Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
auseinandergelaufener Schlammfleck in hellem Ocker -als hätten die Jungs, die ich im Rückspiegel erkennen konnte, damit eine ähnliche Rallye gemacht wie ich mit Wonne gestern. Mit dem Unterschied, dass deren Rallye durch eine Kiesgrube geführt haben musste.
    Ich ließ mich zurückfallen, setzte mich hinter einen der heute am Sonntag seltenen Laster, überholte, fuhr wieder langsamer. Der Fiesta blieb. Kein Zweifel: Sie waren hinter mir her.
    Kurz vor der Ausfahrt Mettmann hielt ich mich links, um dann in letzter Sekunde zur Abfahrtspur rechts hinüberzuziehen. Ein Kleinwagen, den ich dabei ein bisschen schnitt, hupte - und für eine kurze Zeit dachte ich, ich hätte den Ford abgehängt. Doch als ich am Ortseingang, an der Ecke der Polizeistation, an einer roten Ampel anhalten musste, war der Fiesta wieder da. Ich konnte die Typen zählen. Vorne saßen zwei, hinten mindestens noch einer. Der vom Rücksitz beugte sich nach vorne und ließ sich Feuer geben. Es war der Vorstadtcasanova aus der Leverkusener Kneipe.
    Als die Ampel auf Grün sprang, gab ich Gas und brachte so viel Abstand zwischen uns, dass ich das Nummernschild erkennen konnte. LEV für Leverkusen.
    Ich folgte der Straße hinunter durch die Stadt. Am Jubiläumsplatz war der Fiesta plötzlich verschwunden. In Richtung Wülfrath drückte ich ordentlich auf die Tube, und kurz bevor ich bremste, um in die Einfahrt zu Mannis Haus einzubiegen, versuchte ich im Rückspiegel zu erkennen, ob das dunkle Gefährt am Horizont das meiner Verfolger war. Aber es war zu weit entfernt. Entschlossen riss ich das Steuer herum und näherte mich Mannis Haus.
    Wonne öffnete die Tür, fiel mir um den Hals, nahm sich Zeit für einen innigen Kuss, doch dann machte sie sich ruckartig von mir los.
    »Ich bin gerade dabei, alles einzupacken«, rief sie und lief zurück in Richtung Küche. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie eine Schürze trug.
    Mich streifte eine Vision. Uralte Fernsehwerbung. Sechziger Jahre. Der Mann kommt von der Arbeit nach Hause - völlig ausgelaugt von den Mühen, die ihm im Beruf abverlangt wurden. Die ihm treu ergebene Hausfrau hat in der Zwischenzeit nur ein einziger Gedanke beseelt: die Wohnung so herzurichten, dass sich der Göttergatte gebührend erholen kann. Er nimmt im bequemsten Sessel Platz, den das Wohnzimmer zu bieten hat. Die bessere Hälfte bringt ihm Hausschuhe, Zeitung und etwas zu trinken. Sie informiert ihn, wie lange es noch dauert, bis das Essen serviert wird, damit er seine Lektüre darauf einrichten kann. Selbstverständlich hat sie sich am Morgen beim gemeinsamen Frühstück erkundigt, was der Mann zu speisen gedenkt. Keine Frage, dass die dabei geäußerten Wünsche Befehl sind.
    »Jetzt erzähl schon«, drängte Wonne, »was hast du rausgefunden?«
    Unglaublich, welche Phantasien eine einfache Schürze an einer Frau, die die Tür öffnet, hervorrufen kann. Ich löste mich aus der Rolle des Paschas. Hausschuhe hatte ich eh keine. Und beim Abendessen ließ ich mich lieber überraschen.
    »Sekunde.« Ich legte meine Beretta auf den Tisch.
    Wonne beäugte die Waffe wie ein gefährliches Tier, das gerade schlief und das man auf keinen Fall wecken durfte.
    »Ist die geladen?«
    »Klar«, nickte ich. »Nicht anfassen«, fügte ich hinzu, als Wonne die Hand danach ausstreckte.
    »Schon gut.« Sie lächelte mich an. »Ich habe eine Überraschung für dich.«
    »Hast du nicht was von Einpacken gesagt? Ich meine, hast du die Sachen, die du vorbereitet hast, eingepackt? Warum?«
    Sie lächelte schelmisch. »Warum packt man Lebensmittel ein?«
    Ich machte das Ratespiel mit, obwohl ich natürlich ahnte, was sie vorhatte.
    »Um sie woanders zu essen?«
    »Genau. Und wie nennt man das dann?«
    »Eine Einladung?«
    »Quatsch.«
    »Keine Ahnung.« Es tat gut, sich dumm zu stellen.
    »Ein Picknick. Und das machen wir heute noch.«
    »Sind Picknicke - sind Picknicks nicht etwas für tagsüber?«
    »Nächtliche Picknicke sind meine Spezialität. Aber erst erzählst du mir, was du rausgefunden hast.«
    »Ich fürchte, wir müssen das verschieben. Ich muss noch was erledigen. Lass uns gleich fahren. Wir sparen damit Zeit. Ich erzähle unterwegs.«
    In der Küche standen zwei gepackte Körbe; in dem einen befanden sich Plastikdosen und Flaschen, in dem anderen Geschirr.
    »Ich hoffe, dein Freund hat nichts dagegen, wenn wir seine Teller und sein Besteck verwenden«, sagte Wonne.
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Haben wir außerdem heute Morgen schon

Weitere Kostenlose Bücher