstopp eingelegt, um in den Geschäften auf der Avenue einzukaufen, doch diese Zeiten waren vorbei.
    Ich aß ein paar Äpfel und zum Dessert ein paar Löffel Erdnussbutter. Ich leerte vier Dosen Golden Anniversary und fühlte überhaupt nichts.
    Inzwischen hatte meine Mutter dreimal angerufen. Die ersten beiden Nachrichten waren die übliche Leier - was macht die Jobsuche, hast du deinen Großvater schon besucht, wir würden uns wirklich freuen, wenn du zum Essen vorbeikämst. Die dritte allerdings war neu.
    Mickey, dein Großvater ist wieder bei Bewusstsein.
     
    Grandpa starrte mich an.
    Für einen Moment fixierte er mich, dann wandte er den Blick wieder ab, als wäre er zu müde dafür. Er verdrehte die Augen und fuhr sich mit der Zunge durch den trockenen Mund, wie um etwas zu sagen. Doch es kam nichts. Er konnte weder Arme noch Beine bewegen. Nur die Augen, und die Lunge - langsam füllte sie sich mit Luft und drückte gegen seine Rippen, bevor diese einen Moment später wieder entwich.
    »Hi, Grandpa.«

    Erneut richtete der alte Mann kurz seinen Blick auf mich, dann schaute er wieder anderswohin.
    Meine Mom war mit uns im Zimmer. Sie war heute Nachmittag früher von der Arbeit gekommen, als sie den Anruf vom Krankenhaus erhalten hatte, und hatte auf mein Eintreffen gewartet. Jetzt sei ich an der Reihe, hatte sie gesagt.
    An der Reihe? Mit was eigentlich?
    Meine Mutter und ihr Schwiegervater hatten nicht viel füreinander übrig. Allerdings fühlte sie sich verpflichtet, ihn zu den Familienfeierlichkeiten einzuladen - und mein Großvater sagte fast immer zu, vielleicht aus demselben falsch verstandenen Pflichtgefühl. Doch sie redeten kaum miteinander, außer wenn sie sich »Frohe Weihnachten« oder »Frohe Ostern« wünschten oder wenn mein Großvater von meiner Mutter wissen wollte, wo sie das Bier aufbewahrte, oder wenn sie ihm noch etwas Kartoffelsalat anbot. Manchmal dachte ich, sie hielten nur mir zuliebe an diesem Affentheater fest, um mich nicht meines Wadcheck-Erbes zu berauben.
    Sie streckte die Hände aus, um mich zu umarmen.
    »Warum kommst du nachher nicht zum Essen vorbei?«
    Ich erwiderte ihre Umarmung nur halbherzig - hauptsächlich, weil meine abgestorbene rechte Hand in meiner Hosentasche steckte. Sie an mir herabbaumeln zu lassen, hätte Verdacht erregt, und sie in meiner Schalschlinge herumzutragen, hätte alle Unklarheiten in auffälliger
Weise beseitigt. Mom hätte mich sofort runter in die Notaufnahme geschleppt.
    »Mal sehen.«
    »Wir müssen miteinander reden, Mickey. Über deinen Großvater. Und darüber, was wir mit ihm machen sollen.«
    Er starrte uns an.
    »Mom, er liegt hier neben uns, weißt du?«
    »Ich weiß. Versuch jedenfalls gegen sechs vorbeizukommen. Du musst nur die Oxford …«
    »Ich weiß, wo du wohnst.«
    »Komisch, dass du dich dann nicht so verhältst.«
    »Ja, Mom. Tschüss.«
    Es vergingen weitere fünf Minuten, bevor ich den Mut aufbrachte, meine Fragen zu stellen. Grandpa, der sich nur mit den Augen verständigen konnte, schien mich darin zu bestärken.
    Er warf mir einen Blick zu, als wollte er sagen Gut, mach weiter, bevor er die Augen verdrehte und erneut schwer einatmete.
    »Ich habe die Pillen gefunden, Grandpa.«
    Das weckte seine Aufmerksamkeit. Unverwandt starrte er mich an.
    »Und ich hab sie genommen. Ich bin durch die Vergangenheit spaziert, so wie du wohl auch.«
    Er wandte den Blick nicht von mir.
    »Außerdem habe ich deine Unterlagen durchgesehen und die Ordner über Dad entdeckt.«
    Immer noch starrte er mich an.

    »Und ich weiß, wer früher im Apartment unter dir gewohnt hat.«
    Endlich zeigte er eine Reaktion. Grandpa kniff die Augen zusammen. Und er bewegte den Mund, als versuchte er erfolglos ein Stück Brot von seinem Gaumen zu schnalzen.
    »Was wolltest du dort? Wolltest du den Mord an Dad verhindern?«
    Grandpas Brust hob sich jetzt in kürzeren Abständen. Seine Augen huschten zur Tür, dann zurück zu mir. Sie waren weit geöffnet, doch dann drehte er sie erneut weg, als wäre er völlig erschöpft.
    »Was hattest du vor?«
    Aus seiner Kehle drang ein tiefes Rumoren - wie das Knurren eines Tieres, das, zunächst noch ganz leise, allmählich lauter wurde. Seine rechte Hand zitterte und ballte sich zu einer halben Faust.
    »Grandpa? Ich muss wissen, was du vorhattest.«
    Erneut öffnete er die Augen und sah mich an. Seine Kinnlade klappte kaum merklich nach

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