Altenberger Requiem
suchen.«
»Scheiße, Rott, was soll das?«
»Kannst du dem etwas hinzufügen oder nicht?«
Stille in der Leitung. Meinertzhagen hatte sein detektivisches Gehirn angeschmissen. Dann hörte ich wieder Gebrabbel durch den zugehaltenen Hörer. Etwas raschelte. Sein Gedächtnis reichte nicht. Jasmin hatte ihm wohl Notizen gereicht.
»Zwei Dinge weiß ich, die du nicht weißt. Jedenfalls hast du sie nicht gesagt.«
»Und die wären?«
»Erstens: Wie Gabriele mit Nachnamen hieß.«
Das stimmte. Verdammt…
»Und zweitens?«
»Wann Klara Hackenberg bei mir war. Das ist für deine Mordermittlung doch sicher wichtig.«
Zweimal Bingo. Zu meinen Ungunsten.
»Also gut - du hast gewonnen.«
»Scherf. Das war Gabrieles Nachname. Ich liefere dir noch was, nämlich ihr Geburtsdatum: 3. Februar 1953.«
Ich hatte was zu schreiben aus dem Handschuhfach geholt und notierte.
»Und wann war Klara Hackenberg bei dir?«
»Am Freitagmittag.«
Nicht mal vierundzwanzig Stunden vor ihrem Tod …
»Ich hätte gerne noch eine Zugabe. Könntest du dir vorstellen, wer sie umgebracht hat? Hat sie irgendwas gesagt? Fühlte sie sich bedroht?«
»Sie hat gar nicht viel gesagt. Sie hat mir die Informationen gegeben und ist dann wieder gegangen.«
»Sie hat dich nicht beauftragt? Warum nicht?«
»Sie wollte es sich überlegen. Ich habe ihr gesagt, was das kostet, und das hat sie wohl abgeschreckt.«
»Kann ich verstehen.«
»Na und? Das hat alles seinen Wert. Und du schiebst bitte den Hunni rüber. Und zwar in bar.«
»Auch noch schwarz? Das wird ja immer schöner.«
»Eben. Und die Schönheit ist es doch, die wir anstreben, oder?«
»Ich komme zu dir, wenn ich das Geld habe.«
Damit drückte ich den roten Knopf und steckte das Handy weg. Versonnen sah ich der Kuh beim Kauen zu.
Dann warf ich den Motor an.
18. Kapitel
Während der Golf das Band der Landstraße in sich hineinfraß, während Stacheldrahtzäune, Weiden und ab und zu eine Siedlung an mir vorbeizogen, versuchte ich zu resümieren, was ich bisher herausgefunden hatte.
Dass Klara Hackenberg auf der Suche nach ihrer verschollenen Nichte war und kurz vor ihrem Tod einen Detektiv einschalten wollte, musste nichts mit ihrer Ermordung zu tun haben -auch wenn ich Frau Siebert gegenüber so getan hatte, als sei ich komplett davon überzeugt. Jedenfalls hatte ich dafür nicht den Hauch eines Beweises. Sollte ich mich weiter in diese Geschichte vergraben, um einen zu finden? Womöglich vergeblich?
Und dass sie sich Gedanken über Büchels Immobiliensache gemacht hatte: Wie hatte sie das herausbekommen? Hatte Reinhold es ihr erzählt? Und wenn schon - Matze hatte ein Alibi. Und seine Kumpels? Die musste ich einzeln überprüfen. Aber ich hatte noch nicht mal deren Namen.
Mit jedem Kilometer wurde ich niedergeschlagener. Die Sonne schien, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, als hätten sich graue Wolken vor den blauen Himmel geschoben, die nun einen hässlichen Schatten auf mein Gemüt warfen.
Ich realisierte, dass ich mich Richtung Altenberg gehalten hatte und mich nun der Abzweigung zum Parkplatz Rösberg näherte, wo vor gefühlten ewigen Zeiten alles angefangen hatte. Und als ich den Wagen an genau derselben Stelle parkte, wo am Samstag Wonne stehen geblieben war, meldete sich ein Brennen in meiner Magengegend. Es hatte nichts mit Meinertzhagens Ausführungen zu tun. Eher mit der Trostlosigkeit, die ich empfand, weil ich den Tag ohne Wonne verbringen musste.
Ich hatte noch nicht mal eine Telefonnummer. Immer noch nicht. Ich war darauf angewiesen, dass sie sich bei mir meldete.
Eine Scheißsituation. Mit einem Mal kam ich mir vor wie der einsamste Mensch auf der Welt.
Ich stieg aus, ging ein paar Schritte über den Platz und tat mir noch ein bisschen selbst leid. Normalerweise sagt man, dass Selbstmitleid schlecht wäre. Mir tat es aber ganz gut.
Ich marschierte das kurze Stück zur Hauptstraße hoch und blickte rüber auf die andere Seite, wo sich ein Stück unterhalb der Fahrbahn der Kiosk befand. Auch heute herrschte viel Verkehr, und ich musste ein wenig warten, bis ich hinüberkonnte. Gerade kam ein Rudel Motorradfahrer von den Serpentinen aus Richtung Blecher herunter und hüllte die Gegend in eine Wolke aus Geknatter.
Ich erinnerte mich daran, was Renate Siebert über Klara Hackenbergs Gewohnheiten, morgens zum Dom zu gehen, berichtet hatte. Ich beschloss, ihrem Beispiel zu folgen und den Weg abzugehen. Vielleicht kam mir dabei eine überraschende
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