Alte Feinde Thriller
in die Vergangenheit reisen und die Sache wieder in Ordnung bringen.«
»Ach, richtig. Mit den magischen Pillen. Aber ich glaube nicht, dass es dir gelingen wird, die Sache wieder in Ordnung zu bringen, denn egal, wie sehr du dich auch dagegenstemmst, das Leben findet immer eine Möglichkeit sich noch stärker dagegenzustemmen.«
»Ich kann das wieder gradebiegen.«
»Nein, kannst du nicht. Die Pillen sind weg. Sie wurden gestohlen.«
»Ich weiß. Ich hab sie gestohlen.«
»Was? Du warst das? Wie denn?«
»Ich hab einen Burschen angeheuert, der für mich dort eingebrochen ist, aber genau genommen war es ja kein Einbruch, es ist ja meine eigene Wohnung.«
»Nein, ist es nicht. Sie gehört der Regierung.«
»Ja, und die Regierung schuldet mir noch was für das, was sie meiner Familie angetan hat. In Vietnam haben sie es nicht geschafft, meinen Jungen zu töten, also mussten sie ihn mit haufenweise Psychopillen erledigen. Schön, ich werde die Pillen gegen diese Scheißkerle einsetzen. Ich werde die Dinge wieder ins Lot rücken.«
Und schon hatte mein Großvater sie in der Hand. Er schob sich die Dinger in den Mund und kaute darauf herum, als wären es Bonbons.
Ich stürzte mich auf ihn, ohne daran zu denken, dass ich nur noch drei gesunde Finger hatte, denn das reichte
nicht. Trotz seiner vierundachtzig Jahre war er stark wie ein Ochse. Dank eines Lebens voller körperlicher Arbeit.
Er lächelte mich an, während er kaute und mich mit seinen fahlen Augen durchbohrte.
»Keine Angst. Du wirst dich an nichts von alldem erinnern.«
Selbst jetzt brachte er es nicht über sich, mich mit meinem Namen anzusprechen. Mickey. Er hatte ihn nie gemocht. Es hatte ihm nie gefallen, dass mein Dad mich nach einem tuntigen, breitlippigen Sänger einer Rockand-Roll-Band benannt hat.
»So funktioniert das nicht! Du kannst die Vergangenheit nicht ändern! Ich hab’s versucht. Das funktioniert nicht!«
»Du hast dich nur nicht genug angestrengt.«
»Was soll das heißen? Was hätte ich deiner Meinung nach denn tun sollen? In die Vergangenheit reisen und einen zwölfjährigen Jungen umbringen? Ist es das, was ich hätte tun sollen? Ist es das, was du vorhast? Grandpa, das kannst du nicht tun! Das geht nicht!«
Doch ich redete mit seinem bewusstlosen Körper. Er hatte die Augen geschlossen, und sein anderes Ich hatte seinen Körper bereits verlassen.
XII
Das Ende vom Lied
Die Sommersonne knallte mir auf Kopf und Nacken, als ich von der Klinik nach Hause jagte. Wo war jetzt mein Filzhut? Zu Haus. Im Apartment.
Ich würde mein letztes Geld dafür verbraten, mich mit Bier zuzuschütten, aber mit gutem Bier. Schließlich hatte ich was zu feiern, oder? Mein Großvater hatte sich gerade eine Überdosis Zeitreise-Pille verpasst und würde alles wieder in Ordnung bringen. Ich betrat also den Kiosk und marschierte schnurstracks zum Tresen.
»Hast du auch Sierra Nevada?«
Der Typ hinter dem Tresen musterte mich.
»Äh, nein. Bud, Coors Light, Yuengling, Old English.«
»Nichts von’ner kleinen Brauerei? Ehrlich nicht?«
»Hey, ich steh auch auf das Zeug. Aber das werd ich hier in der Gegend nicht los. Bist du nicht der Typ, der das ganze Golden Anniversary gekauft hat?«
»Ja.«
»Und du wohnst oben, oder?«
»Ja.«
Er streckte mir seine Hand entgegen.
»Willie Shahid.«
»Mickey Wade.«
»Nicht, dass es mich was angeht, aber wo steckt der grantige Alte, der oben gewohnt hat?«
»Du meinst meinen Großvater. Ihr habt euch nicht gut verstanden?«
»Na ja, wenn man als Bimbo bezeichnet wird, ist das nicht gerade förderlich für eine Beziehung. Dabei weiß ich nicht mal, was ein Bimbo ist.«
»Wahrscheinlich genau das, was du vermutest.«
»Hab ich mir gedacht. Also, das geht mich zwar ebenfalls nichts an, aber übernachten Freunde bei dir? Ich dachte, ich hätte vorhin oben Geräusche gehört.«
»Eigentlich nicht. Vielleicht war das meine Freundin, Meghan - die attraktive junge Frau, die du vor einer Weile mit mir zusammen gesehen hast. Oder es war einer der anderen Bewohner.«
»Andere Bewohner? Du bist der Einzige, der hier im Haus wohnt.«
»Ich bin was?«
»Ja. Hat dein Großvater dir das nicht erzählt?«
»Der Rest des Gebäudes steht leer?«
»Schon immer, seit ich vor fünf Jahren meinen Laden eröffnet habe.«
Gerade hatte ich die Haustür aufgeschlossen und wollte die Treppe hinaufstürzen, als ich ein Stöhnen hörte. Das Stöhnen einer Frau. Zunächst dachte ich, es wäre Erna. Doch
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