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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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übersehen.
    Jutta redete unterdessen weiter, aber ich war so abgelenkt, dass ich nicht richtig hinhörte.
    »Du, ich ruf dich gleich wieder an, ja?«, sagte ich hastig. »Ich muss Schluss machen.«
    »Aber …«
    Es half nichts. Ich drückte sie weg, stieg aus und ging auf die Kneipe zu.
    Die Tür stand offen, und ich konnte hineinsehen. Es war düster und muffig. Dunkle Holzstühle. Eine zerkratzte Bar. Wahrscheinlich war es nur dem schummrigen Licht zu verdanken, dass man die Dreckpatina nicht sah.
    Die beiden Typen standen hinter der Theke und hatten mir den Rücken zugewandt. Der eine hielt eine Taschenlampe in der Hand und beleuchtete einen geöffneten Sicherungskasten an der Wand.
    Sie hatten nicht mitbekommen, dass ich den Raum betreten hatte. Sicher hatten sie durch ihre dröhnende Musikbeschallung längst einen Gehörschaden erlitten.
    »Guten Tag«, rief ich lauter, als eigentlich nötig gewesen wäre. »Können Sie mir helfen?«
    Sie drehten sich synchron um. Der eine war gekleidet wie ein Vorstadtcasanova: brauner Anzug, offenes weißes Hemd. Der andere steckte in einer dieser Bombenlegerhosen: Khaki mit diversen Seitentaschen. Sein schwarzes T-Shirt trug die weiße Aufschrift »Ich hab kein Problem mit Alkohol - nur ohne.«
    Irrte ich mich, oder sah der Möchtegernalkoholiker Matze ähnlich? Die lange Nase. Die scharf konturierten Wangenknochen. Das markante Kinn. Aber er war deutlich jünger. Noch keine dreißig, schätzte ich.
    »Was brüllst du so?«, rief der Vorstadtcasanova. »Wir sind nicht taub.«
    »Entschuldigung, ich aber«, sagte ich so dahin. »Nach der Beschallung, der ich ausgesetzt war …« Mir fiel ein, dass eine Beurteilung des Musikgeschmacks der Jungs sicher kaum als Gesprächsbeginn taugte. »Ist Ihnen der Name Matthias Büchel bekannt? Er soll hier mal gewohnt haben.«
    Ich war mir sicher, dass der Alki bei dem Namen leicht zusammengezuckt war. Als er mit dem anderen einen schnellen Blick tauschte, war die Sache klar.
    »Wer will das wissen?«, übernahm Casanova die Führung.
    Die Menschen waren höflich, also konnte ich auch ganz frank und frei sagen, worum es ging. »Es geht nur um eine Auskunft.«
    »Was für eine Auskunft?«, brachte sich jetzt Alki ins Spiel.
    »Ein alter Kumpel von ihm steckt in Schwierigkeiten. Und ich dachte, Matze könnte ihm vielleicht helfen. Wohnt er noch hier irgendwo?«
    Die beiden ließen den Sicherungskasten Sicherungskasten sein, kamen um die Theke herum und bauten sich vor mir auf.
    »Und du bist der Kumpel, oder was?«, fragte Casanova.
    »Nein, der Mann heißt Reinhold Flackenberg. Sie haben zusammen mal was unternommen, wenn ihr versteht, was ich meine.«
    »Nö.« Alki spitzte die Lippen. »Verstehen wir nicht.«
    Ich wandte mich an ihn. »Hör mal, du bist doch der kleine Bruder, oder nicht?« Ich bluffte: »Von dem er immer erzählt hat.«
    »Quatsch. Cousin.«
    »Na, oder so ähnlich. Dann musst du doch wissen, wo er wohnt.«
    Der Kleine ärgerte sich sichtlich, dass er verraten hatte, mit Matze verwandt zu sein. »Ich hab ihn lange nicht gesehen. Vor zwei Jahren ist er zu seiner Mutter gezogen.«
    »Das ist doch schon mal was«, sagte ich anerkennend. »Jetzt musst du mir nur noch sagen, wo das ist, und du bist mich wieder los.«
    Er grinste mich an. »An der Antenne in Schlebusch.«
    Jetzt grinsten beide, als wäre das hier in Leverkusen ein Insiderwitz.
    »Ist das eine Kneipe, oder was?«
    Casanova schüttelte den Kopf: »Nee, ‘ne richtige Antenne. Ein Haus mit so ‘nem riesigen UMTS-Teil auf dem Dach, verstehst du?«
    »Hat das Haus auch eine Adresse?«
    »Sicher«, nickte Alki. »Die wissen wir aber nicht. Und jetzt hau ab , wir müssen arbeiten.«
    »Wollt ihr den Laden hier wieder in Schuss bringen?«
    Sie gingen wieder hinter den Tresen. Casanova drehte sich noch einmal um. »Was geht dich das an? Du hast deine Auskunft, oder nicht? Hau ab jetzt. Das hier ist Privatgelände.«
    Ich ging brav hinaus und bog um die Ecke in Richtung Wagen, blieb aber nach einem Meter stehen und drängte mich an die Wand. Durch die offene Tür war zu hören, wie sich die beiden unterhielten.
    »Was war das denn für ein Typ?«
    »Keine Ahnung. Frag doch Matze, ob der was weiß.«
    Kurze Pause. Ein elektronisches Piepsen wie von einem Handy.
    »Scheißempfang hier drin. Ich geh raus.«
    Ich nahm die Beine in die Hand und legte in kürzester Zeit mindestens zwanzig Meter zurück. Dann stoppte ich und schlenderte ganz gemütlich weiter. Als ich am

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