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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Wagen angekommen war, blickte ich zurück. Matzes Cousin stand da und telefonierte.
    Ich zeigte mich desinteressiert, stieg ins Auto und rollte Sekunden später wieder durch die gesichtslose Industrielandschaft. Hinter einem abgestellten Monster-Truck fuhr ich rechts ran und wählte die Festnetznummer von Mannis Haus. Nach dem dritten Klingeln meldete sich eine Frauenstimme.
    »Hallo?«
    »Hallo, ist da Hecking? Kann ich bitte Manni sprechen?«
    »Nein, ich meine, ja. Das heißt, nein. Ich kenne keinen Hecking. … Moment mal, Remi - bist du das etwa?«
    »Ich wollte nur mal sehen, was du machst, wenn das Telefon klingelt.« Ich grinste vor mich hin, aber Wonne fand das offensichtlich gar nicht lustig. Jedenfalls ging sie nicht darauf ein.
    »Hast du was rausgekriegt?«, fragte sie.
    »Geht so. Ich brauche deine Hilfe.«
    »Mach schnell. Ich habe gerade etwas auf dem Herd.«
    »Du kochst?«
    »Was soll ich sonst machen? Mehr gibt’s ja nicht zu tun. Ich habe heute Morgen ein paar Zutaten mitgebracht.«
    »Du solltest doch herausfinden, ob jemand in das Haus der Hackenbergs reinkonnte. Die Sache mit dem Schlüssel, wenn du dich erinnerst.«
    »Hab ich schon geklärt. Sonst noch was?«
    »Und?«
    »Was und?«
    »Kann man da rein?«
    »Der Schlüssel ist immer hinter dem Haus in einem Blumentopf versteckt, sagt Frau Dr. Rath. Das heißt: sagt Reinhold Hackenberg.«
    »Der Klassiker. Es konnte also jeder rein.«
    »Richtig. Gibt’s sonst noch was? Die Nudeln sind gleich fertig, und ich muss sie auf den Punkt abschütten, sonst…«
    »Sind die nicht kalt, bis ich wieder da bin?«
    »Schon mal was von Nudelsalat gehört?«
    Meine Güte, Wonne war richtig grantig. Ich hatte sie wahrscheinlich mitten in einer kreativen Kochphase gestört, und dann kam ich auch noch mit dem blöden Witz an.
    »Kannst du mal übers Internet rausfinden, wie viele Büchels es in Leverkusen gibt?«
    »Das geht jetzt nicht. Hast du kein Smartphone, mit dem man ins Netz kann?«
    »Leider nicht.«
    »Da wird’s ne Menge geben, vergiss es. Oder hast du eine bestimmte Adresse?«
    »Nein.«
    »Tja dann …«
    »Tut mir leid wegen eben. Aber ich hab mich gefreut…«
    Im Hörer tutete es.
    »… deine Stimme zu hören«, ergänzte ich, obwohl Wonne es schon nicht mehr mitbekam. Plötzlich erschien mir die triste Umgebung noch verlorener. Noch einsamer.
    Ich ließ den Motor an, stellte die CD laut, und bei den Klängen von Harpos »Movie Star« wurde mir klar, dass ihre Stimme eigentlich der einzige Grund gewesen war, warum ich Wonne angerufen hatte.
    Das muss Liebe sein, dachte ich. Das muss es einfach.

13. Kapitel
    Die Antenne war nicht zu verfehlen. Ich sah sie schon, als ich zwischen Alkenrath und Schlebusch in die Herbert-Wehner-Straße einbog und mich dann Richtung Süden hielt. Hier war wieder eine der schönen Ecken - der alte Schlebuscher Ortskern mit seinen kleinen bergischen Häuschen und dem Wuppermannpark.
    Das Haus mit der Mordsantenne lag jedoch ein Stück weiter Richtung Dünnwald; genau an der Stelle, wo die Bensberger und die Mülheimer Straße auf den Willy-Brandt-Ring stießen. Es war ein schmutzig weißer, verschachtelter Gebäudekomplex. Im Erdgeschoss warb mit roter und blauer Schrift Europas angeblich größte Matratzenkette.
    Ich parkte ein Stück weiter die Bensberger Straße hinauf, an die sich eine kleine Eigenheimsiedlung drängte.
    Als ich nach einem kurzen Fußmarsch an dem Antennenhaus stand, musste ich erst mal den Eingang suchen. Ich fand ihn in einem kleinen Tunnel. Die Wände waren mit Schildern von Arztpraxen gepflastert, aber der Kasten schien auch Wohnungen zu enthalten. Auf der Klingelleiste fand ich den Namen Büchel und drückte auf den Knopf.
    Eine ganze Weile geschah nichts. Irgendwann bewegte sich etwas im Treppenhaus, und ein grobschlächtiger Mann kam mir entgegen.
    Ich nutzte die Gelegenheit, als er die Tür öffnete, und ging hinein.
    Büchel wohnte in der zweiten Etage. Ich fand die richtige Tür, die zum Glück auch ein Namensschild trug, sonst hätte ich mich auf den anonymen Gängen nicht zurechtgefunden.
    Ich blieb stehen, lauschte und klingelte erneut. Drinnen blieb es still. Es machte weder Ding-Dong, noch schellte es. Als habe jemand den Strom abgestellt.
    Aus der Wohnung drang ein Geräusch. Ein Knistern. Als würde jemand trockenes Papier zusammenknüllen. Ein paarmal ertönte dieser seltsame Laut, dann hörte ich Schritte - aber nicht dumpf oder klackernd, sondern eher wie ein Patschen.

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