Alte Feinde Thriller
dann fiel mir ein, nein, das konnte nicht sein. Wir schrieben das Jahr 2009, nicht 1972.
Dann wurde mir plötzlich klar, wer es noch sein konnte.
Nein, nein, nein …
Ich weiß nicht mehr, wie ich die zwei Treppen raufgekommen bin. Sondern nur noch, wie ich mit meinen Schlüsseln herumfummelte, bis mir wieder einfiel, dass das Schloss kaputt war. Also trat ich die Tür des Apartments auf. Es war leer. Auf der Couch war niemand, auch nicht im Badezimmer, unter dem Schreibtisch oder im Wandschrank. Ich hetzte zurück in den Flur. Und hörte erneut das Stöhnen.
Ich versuchte es bei Apartment 3-B, doch es war verschlossen. Diesmal fackelte ich nicht lange, sondern trat die Tür sofort ein. Sie sprang leichter auf als erwartet. Vielleicht war es das Adrenalin, aber es lag wohl eher daran, dass man das Gebäude mit beschissenen Türen versehen hatte, als Dr. DeMeo es damals in sein kleines wissenschaftliches Labor verwandelt hatte.
Die Einrichtung von 3-B war unverändert, wie aus einem Versandhauskatalog der siebziger Jahre. Sparsam eingerichtet. Tisch, Stühle und eine billige Tischdecke mit einem schrecklichen Paisleymuster. Drei Kerzenständer. Wahllos über den Tisch verteilt, statt in einer Schale, ein Plastikapfel, Plastikweintrauben und zwei Plastikbirnen. Der Staub in der Wohnung wirkte unwirklich. Wahrscheinlich war ich die erste Person, die seit dreißig Jahren einen Fuß in die Wohnung setzte.
Zumindest der Erste mit einem Fuß aus Fleisch und Blut.
Als ich die Tür von 3-C auftrat und nach Meghan rief, sie anflehte, weiterzustöhnen, konnte ich sie gleich hören,
und mir wurde klar, was das hier war. Die Kontrollräume für seine Tests. Darum hatte er ein leeres Wohnhaus benötigt. Die Probanden lagen auf seiner Couch und versuchten mittels Astralprojektion die anderen Zimmer aufzusuchen. Und wenn sie es schafften, mussten sie die Einrichtung des Raums beschreiben. Ein Apfel, Doktor. Zwei Birnen. Und die hässlichste Tischdecke, die ich je gesehen habe.
»MEGHAN!«
Ein erneutes Stöhnen - unten im ersten Stock.
Und auf einmal wusste ich, wo sie steckte. In Ernas und Billys altem Apartment - 2-C.
Denn dort musste Billy sie hingeschleppt haben.
Sie lag zitternd auf dem Boden der leeren Wohnung. Und sie war so voller Blut, dass ich ihre Wunden überhaupt nicht sehen konnte. Ein Teil des Blutes auf dem Boden war bereits getrocknet. Sie lag also schon länger da.
»Meghan, bleib hier bei mir, alles wird gut, das Krankenhaus ist nur ein paar Blocks entfernt, ich rufe jetzt Hilfe, los, Meghan, schau mich an, ich bin hier, alles wird gut.«
Sie murmelte irgendetwas.
Ich konnte kaum was verstehen.
Hat auf mich gewartet.
Flur.
Er hatte kurz vor Sonnenaufgang im Flur auf sie gewartet.
Ich fingerte am Handy herum. Keine Ahnung, was ich der Person in der Notrufzentrale sagte, außer dass eine Frau niedergestochen wurde, bitte, beeilen sie sich, sie müssen sofort jemanden vorbeischicken, bitte, mein Gott, BITTE, gefolgt von der Adresse und der Nummer des Apartments. Außerdem nannte ich Willie Shahids Namen unten.
Ich hatte keine Ahnung von Erster Hilfe, außer dass man auf die Wunde drückt und versucht, die Blutung zu stoppen. Aber wo sollte ich anfangen? Meghans Gesicht und die Arme, ihre hübschen, schmalen Hände waren mit grauenvollen Schnittwunden und Kratzern übersäht. Außerdem war das Messer mehrere Male durch ihre Bluse gedrungen.
Ich konnte nichts weiter tun, als ihren Hals zu betrachten, der immer noch leicht zitterte - ein schwaches Lebenszeichen. Und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr etwas vorzulügen.
»Meghan, du kommst wieder in Ordnung«, sagte ich. »Der Krankenwagen ist schon unterwegs. Und das Krankenhaus ist nur ein paar Blocks entfernt. Du kommst wieder in Ordnung. Das sind nur ein paar Kratzer.«
Das war alles, was ich tun konnte.
Nein.
Das war nicht alles, was ich tun konnte. Ich hatte immer noch eine halbe Pille von letzter Nacht - als wir vor dem Adams Institute geparkt und versucht haben, Billy Derace zu wecken.
Ich schluckte die Pille und schloss die Augen, während ich das Brennen in meinem Blut spürte.
Billy spielte gerade mit einer Soldatenfigur, als ich die Eingangstür zu seiner Wohnung eintrat. In den drei Fingern meiner gesunden Hand hielt ich ein Steakmesser. Ich musste nichts weiter tun, als es ihm bis zum Griff in den Hals zu rammen und es mit meiner linken Hand festzuhalten, bis er sich nicht mehr rührte. Und dann würde ich mich
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