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Alte Liebe: Roman

Alte Liebe: Roman

Titel: Alte Liebe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Heidenreich , Bernd Schroeder
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heute wieder gemerkt habe.«
    »Gloria ist sehr angespannt wegen der Hochzeitsvorbereitungen.«
    »Die Hochzeit ist in zwei Monaten!«
    »Trotzdem.«
    »Mein Gott, dann sollen sie aufs Standesamt gehen, heiraten und fertig.«
    »Das wäre für ihn nicht standesgemäß.«
    »Lore! Wie kannst du so was sagen. Was für ein Stand sind sie?«
    »Du weißt doch, was ich meine.«
    »Pleitiers sind sie. Demnächst vielleicht verarmt, Opfer der Krise – und ihres Hochmuts.«
    »Mal den Teufel nicht an die Wand.«
    »Der ist schon an der Wand. Natürlich will ich für Gloria alles Gute und Schöne, aber solchen Leuten gönne ich es auch, dass sie mal aus dem Blechnapf fressen müssen.«
    »Das wird nicht passieren.«
    »Klar, die haben immer noch irgendwo Kohle gebunkert.«
    »Harry, tu mir den Gefallen und schieß dich nicht auf sie ein. Noch kennst du Frank doch gar nicht.«
    »Ich werde ihn mir sehr genau ansehen.«
    »Das heißt, ich muss dich nicht mehr täglich fragen, ob du mitfährst?«
    »Nein, musst du nicht.«
    »Prost darauf.«
    »Nein, prost auf Leni.«
    »Die sitzt jetzt schon zu Füßen Gottes – wenn Gott Füße hat – und sagt ihm, was er alles falsch macht.«
    »Recht hat sie.«
    »Und da hat sie viel zu tun.«
    »›Zu Füßen Gottes – wenn Gott Füße hat‹, das hast du schön gesagt.«
    »Das ist aus einem Gedicht von Reiner Kunze. ›Zu Füßen Gottes – wenn Gott Füße hat – zu Füßen Gottes sitzt Bach, nicht der Magistrat von Leipzig.‹«

21 LORE

    Ich bin in einer ganz merkwürdigen Stimmung, immer noch. Erleichtert und tieftraurig zugleich. Erleichtert, dass sie es hinter sich hat, traurig, weil in mir irgendwo ein richtiges Loch ist. Da war mal was, und jetzt ist es weg. Ein Teil von mir. Das klingt ziemlich theatralisch, aber es ist so. Wir sind, wir waren doch mal eine Familie, und Stück für Stück ist weg. Theo ist jetzt ganz weg, aber das schmerzt mich überhaupt nicht. Was für ein Theater auf der Beerdigung, ich will gar nicht mehr dran denken, Schluss, aus. Vorbei. Ich muss positiv denken. Ich muss durch diesen Sommer kommen, ich muss die Hochzeit überstehen, dann geht das Jahr zu Ende, und dann …
    Was für idiotische Gedanken. Ich muss durch diesen Sommer kommen. Der Sommer ist das Schönste im ganzen Jahr, alles blüht, die Luft ist warm und weich, ich kann meine schönen alten Kleider tragen, ohne Strümpfe gehen, was gibt’s denn da zu überstehen? Ach ja. Der Sommer. Das ist immer die Zeit, wo ich Harry kaum sehe. Einerseits ganz schön, er geht mir manchmal schon enorm auf die Nerven. Andererseits, er geht morgens schon in seinen Garten, in diesen unglaublichen Schlabberhosen, mit Gummischuhen, so ein saublödes Käppi auf dem Kopf, und dann hockt er in den Beeten und zupft und kratzt und pflanzt den lieben langen Tag, und ich frage mich, was das eigentlich alles soll. So viel verdammte Schufterei und Arbeit für ein paar Blümchen, die wir auch kaufen könnten. Der Giersch kommt eh jedes Jahr wieder, den kann er noch so mühsam rausreißen. Die Rittersporne sind schön, ja, leuchtend blau, aber dauernd fressen die Schnecken alles ab, dann streut er Schneckenkorn, dann muss das alles hoch- und festgebunden werden, was für eine elende Pritzelei. Dann noch ein Gartenhäuschen und noch eins, eins für Pflanzen, die nicht draußen überwintern dürfen, eins für Gartengeräte, alles steht voll mit dem Zeug, und jetzt brauchte er auch noch einen Hochdruckstrahler. Früher haben wir mit Spachteln das Moos aus den Ritzen der Platten gekratzt, keine schöne Arbeit, zugegeben, aber musste ja sein, damit es nicht zu glitschig wurde. Jetzt hat er einen Hochdruckstrahler und reinigt Gartenplatten, Gartenmöbel, Gartenhäuschen mit Begeisterung, bis alles so spießig aussieht wie – wie. Ja, wie? Eigentlich sieht es gut aus, atmet wieder. Aber Hochdruckreiniger! Früher haben wir über Leute gelästert, die so was hatten. Ich warte, wann er einen Laubbläser anschafft, darauf warte ich wirklich. Wenn der ins Haus kommt, lasse ich mich auf meine alten Tage noch scheiden. Laubbläser. Sonst noch was.
    Ich sitze und sehe, wie er sich abmüht, und blättere dabei die neuen Bücher durch. So viel Mist! Es wird viel zu viel Quatsch geschrieben, wer soll das alles lesen? Noch ein Vampirroman und noch einer und noch ein Tintenherz und Tintenblut und Tintentod, das geht immer alles gleich in Serie und verstopft Regale und Köpfe. Ich kann das nicht lesen. Ich will das auch nicht lesen,

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