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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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fiesen Schleim durchs Telefon spuckst, ist mir alles egal.«
    »Keine Sorge, den brauche ich selbst. Und? Warum störst du mich?«
    »Sagt dir der Name Klara Hackenberg etwas?«
    »Nein.«
    »Hör mal, ich weiß, dass du Rücksicht auf deine Kunden nehmen musst und keine Namen rausrückst, aber …«
    »Warum fragst du dann?«
    »Die Dame ist tot. Du kannst es also ruhig sagen, wenn du sie kennst.«
    »Tot? Das ist ja ein Ding.«
    »Du kennst sie also?«
    »Nö. Aber ich wundere mich, dass du in einem Mordfall ermittelst.«
    »Meinertzhagen, sie hatte deine Visitenkarte in der Tasche. Hast du sie getroffen? Siebenundsiebzig Jahre alt, schlanke, hagere ältere Frau …«
    »Und jetzt hat sie ein Messer im Rücken - jedenfalls hatte, bis die Gerichtmedizin es rausgenommen hat.«
    »Du kennst sie. Ich wusste es.«
    Er machte ein schlürfendes Geräusch. Wahrscheinlich hatte er sich eine weitere Ladung Haferschleim einverleibt.
    »Nein …« Etwas raschelte. »Aber ich lese Zeitung. Das ist nicht ganz verkehrt in dem Job. Sag mal, da komme ich immer noch nicht drüber: Du klärst diesen Mord auf? Gibt’s im Bergischen Land keine Polizei?«
    »Ich arbeite für eine Anwältin«, sagte ich.
    »Lukrative Sache. So was suche ich auch. Bisschen Matula spielen. Nicht schlecht. Kannst du mir mal ihre Telefonnummer geben?«
    »Sag du mir erst mal, ob du Frau Hackenberg getroffen hast.«
    »Und wenn schon.« Wieder Schlürfen, unterbrochen von metallischem Geschähe. Seine Stimme wurde blubbernd. Ich hatte nur wenig Kaffee getrunken, aber jetzt kam mir mindestens ein Löffel voll davon wieder hoch - zusammen mit beißendem Magensaft. Es war so unangenehm, dass ich husten musste.
    »Bist du erkältet?«
    Ich fing mich wieder. »Nein, deine Fresserei ekelt mich. Lenk außerdem nicht ab.«
    »Du solltest es auch mal mit gesünderer Ernährung probieren. Bist du sicher, dass du kein Refluxproblem hast?«
    »Was für ein Ding?«
    »›Gastroösophagealer Reflux‹. Du solltest mal deinen Arzt danach fragen. Dabei kommt immer Magensäure in die Speiseröhre, nur ein bisschen, und du hast bestenfalls etwas Sodbrennen. Ansonsten spürst du gar nichts. Deine Speiseröhre entwickelt aber nach und nach eine Reizung, und dann verändert sich das Gewebe. Am Ende steht ein kapitaler Speiseröhrenkrebs. Und aus die Maus, Nikolaus.«
    »Kannst du dich bitte aufs Wesentliche konzentrieren?«
    »Was ist daran unwesentlich? Ich will dir ja nur helfen. Pass auf, um einen guten Haferschleim herzustellen …«
    »Meinertzhagen!«, brüllte ich so laut in den Hörer, dass die Kuh, die friedlich weitergegrast hatte, irritiert aufsah. »Kanntest du Frau Hackenberg?«
    »Ja, verdammt noch mal. Sie war hier.«
    »Und was wollte sie?«
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Sag mal, Rott, wenn ich dir das sage - ist da vielleicht was für mich drin? Ich meine, mir geht’s finanziell nicht so gut, und du hast doch jetzt den Riesenauftrag …«
    »Immerhin kannst du dir eine Vorzimmerdame leisten«, sagte ich streng. »Da geht’s dir immer noch besser als mir.«
    »Das ist nur eine Schülerpraktikantin. Die kostet gar nichts.«
    »Ach, so nennt man das heutzutage.«
    »Die ist zwei Wochen hier und findet das mordsaufregend. Das heißt, eigentlich würde sie lieber bei den Ermittlungen dabei sein. Aber das geht natürlich nicht.«
    »Können wir zum Thema zurückkommen?«
    »Wie viel?«
    »Fünfzig.«
    »Zweihundert.«
    »Du spinnst.«
    »Hundertfünfzig. Das ist mein letztes Wort.«
    Wieder hörte ich Geschepper. Ich deutete es so, dass Meinertzhagen aufgegessen hatte. Er hielt die Hand über den Hörer, aber nicht dicht genug. Und so hörte ich, wie er sagte: »Nimm das bitte mit, Jasmin.« Die Praktikantin war also auch seine Kellnerin. Wer weiß, was sonst noch.
    »Hör mal, was willst du eigentlich?«, schnaubte er, wieder klar zu verstehen.
    »Gegenvorschlag. Ich zahle dir hundert.«
    »Langsam nähern wir uns an.«
    »Aber nur, wenn du dieser Info etwas Substanzielles hinzufügen kannst: Klara Hackenberg war auf der Suche nach einer Großnichte namens Gabriele, zu der sie irgendwann in den Achtzigern den Kontakt verloren hat. Das Mädchen war Anfang zwanzig, als es ins Ausland ging - genauer: nach Österreich. Nach Salzburg. Klara Hackenberg war eine alte Frau, die sich wehmütig an diese einzige Verwandte neben ihrem missratenen Sohn erinnerte, und sie hatte den Wunsch, Gabriele noch einmal in ihrem Leben zu sehen. Du solltest sie

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