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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Erkenntnis. Zumindest lenkte es mich von der brennenden Sehnsucht nach Wonne ab.
    Endlich erwischte ich eine Möglichkeit, die Straße zu überqueren und in den Wald einzutauchen. Nach wenigen Metern lag da still und wie eine verlassene Zwergenburg das Fort auf dem Spielplatz.
    Ich hatte mich getäuscht. Die Sehnsucht nach Wonne wurde eher größer. Alles, was wir hier erlebt hatten, war mir lebhaft präsent.
    Wonne, die ihre Füße in das kühle Wasser der Dhünn getaucht hatte. Ihre rosa lackierten Fußnägel.
    Wonne als Feenprinzessin im Wunderwald …
    Und dann die Leiche hinter dem Baumstamm.
    Als ich jetzt auf den Spielplatz kam, war an keinem Detail zu bemerken, was sich hier ereignet hatte. Die Ermittler hatten keine Spuren hinterlassen.
    Ich überquerte den Platz und sah, dass direkt an der Dhünn ein Pfad weiterführte - holprig von Wurzeln, aber deutlich zu erkennen.
    Ich spielte weiter Klara und folgte dem Weg. Er stieß schließlich an die offizielle Zufahrt zum Dom, wo es über eine Natursteinbrücke zum Bezahlparkplatz ging. Doch wenn man die Straße überquerte und auf dieser Seite des Flusses blieb, konnte man weiter auf einem verschwiegenen Weg entlangwandern, der sich ein gutes Stück über die Dhünn erhob. Jetzt floss sie zwischen dem Weg und der Klostermauer - tief unten wie in einem Burggraben. Schließlich gelangte ich an die Abzweigung zur alten Klosterpforte: ein weißes Tor, hinter dem sich weit hinten die Front des Domes emporreckte. Man hatte jetzt noch gut hundert Meter zu gehen und konnte dabei das berühmte Fenster mit dem sehr klein wirkenden Eingang darunter betrachten.
    Für jemanden, der beten wollte, war das sicher stimmungsvoller, als den normalen Weg zu nehmen.
    Ich spazierte auf den Dom zu und drückte wieder den Schmerz nieder, der in mir aufflammen wollte.
    Hier war ich mit Wonne gewesen. Wir waren hineingegangen, um die Gitterquadrate am Reliquiar mit Engelberts Herz zu zählen.
    Jetzt stand ich vor dem Altenberger Domladen. Wieder kam mir ein Bild in den Sinn: Wonne, wie sie mitten im Gedränge vor dem Dom gestanden hatte, das Gesicht der Sonne zugewandt.
    Sonne, Wonne, reimte es in mir. Wonne, Sonne …
    Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, etwas für Wonne zu kaufen. Ich musste sie mit irgendetwas überraschen. Ihr ein Geschenk machen. Damit sie mich nicht wieder so lange allein ließ.
    Nachdenklich betrat ich den Laden, betrachtete Bücher, Kerzen, Rosenkränze, CDs …
    Ich zuckte zusammen wie jemand, der aus einem Traum erwacht, als mich jemand am Arm berührte.
    »Remi!«
    Es war Jutta. Sie hatte eine Einkaufstüte mit Büchern in der Hand und kam gerade von der Kasse.
    »Was machst du denn hier?«, fragte ich verwirrt.
    »Komm«, sagte sie und zog mich nach draußen. Wir gingen um die Ecke zu dem Metallmodell der Klosteranlage.
    Auch hier hatte ich mit Wonne gestanden. Wir hatten die Blindenschrift betrachtet…
    »Bist du mir nachgefahren?« Ich sah Jutta verwundert an.
    Sie schüttelte den Kopf und stellte die Tüte auf dem Metallmodell ab. Ich griff hinein und sah mir die Titel an. Es war keine Erbauungsliteratur, sondern Romane. Ich erkannte mehrere Krimititel.
    »Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Eigentlich wollte ich dich wieder anrufen, aber dann kam ich mir blöd vor, weil ich dich so vollgejammert habe …«
    »Und da hast du gedacht, etwas spirituelle Einkehr wäre gut, um zur Dankbarkeit gegenüber deinem Schöpfer zurückzufinden. Dafür dass er dich immer noch mit einem gewissen Wohlstand und - noch wertvoller - mit Gesundheit gesegnet hat.«
    Sie sah mich prüfend an. »Den Sarkasmus kannst du dir sparen. Sag mal, was ist denn überhaupt mit dir los? Du siehst gar nicht gut aus, Remi.«
    »Jetzt sag mir bitte, warum du hier bist. Sonst zweifle ich noch an meinem Verstand.«
    »Ich wollte mir den Tatort ansehen. Nachdem die ganze Geschichte fast meine Party gesprengt hat…«
    Ich nickte. Das war nachvollziehbar. Jutta hatte auch diesmal nicht dem Drang widerstehen können, sich in meine Fälle einzumischen. Und sie hatte ja sonst nichts zu tun.
    »Heute Morgen hatte ich einen Termin bei der Bank«, fügte sie hinzu.
    »Und die haben dich noch mehr in Verzweiflung gestürzt, weil du ja nur noch hundertfünfzigtausend Euro zur Verfügung hast. Ich weiß schon.«
    Sie streichelte mir über den Arm. »Remi, es tut mir leid. Aber mit dem Geld ist es einfach eine Gewohnheitssache. Wenn du eine Menge davon hast, gewöhnst du dich so schnell daran, dass

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