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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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vollendeter Argumentation. Als gäbe es dem nichts mehr hinzuzufügen, doch das sah ich anders.
             „Das ist nicht wahr.“
             „Was?!“ Er schmetterte mir das Wort entgegen, wie ein Projektil und seine Aggression brachte auch mich dazu allmählich wütend zu werden.
             „Das ist nicht wahr! Wenn es wahr wäre, dann wärst du jetzt nicht hier! Er hatte die Anweisung, mich bis zum russischen Territorium zu bringen und nicht nach anderen Leuten auf die Suche zu gehen. Er hat es getan, weil ich ihn darum gebeten hatte. Weil ich es unbedingt wollte!“ Sagte ich laut, schon fast schreiend und augenblicklich waren die Schuldgefühle wieder da, die an mir nagten und mich langsam verrückt machten. Meine Gefühle kochten, wie in einem Kessel.
             „Und woher weißt du das?!“ Fauchte mich Radu an.
             „Weil er es mir gesagt hat!“ Erwiderte ich lautstark. Er war schon im Begriff, mir wieder etwas entgegenzuschreien, entschied sich aber blitzartig dagegen und wandte sich von mir ab. Sein Atem ging schwer und er ballte die Hände an seinem Kopf zu Fäusten. Dann drehte er sich wieder zu mir und sprach ganz langsam aber mit explosiver Kraft hinter jedem einzelnen Wort.
             „Er   hat   gelogen.“ Für einen Moment schloss er die Augen und brachte sich scheinbar selbst unter Kontrolle. „Wie kannst du nur so naiv sein und ihm alles einfach so glauben? Du frisst ihm aus der Hand wie ein zahmes Kätzchen und er spielt auf dir, wie auf einer Mandoline. Ich fasse das einfach nicht!“
    Ich fing an den Kopf zu schütteln und Radu wandte sich wieder von mir ab. Er gab ein lautes Knurren der Frustration von sich, wie ein wildes Tier, das nicht aus seinem Zwinger kam.
             „Dann erklär mir bitte, warum er gekommen ist, um euch zu holen, wenn doch keine Verpflichtung dazu bestand?“ Ich erwartete, dass er mir darauf keine plausible Erklärung geben konnte, doch ich hatte mich geirrt.
             „Weil er dich nun mal kennt! Weil du ihm vertraust! Er wusste, dass du gewillt bist zu kooperieren, wenn die, die dir wichtig sind, in Sicherheit sind. Genau das nennt man Berechnung!“ Schmetterte er mir wieder entgegen. Ich drehte den Blick zur Seite weg, denn ich ertrug seine strafenden Augen nicht mehr, die mich für töricht erklärten.
             „Milla-“
             „Hör auf!“ Nun war ich es, die die Beherrschung verlor. „Hör auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln! Ich bin nicht naiv und ich war auch nicht so dumm, mich blenden zu lassen. Vielleicht hast du Recht damit, dass ich mich mehr hätte an dir orientieren müssen, aber du hast dich mir nie anvertraut! Ich wusste nichts vom STEA oder von euren Plänen! Und plötzlich warst du einfach nicht mehr in meinem Leben. Vertrauen kommt nun mal erst mit der Zeit und Aljoscha hat mir nie einen Grund gegeben, an ihm zu Zweifeln.“
    Radu drehte sich zu mir und riss die Augen in völligem Unglauben weit auf.
             „Also bestrafst du mich dafür, dass ich versucht habe dich aus allem rauszuhalten und zu beschützen?!“ Fragte er ungläubig und mit Fassungslosigkeit in der Stimme. Ich biss mir auf die Unterlippe. Was hatte ich da gerade von mir gegeben? Ich suchte nach den richtigen Worten, um alles klarzustellen, aber mir fiel nichts ein.
             „Nein… Ich… so meinte ich das nicht. I-Ich hatte doch nur keine Ahnung.“ Stotterte ich. „Versuch doch mich zu verstehen. Als ich Unterstützung brauchte, war er da. Es gibt für mich einfach keinen Grund ihm zu misstrauen. Ich kenne keine schlechten Seiten an ihm.“ Es klang alles so falsch, so unbeholfen, aber besser konnte ich es nicht ausdrücken.
             „Weil er dir nur diese Seiten zeigt. Und was die Gründe betrifft ihm zu misstrauen, da habe ich dir doch gerade genügend geliefert.“ Radus Blick bohrte sich in meinen. „Oder glaubst du mir nicht?“
    Ich fühlte mich in die Ecke gedrängt. Radus Erklärungen ergaben Sinn. Ich wusste, er würde mich niemals belügen, doch ein Teil von mir wollte es einfach nicht glauben. Er konnte es nicht glauben. Es war mir immer klar, dass man als Leiter der Schutztruppen zu gewissen Dingen in der Lage sein musste, die meiner Vorstellung von Gerechtigkeit vollkommen widersprachen. Aljoscha hatte es sogar angedeutet. Trotzdem konnte ich in meinem Kopf den kaltblütigen Anführer nicht mit dem warmherzigen

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