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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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passen schien. Dann bildete sich eine kleine Falte zwischen seinen Augen und sein Blick wurde messerscharf.
             „Mach das noch mal.“ Befahl er in harschem Ton, dann drückte er einen Knopf auf dem Tablet und ein neues Ziel tauchte auf. Es waren diesmal die Umrisse eines Mannes. „Versuch den Kopf zu treffen.“ Wies er mich an. Ich sicherte die Waffe wieder, nahm das leere Magazin heraus und lud nach. Es war nicht schwer. Danach wiederholte ich alle meine Schritte und schoss auf das Ziel vor mir. Nachdem ich das Magazin leergeschossen hatte, dröhnte es wieder in meinen Ohren. Ich wünschte mir irgendeinen Lärmschutz, doch ich wagte nicht, danach zu fragen. Auch das zweite Ziel verschwand und erschien kurze Zeit später auf dem Monitor vor uns. Wieder war mein Ergebnis besser, als ich es erwartet hätte. Für eine ganze Weile starrte Ibrahim einfach nur auf den Bildschirm und schwieg. Er blieb völlig regungslos und schien über irgendetwas sehr genau nachzudenken. Ich wurde nervös und in mir wuchsen die Befürchtungen, er würde darüber nachdenken, wie er mich überfordern konnte. Mit Sicherheit hatte er nicht damit gerechnet, dass ich so gut zielen würde. Ohne Vorwarnung drehte er sich zu mir um und nahm mir die Waffe aus der Hand. Er legte sie zurück, nahm stattdessen ein Gewehr und lud es durch. Nur Sekunden später, hatte ich es in den Händen.
             „Triff die Markierung auf allen drei Zielen, bevor sie wieder verschwinden.“ Okay, es wurde schwerer und er wollte mich überfordern, aber ich würde es dennoch versuchen. Ich hatte gar nicht erwartet gut darin zu sein. Wenn ich vollkommen ehrlich war, wollte ich nicht einmal gut darin sein. Mir war bewusst, warum ich das hier gerade tat. Es hielt mir nur zu deutlich vor Augen, dass wohl bald wieder der Zeitpunkt kommen würde, an dem mein Leben in Gefahr sein würde. Dann würde man von mir erwarten auf Menschen zu schießen und genau das wollte ich nicht. Ich konnte schon jetzt die Bilder der Menschen, die ich auf dem Gewissen hatte, nicht abschütteln. Sie waren irgendwie immer da und verfolgten mich bis in den Schlaf. Aber das würde hier niemanden interessieren. Am wenigsten Ibrahim.
    Ich entsicherte das Gewehr, legte es an und schoss. Diesmal dachte ich nicht weiter nach. Ich sah den Punkt und drückte den Abzug. Mit jedem einzelnen Schuss, kamen die Erinnerungen an die Todesstadt wieder. Die Brüder, das Schlachthaus, Branko. Der Geruch von Rauch und Verwesung. Das andauernde Gefühl von Panik und Hilflosigkeit und mein verzweifelter Versuch nicht den Verstand zu verlieren. Mit jeder Kugel, die den Lauf verließ, fühlte ich mich schlechter. Obwohl nur Sekunden vergangen waren, spürte ich bereits den Angstschweiß auf meiner Stirn. Die Ziele erschienen auf dem Monitor und obwohl ich keines exakt getroffen hatte, konnte man doch alle als Volltreffer werten. Auf jedem Ziel hatte die Kugel zumindest einen Teil des roten Punktes getroffen. Ibrahim sah sich das Ergebnis geschätzte zwei Sekunden an, dann stellte er den Bildschirm ab und nahm mir die Waffe aus der Hand.
             „Das reicht für heute. Ich bringe dich jetzt ins IT-Lab.“ Sagte er trocken. Sein Gesicht war so starr wie immer, doch in seiner Stimme hörte ich das kleinste bisschen Verwunderung. Ich wünschte mir, ich hätte es mehr genießen können, aber dem war einfach nicht so. Im Moment fühlte ich mich irgendwie fremd in meinem eigenen Körper und ich traute meinem Verstand nicht.

 
    Wir gingen in dasselbe IT-Lab, in dem ich auch schon Tage zuvor mein Können unter Beweis stellen musste. Diesmal war ich mit Ibrahim allein und alle Anweisungen kamen von ihm. Die Aufgaben waren deutlich anspruchsvoller als das letzte Mal, doch noch immer keine wirkliche Herausforderung für mich. Die letzten zwei Durchläufe waren wesentlich komplexer als alle vorigen und ich brauchte sehr viel mehr Zeit, aber sie brachten mich trotz allem nicht ins Schwitzen. Ich war so geübt darin, dass ich einfach in dieser virtuellen Welt versank. Im Prinzip tat ich nichts anderes, als mir Zugang zu Orten zu verschaffen, zu denen ich keinen Zutritt hatte. Das konnte ich auf verschiedene Weisen tun. Indem ich mir einen ‚Schlüssel‘ erschlich oder mit einem Trick den ‚Besitzer des Hauses‘ dazu brachte mich ohne sein Wissen ‚einzuladen‘. Sobald ich drin war, brachte ich alles durcheinander und tauschte im Idealfall noch die Schlösser aus ohne entdeckt zu

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