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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Matze.«
    »Also gehen wir nach oben? Die Wohnung von Reinhold Hackenberg willst du gar nicht sehen?«
    »Doch, natürlich.«
    Wir begutachteten das Chaos aus Computerspielen, Pornos und anderen DVDs, aus dreckiger Wäsche und einem stinkenden, ungemachten Bett.
    »Ist das eklig hier«, sagte Wonne.
    Im diffusen Licht des Handys wirkte die Szene wie aus einem Gruselfilm. Ich versuchte, etwas Brauchbares zu finden, tastete über Haufen von DVD- und CD-Hüllen, die sich auf dem Tisch neben dem PC, aber auch auf dem Boden stapelten.
    Es brachte nichts.
    »Wir gehen rauf«, sagte ich.
    Von dem kleinen Flur bog eine Treppe ab - so schmal, dass wir uns hintereinander hinaufzwängen mussten.
    Im oberen Stock änderte sich der Geruch. Putzmittel. Seife. Ein Hauch Parfüm. Der Gang führte in eine winzige, sauber aufgeräumte Küche. Sie war das totale Kontrastprogramm zu Reinholds Chaotenbude. Ich öffnete den Hängeschrank, in dem sich ordentlich Teller und Tassen stapelten. Darunter stand der Holzblock mit den Messern. Eins fehlte.
    Am anderen Ende der Küche gab es eine weitere Tür mit einem geriffelten Glasfenster. Sie war abgeschlossen.
    »Probieren wir den Schlüssel von der Haustür«, sagte ich. »Vielleicht passt der auch hier.«
    Fehlanzeige.
    »Wahrscheinlich hat Frau Hackenberg ihre Wohnung vor ihrem Sohn schützen wollen«, sagte Wonne. »Kann ich verstehen. Es fragt sich, wo der Schlüssel ist.«
    »Keine Ahnung. Vielleicht auch versteckt.«
    »Willst du danach suchen?«
    »So viel Zeit haben wir nicht. Gib mir mal das Handy bitte.«
    Ich nahm es, bückte mich und beleuchtete den Bereich rund um die Klinke.
    »Das Schloss ist primitiv. Das hätte Hackenberg nicht abgehalten, hier reinzukommen, wenn er es gewollt hätte. Uns wird es auch nicht aufhalten.«
    »Was meinst du damit? Willst du die Tür etwa aufbrechen?«
    Ich zeigte Wonne meinen eigenen Schlüsselbund, an dem ich einige kleine Dietriche befestigt hatte - genau für solche Fälle. Es dauerte keine halbe Minute, und die Tür war offen. Als sie nach innen zurückschwang, knarrte es leicht.
    »Moment mal«, sagte Wonne. »Hörst du das?«
    Ich hörte es. Beziehungsweise ich hörte es nicht.
    Die Musik von drüben war verstummt. Es herrschte Totenstille.
    »Vielleicht ist er schlafen gegangen«, mutmaßte ich. »Auf jeden Fall sollten wir keine Zeit verlieren. Los.«
    Der bläuliche Schein wanderte wieder, diesmal über einfaches Mobiliar. Im kleinen Wohnzimmer stand nichts als ein Sessel, ein leerer Couchtisch und ein schmales Regal mit Büchern. Alles wirkte, als stamme es aus schwedischer Produktion. Ein großes dunkles Kruzifix überragte ein gerahmtes Papst-Foto. Benedikts Namen fand sich auch im Bücherregal wieder - gelegentlich auch als Ratzinger. Ich sah Titel wie »Glaube - Wahrheit - Toleranz«, »Der Geist der Liturgie«. Ratzingers Buch über Jesus.
    Wir gingen weiter ins Schlafzimmer. An der Wand vor dem Fußende des schmalen Bettes stand ein Sekretär aus dunklem Holz. Darüber beherrschte ein weiteres Kruzifix den Raum, diesmal sogar mit der Figur des Gekreuzigten daran. Mit gequältem Gesicht sah er auf uns herab. Riesige dunkle Augen unter dem Rund der Dornenkrone.
    Auf dem Sekretär hatte sich Klara Hackenberg ein klein wenig Unordnung geleistet. Auf der Schreibfläche lag ein offener Aktenordner.
    »Leuchte mal hierhin«, sagte ich und begann in den Unterlagen zu blättern. Ich überflog die Seiten.
    Bingo! Ein Artikel über den Immobilientrick. Außerdem Briefe.
    »Ich schau mir das später genauer an«, sagte ich und schloss den Ordner.
    »Du nimmst es mit?«
    »Es ist das, womit sich Klara Hackenberg beschäftigt hat. Das ist sicher wichtig.«
    Plötzlich machte Wonne eine schnelle Bewegung. Sie hielt die Hand vor das Handydisplay. Schlagartig standen wir im Dunkeln. Nur ein schwacher Rest von Licht schwebte vor mir im Raum.
    »Hast du das gehört?«, flüsterte sie.
    Ich lauschte. Irgendwo knirschte etwas.
    Schritte.
    Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und ging zum Fenster. Unten war eine Gestalt zu sehen, die um Wonnes Auto herumschlich. Die Figur hatte fatale Ähnlichkeit mit dem Nachbarn.
    Jetzt drehte er sich um, sah aber nicht zu uns hoch, sondern wandte sich der Straße zu.
    »Hallo?«, rief er, und ich erkannte die Stimme, die gedämpft heraufdrang. »Hallo? Ist da jemand?«
    »Mann, der führt sich hier auf wie ein Kontrolletti«, flüsterte Wonne, die mittlerweile zu mir gekommen war.
    »Er darf nicht

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