ALTEA (Sturmflut) (German Edition)
Wahrheit?
„...lebendig?“ Fragte ich etwas verunsichert. Rubinov fing zu lachen an. Es war nicht einmal ein gespieltes Lachen. Aus irgendeinem Grund amüsierten ihn meine Worte tatsächlich.
„Was für eine komische Frage, Fräulein Milla. Natürlich lebendig. Das sagte ich Ihnen doch. Oder ist das nicht ganz deutlich geworden? Er ist in keinem guten Zustand, aber am Leben. Sie müssen wissen, Soldaten seines Formats sind... praktisch unverwüstlich.“
Ein leicht vergnügtes Schmunzeln blieb auf seinem Gesicht zurück. Ich verstand die Welt nicht mehr. Konnte ein Mensch es überleben in Flammen zu stehen? Wenn es jemand konnte, dann wohl er. Doch plötzlich machte ich mir Gedanken darüber, was ‚ in keinem guten Zustand‘ bedeutete. Augenblicklich erinnerte sich mein Verstand an den Geruch von verbranntem Fleisch. Ich hielt mich an einem der Tische fest und beugte mich nach vorne, ziemlich sicher, mich gleich übergeben zu müssen, aber es kam nichts. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Rubinov einen Finger an sein Ohr legte.
„Bringen Sie ein Glas Wasser für unseren Gast.“ Sagte er leise. Dann machte er einen Schritt auf mich zu, hielt aber immer noch respektvollen Abstand. „Alles in Ordnung? Sie sehen sehr blass aus.“
Ich schüttelte nur leicht den Kopf. Im nächsten Moment ging bereits die Tür auf und jemand stellte ein Glas mit Wasser vor mir ab. Sofort verließ die Person den Raum wieder. Mit zitternden Händen griff ich nach dem Glas und nahm einen Schluck. Ich konnte den Schweiß auf meiner Stirn spüren, der mit der Übelkeit gekommen war und wischte in mit dem Handrücken sofort weg.
„Ich will zu ihm.“ Gab ich abrupt von mir. Ich richtete mich wieder auf und sah zu Rubinov. Er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und lächelte noch etwas mehr.
„Sicher. Ich habe Ihnen bereits versichert, dass Sie jeden einzelnen wiedersehen dürfen, nur nicht heute. Er ist immer noch in Behandlung. Aber morgen, wenn sie aus der Stadt zurückkommen, ergibt sich vielleicht ein guter Moment. Spätestens übermorgen.“
Ich war misstrauisch. Es gab jedoch keinen Grund für mich, ihm nicht zu glauben. Er mochte mir nicht sympathisch sein, aber er stand bis jetzt zu seinem Wort. So lange musste ich mich noch gedulden, auch wenn es schwer fiel. Vermutlich war es auch am besten so. Ich gab ihm ein kurzes Nicken als Antwort.
„Wann wird diese Einsatzbesprechung sein und wer wird daran teilnehmen?“ Besser, ich informierte mich jetzt über alle Details. Keine bösen Überraschungen mehr. Von denen hatte ich schon genug in meinem Leben gehabt, um zu wissen, dass ich sie hasste.
„Ich werde selbstverständlich daran teilnehmen, sowie Herr Kolashin, Herr Sormansk, Herr Eldan, ein paar weitere Soldaten und natürlich Sie. Die Besprechung findet statt, sobald Sie ausreichend geschult sind und alles weitere vorbereitet wurde.“
„Was wird eigentlich mit meinen anderen Freunden passieren, Gry Nelsson und Veit Grüner?“
„Sie erhalten selbstverständlich politisches Asyl in Russland. Das gilt auch für Sie und Herrn Eldan.“
Asyl. Jetzt war es amtlich. Ich war ein Flüchtling. Es war mein freier Wille Europa zu verlassen aber, wenn ich ganz ehrlich war, hatte ich das nie in allen Details durchdacht. Zu unwirklich schien mir die Welt immer, außerhalb der europäischen Grenzen.
„Und bei dieser Besprechung werde ich alles Weitere erfahren?“ Rubinov nickte mir zu.
„Ja. Alles.“ Sein Blick war immer noch erwartungsvoll. Er rechnete damit, dass ich weitere Fragen hatte und rührte sich nicht vom Fleck.
„Wer wird uns morgen in die Stadt begleiten?“ Meine Stimme wurde leiser. Ich hatte Angst vor der Antwort.
„Ich hatte eigentlich Herrn Kolashin damit beauftragt, er wird jedoch an anderer Stelle gebraucht. Deshalb wird sie Herr Sormansk begleiten.“
Ich schloss die Augen und atmete erleichtert auf. Einen ganzen Tag in Ibrahims Nähe war keine Erfahrung, die ich unbedingt machen musste. Ihn überhaupt zu sehen, war schon ein Kraftakt für meine Nerven.
„Verstehe ich das richtig: Sie fühlen sich in Herrn Kolashins Nähe unbehaglich?“ Bohrte Rubinov interessiert nach. Es war also so offensichtlich.
„Wie kommt es, dass Herr
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