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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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auf eine Führungsposition aufzusteigen und etwas zu verändern. Ich habe diese Möglichkeit. Deshalb sollte ich sie auch nutzen.“ Mit ihren Augen flehte Anna noch einmal kurz um Verzeihung bevor sie ihre Sachen nahm und den Raum einfach verließ. Ich dachte kurz darüber nach ihr zu folgen, tat es dann aber doch nicht. Sie hatte Recht. Sie hatte tatsächlich die Möglichkeiten etwas zu verändern und auch den Mut dazu. Ich hatte kein Recht ihr dies auszureden. Für mich ging es um die Zukunft einer Freundin. Für sie ging es um sehr viel mehr. Was auch immer ihre Motive waren, sie wollte etwas sehr selbstloses tun. Zumindest dafür hatte ich Verständnis, auch wenn der bloße Gedanken daran schon wehtat.
    Ich sah auf die Liege runter, auf der ich aufgewacht war. Jemand hatte einen schwarzen Rucksack mit dem Emblem der Schutztruppen darauf gelegt. Ich sah zu den beiden Männern und dann wieder zum Rucksack.
             „Ist der für mich?“ Fragte ich.
    Sie unterbrachen ihre Unterhaltung und sahen zu mir bevor sie kurz nickten. Einer der beiden drehte sich sofort wieder weg uns sprach weiter. Der andere starrte mich noch immer an. Seine Augen hatten ein intensives, kaltes Blau. Sein Blick hatte etwas Aufdringliches. Er schien mich genau zu mustern und es bereitete mir Unbehagen. Ich war schon im Begriff etwas zu sagen, da hörte sein Kamerad auf zu reden, sichtlich verwundert darüber, dass man ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenkte. Erst in diesem Moment löste er seinen Blick wieder von mir und setzte das Gespräch fort. Ich öffnete den Rucksack und kippte den Inhalt auf die Liege aus. Viel war nicht darin. Eine Handfeuerwaffe plus Magazin, etwas zu essen, eine Flasche Wasser, eine Taschenlampe, die man auf die Waffe aufsetzen konnte und ein Feuerzeug. Gerade einmal das absolute Minimum einer Überlebensausrüstung. Ich packte alles, bis auf die Waffe und das Magazin, wieder ein. Für einen Moment hielt ich inne, als ich die Blicke dieses Mannes wieder auf meinem Rücken spürte. Ich war mir ganz sicher, er starrte mich gerade an. Etwas daran war einfach faul. Diesbezüglich enttäuschten meine Instinkte mich nie. Ich wollte nur schnell meine Sachen nehmen und aus diesem Raum verschwinden.
    Mit einem letzten Handgriff lud ich die Handfeuerwaffe mit dem Magazin, als plötzlich das Licht zu flackern begann. Von einer Sekunde auf die andere begann mein Herz zu rasen und ich wusste sofort, dass gleich etwas passieren würde.
    Das Licht fiel aus. Es war soweit. Die Angst bekam wieder ihre regelmäßige Chance mich zu übermannen. Ich musste Ruhe bewahren. Ein kurzes Knacken durchbrach die Stille der Dunkelheit. Ich ging einen Schritt rückwärts und fühlte die Liege an meinem linken Unterschenkel. Ich erstarrte, doch nur für einen Moment. Die beiden Männer traten auf der Stelle. Ihre vorsichtigen Schritte waren klar zu hören. Ihnen war noch nicht bewusst, dass wir uns nun in größter Gefahr befanden, oder vielleicht doch. Vielleicht wusste wenigstens einer von ihnen sehr genau, was hier gerade vor sich ging. Das war alles kein Versehen oder unerwarteter Zwischenfall. So viel war vollkommen klar.
    Ein Plan musste her. Ich musste schnell hier weg. Das Kraftwerk war nicht mehr sicher, doch die Nähe zu diesem Mann mit den stechenden Augen war auch nicht gut. Ich musste Aljoscha und Radu finden. Einfach aus dem Raum laufen konnte ich jetzt aber nicht.
    Blitzschnell, und ohne weiter darüber nachzudenken, stieg ich auf die Liege und sprang auf die Erhöhung, um mich hinter den Trafos zu verstecken. Kaum war ich oben, streckte ich die Hand aus und tastete mich am Stahl der riesigen Apparatur entlang, bis ich die nächste Wand erreichte. Ich presste den Rücken gegen das Mauerwerk und ertastete mit dem rechten Fuß den unteren Teil des Trafos. Mein Herzschlag beruhigte sich langsam, doch ich war immer noch in höchster Alarmbereitschaft. Ich konnte die Stimmen der beiden Männer hören.
             „Was ist hier los?“
             „Keine Ahnung. Ist das Mädchen noch da?“ Ich zuckte instinktiv zusammen.
    Wieder waren Schritte zu hören.
             „Hey! HE-Y!“ Sie riefen nach mir, doch ich blieb still.
    Ich sah nach oben. Durch die kleinen, abgedichteten Fenster drang noch ein wenig Licht, obwohl es bereits Nacht war. Jemand musste draußen eine Lichtquelle aktiviert haben. Vielleicht ein Suchscheinwerfer.
    Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich konnte

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