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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Sie erfreute sich an der Natur. An kleinen Reisen. Sie hatte die Angewohnheit, jeden Morgen im Altenberger Dom zu beten. Und sie hatte die Angewohnheit, sich dem Dom durch die Natur zu nähern.«
    »Durch die Natur? Was meinen Sie damit?«
    »Sie hat es mir einmal erklärt. Normalerweise parkt man am Dom oder auf dem Parkplatz in der Nähe des Hotel Wißkirchen und folgt dem Weg unter der Unterführung durch. Doch das gefiel ihr nicht. Für sie begann der Gottesdienst mit einem Gang an der Dhünn entlang zum alten Eingangstor des Klosters. Als wenn sie eine kleine Pilgerschaft machen würde, verstehen Sie? Wenn man sich der Klosterpforte nähert, dann erwartet einen der Dom - wie eine religiöse Verheißung. So hat sie es immer ausgedrückt.«
    Mir wurde einiges klar. Der Tatort an dem kleinen Spielplatz -er hatte vielleicht doch nichts mit einem obskuren Treffen zu tun, sondern Klara Hackenberg war ganz nach ihrer Gewohnheit auf dem Weg zum Dom gewesen. Es war ein Ritual, das sie jeden Morgen absolviert hatte.
    »Glauben Sie«, fragte ich, »dass Reinhold Hackenberg diese Angewohnheit kannte?«
    Renate Siebert verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Da wären wir wieder am Anfang, was, Herr Rott? Natürlich wusste er davon. Er, ich - aber sicher nicht viele andere Leute. Womöglich sogar niemand sonst.«
    Es blieb mir nichts anderes übrig, als zu nicken.
    »Und ehe Sie fragen: Ich kann es nicht gewesen sein. Erstens fehlt mir das Motiv. Zweitens habe ich ein Alibi. Ich war bis gestern Abend bei meiner Schwester in Hamm zu Besuch.«
    »Wann haben Sie Frau Hackenberg zum letzten Mal gesehen?«
    Sie überlegte kurz. »Vor zwei Wochen etwa.«
    »Hat Sie Ihnen gegenüber den Namen Matthias Büchel erwähnt? Er selbst nennt sich Matze.«
    Sie nickte. »Das ist einer von Reinholds Freunden. Sie hat ihn nicht erwähnt, ich kenne ihn von früher.«
    »Können Sie sich vorstellen, dass einer dieser Freunde Frau Hackenberg getötet hat?«
    »Und warum?«
    »Weil sie irgendetwas herausfand. Etwas, das auch mit ihrem Sohn zu tun hatte. Und vor dem sie ihn bewahren wollte, damit er nicht wieder auf die schiefe Bahn geriet.«
    »Sie hat davon nichts gesagt.«
    »Keine Andeutung? Nichts über eine Bedrohung? Hatte sie Angst vor irgendetwas?«
    »Nein. Nichts. Absolut gar nichts. Jedenfalls weiß ich nichts davon.«
    Ich nippte nachdenklich an meinem Kaffee.
    »Reinhold war es, Herr Rott. Es passt einfach alles zusammen.«
    Ich kramte in meinem Gedächtnis. Etwas hatte ich noch auf Lager. Und ich war gespannt, was Frau Siebert dazu sagen würde.
    »Wussten Sie, dass Klara Hackenberg Kontakt zu einem Privatdetektiv aufgenommen hatte?«
    Sie schien ehrlich erstaunt. Der Ausdruck der Schadenfreude über mich war verschwunden.
    »Nein. Aber das kann doch nur etwas mit…«
    »Gabriele zu tun haben«, vollendete ich den Satz. »Ihre Freundin wollte sie suchen lassen. Und es zeigt doch, dass für sie dieses Thema sehr aktuell war. Oder gab es einen anderen Grund, warum sie einen Ermittler konsultiert haben könnte?«
    Frau Siebert schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste. Und trotzdem muss das nicht Zusammenhängen. Vielleicht hat sie ja Reinhold überwachen lassen?«
    »Das werde ich herausfinden.«
    *
    »Detektei Meinertzhagen, was kann ich für Sie tun?«
    »Rott noch mal. Könnte ich jetzt den Chef sprechen?«
    »Tut mir leid, jetzt ist er in der Mittagspause. Soll er Sie zurückrufen?«
    »Das hatten wir schon mal. Sagen Sie ihm, er soll seine Pause unterbrechen.«
    »Entschuldigen Sie, aber …«
    »Sagen Sie es ihm bitte.«
    Ich war die kleine Straße bis hinauf in das winzige Bremen gefahren und hatte rechts angehalten. Die Aussicht hier oben war auch schön, allerdings ganz anders als von Maria in der Aue aus. Ich blickte auf einen Stacheldraht, und direkt dahinter stand eine Kuh, die mich stoisch kauend anblickte.
    »Ich weiß, dass er da ist. Sie können es ruhig riskieren.«
    Ich hatte mit Meinertzhagen zwar bisher wenig zu tun gehabt, aber eine Sache wusste ich genau: Er legte Wert auf feste Essenszeiten. Und er aß immer das Gleiche: irgend so eine Haferschleimsuppe, die er mit zur Arbeit nahm und in der Mikrowelle warm machte. Es hatte irgendwas mit seiner Gesundheit zu tun.
    »Rott«, brüllte er. »Kannst du einen nicht mal beim Essen in Ruhe lassen? Du weißt doch, mein Magen …«
    »Tut mir leid, aber es ist wichtig.«
    »Stört’s dich, wenn ich weiteresse, während wir reden?«
    »Solange du nicht deinen

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