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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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Berichte gelesen. Aber ich schätze, unsere Gehirne sind eben so aufgebaut. Wenn wir die Pillen einwerfen, reisen wir in die Vergangenheit. Und als ich meinen Vater sah und mich als Baby, fiel mir dein Vater ein. Ich dachte, vielleicht ist es ja doch noch nicht zu spät. Vielleicht kann ich die Sache wieder in Ordnung bringen. Gegen Billy Derace direkt konnte ich in der Vergangenheit nichts unternehmen. Er wurde erst vierundzwanzig Jahre später geboren. Doch ich konnte seinen Vater aufspüren. Ich konnte seinen Vater aufspüren und etwas gegen ihn unternehmen.«
    »Aber du hast ihn nie gefunden.«
    »Ein Victor Derace existierte damals nicht. Als wäre er ein Geist gewesen.«
    »Billys Mom hat mir erzählt, dass er seinen Namen häufig gewechselt hat. Dass sein Geburtsname Victor D’Arrazzio sei.«

    Mein Großvater hielt inne und starrte mich an. Seine Kinnlade klappte ein wenig herunter, dann befeuchtete er seine Lippen und betrachtete seine rechte Hand, die die Bettdecke umklammert hielt.
    »D’Arrazzio.«
    »Ja.«
    »Buchstabier es.«
    Ich tat es, so gut ich konnte, denn Erna hatte ihn für mich auch nicht buchstabiert.
    Eine Weile sagte Grandpa kein Wort, und als er schließlich etwas sagte, murmelte er es mehr vor sich hin.
    »Es ist also noch nicht zu spät.«
     
    Grandpa hörte gar nicht mehr auf zu reden - es war genau wie früher, auf den Familienfesten, Mickey setz dich und halt die Klappe, Mickey hol deinem Großvater noch ein Bier -, und ich hörte aufmerksam zu. Doch bei jeder weiteren Einzelheit musste ich an meinen Vater denken. Er hatte ebenfalls die Tabletten genommen.
    Und je länger ich Grandpa ansah und seine von der körperlichen Arbeit schmaler gewordenen, zerschundenen Finger, die mit Infusionsschläuchen beklebt waren, desto mehr begriff ich, was noch passiert war.
    Die Geschichte hatte nicht erst im Dezember 1980 ihren Anfang genommen, als Billy Allen Derace meinen Vater angegriffen hatte. Sondern als mein Vater im Jahr 1972 diese Pillen genommen hatte und in seine eigene
Vergangenheit zurückgeschleudert worden war. Mir fiel ein, was meine Mutter mir darüber erzählt hatte, was mein Dad kurz nach meiner Geburt gesagt hatte.
    Warum er nicht mit meinem Großvater redete.
    Warum er ihn hasste.
    Und warum er mir gegenüber wahrscheinlich so distanziert war.
    Er wusste nicht, wie er sich in meiner Gegenwart verhalten sollte.
    Alles, was er wusste, hatte er von seinem Vater gelernt.
     
    Ich berührte Großvaters Hand. Sie war kalt und trocken. Er schreckte aus seiner Versenkung auf und blickte zu mir hoch.
    »Was?«
    »Hat mein Vater je mit dir über diese Experimente gesprochen, als er noch lebte?«
    »Nein. Wir haben uns damals nicht viel unterhalten. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Und er hatte offensichtlich auch keine Lust, mit mir zu reden.«
    »Hast du dich je gefragt, warum?«
    »Wovon redest du?«
    »Du bist ins Jahr 1926 zurückgereist - dein Geburtsjahr. Ich bin ins Jahr 1972 zurückgereist - mein Geburtsjahr. Und als Dad ins Jahr 1949 zurückgereist ist, was hat er da gesehen?«
    »Woher zum Henker soll ich das wissen?«

    »Du weißt es, denn du warst da. 1949, kurz nachdem mein Vater geboren wurde, hast du Grandma mit einem Gürtel durch die Wohnung geprügelt.«
    Seine Augen traten aus den Höhlen - ich hatte ihn kalt erwischt. Dann verengten sie sich zu kleinen zornigen Schlitzen.
    »Du hast ja keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Oh doch, und jetzt hörst du mir mal zu. Ist dir nicht klar, dass Dad die Pillen ebenfalls genommen hat? Wahrscheinlich ist er in die Vergangenheit gereist und hat dasselbe getan wie du und ich. Er ist zu sich nach Hause gegangen. Und was hat er da gesehen? Tja, ich schätze, er hat gesehen, wie du wirklich warst. Wie du Grandma geschlagen hast.«
    »Einen Scheißdreck weißt du. Du hast keine Kinder.«
    »Ja, und mit leuchtenden Beispielen wie dir und Dad, warum zum Geier sollte ich auch welche haben? Nur um ihnen, nachdem ich sie voller Liebe und Zärtlichkeit großgezogen habe, mit einem Ledergürtel den Arsch zu versohlen? Sie zu verprügeln, bis die Hinterseite ihrer Beine grün und blau anläuft, und bloß gut, dass Lange-Hosen-Wetter ist, da kriegt in der Schule keiner was mit?«
    Für einen Moment sagte mein Großvater keinen Ton und starrte zur Decke hinauf. Nach einer Weile fand er schließlich seine Sprache wieder.
    »Tja, du musst dir deswegen keine Sorgen mehr machen.«
    »Was soll das heißen?«

    »Das heißt, ich werde

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