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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Geschäften im Erdgeschoss, die die typischen Vorstadtbedürfnisse befriedigten: eine Videothek, eine Autowerkstatt. Hin und wieder ein kleiner Supermarkt.
    Die Adresse, die ich notiert hatte, lag in Holweide - etwas nördlich der Bergisch Gladbacher Straße. Ich hatte mir vorgestellt, dass sich dort ein Haus befand, wo Matze sich mit irgendwem traf und vielleicht krumme Geschäfte betrieb.
    Krumme Geschäfte, hinter die Klara Hackenberg gekommen war.
    Und deswegen sterben musste.
    Ich war überrascht, als ich an einer Eigenheimsiedlung ankam, die noch im Entstehen begriffen war. Es war eine Reihe gleichförmiger weißer Rohbauten mit spitzen Giebeln, die in den Himmel stachen.
    Ich hielt den Wagen auf Abstand, parkte aber so, dass ich alles gut überschauen konnte.
    Ein grasgrüner kleiner Peugeot kam herangefahren, stoppte gleich vor dem Baustellenschild, und zwei junge Leute stiegen aus. Höchstens dreißig. Wahrscheinlich ein Ehepaar.
    Dann kam Matze. Er rollte im großkotzigen schwarzen BMW an. Die Nummer mit dem Geschäftsmann hatte er perfekt drauf.
    Der Wagen hatte weder Gladbacher noch Kölner Kennzeichen. Das Nummernschild begann mit SL. Mir dämmerte, dass es irgendwas im Osten sein musste.
    Das junge Paar ließ seine Blicke über die Baustelle wandern. Über die weißen Mauern. Die hellbraune aufgerissene Erde. Die Bretter, die Wege über die ausgehobenen Gruben bahnten. Über die Berge von Baumaterial, die sich dort erhoben, wo später mal ein Garten entstehen sollte.
    Ich war sicher, dass sie diesen Garten bereits sahen. Fettes, leuchtendes Rasengrün. Eine Schaukel, auf der ihr Kind spielte. Ein qualmender Grill.
    Als Matze neben ihnen parkte, hatte der Mann einen Arm um die Frau gelegt und schien mit der anderen Hand den imaginären Horizont nachzuzeichnen. Als wollte er sagen: Dieses Land wird unser Land sein.
    Dabei waren es nur zweihundert Quadratmeter Handtuch in der Kölner Vorstadt.
    Jetzt bemerkten sie Matze, der herankam - eine schwarze Aktentasche in der Hand. Man begrüßte sich. Matze wies auf das Brett, das zu den rohen Stufen des Eingangs führte, und sie gingen hinein.
    Kurz darauf tauchten sie hinter einer rechteckigen Öffnung in der Mauer wieder auf, die wahrscheinlich mal ein Fenster zur Küche oder zum Wohnzimmer werden sollte.
    Ich sah Matze gestikulierend sprechen. Die junge Frau strahlte, dann hielt sich Matze das Telefon ans Ohr. Als er mit dem Telefonieren fertig war, zauberte er ein Blatt Papier hervor. Der junge Mann zückte einen Stift. Matze hielt die Aktentasche als Unterlage zum Unterschreiben hin.
    Sichtlich zufrieden verließen alle drei die Baustelle.
    Was willst du?, fragte meine innere Stimme, die Matzes Verteidigung übernommen hatte. Wenn das kein ordentlicher Job ist! Der Mann arbeitet in der Immobilienbranche. Und er arbeitet sogar sonntags. Daran solltest du dir mal ein Beispiel nehmen.
    Hallo, was tue ich denn hier gerade?, wandte mein wahres Ich ein. Ich hätte den Tag schön mit meiner neuen Freundin verbringen können. Stattdessen hänge ich hier herum und löse Fälle.
    Ja, aber dilettantisch, ließ sich die andere Stimme nicht beirren. Dieser Matze ist nämlich die völlig falsche Spur.
    »Das werden wir ja sehen«, sagte ich laut vor mich hin.
    Drüben wurde noch ein bisschen geredet. Matze fragte die beiden etwas, was bei dem jungen Mann für Stirnrunzeln sorgte. Matze redete weiter, schüttelte den Kopf, gestikulierte wieder. Schließlich holte der Mann eine Geldbörse heraus, entnahm ihr ein paar Scheine und zählte sie Matze in die Hand. Es war unmöglich zu erkennen, wie viel es war, aber es konnte sich ohne Weiteres um zwei-, dreihundert Euro handeln, wenn es Hunderter gewesen waren.
    Und was soll das jetzt?, fragte ich mich. Seit wann nehmen Immobilienmakler Bargeld?
    Die innere Stimme wusste darauf keine Antwort. Doch dann meldete sie sich wieder - wenn auch etwas kleinlaut. Wahrscheinlich eine Gebühr. Oder eine Art Anzahlung. Siehst du, es hat alles seine Richtigkeit.
    Matze brachte etwas zum Vorschein, das wie ein Quittungsblock aussah, riss ein Blatt ab und gab es den beiden. Sie verabschiedeten sich, winkten Matze noch einmal zu und fuhren los. Die Freude auf dem Gesicht der jungen Frau hatte sich noch gesteigert.
    Als das Auto um die Ecke gebogen war, stieg ich aus und ging hinüber. Ich erreichte Matze gerade in dem Moment, als er die Autotür schließen wollte. Ich legte die Hand auf den oberen Rand und hinderte ihn daran.
    »Herr Büchel?

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