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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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es dir wahnsinnig wehtut, wenn du plötzlich nur noch einen Bruchteil davon besitzt. Auch wenn es immer noch dreimal zum Leben reicht.«
    »Ich kann da nicht mitreden. Bei mir reicht es manchmal noch nicht mal zum Leben. Jedenfalls nicht für das, was zum Beispiel ein mittlerer Beamter Leben nennen würde.«
    »Was ist denn eigentlich mit Wonne?«, fragte sie, und ihr Blick veränderte sich. Er wurde mütterlicher.
    Es half nichts. Der Schmerz nutzte die Gelegenheit und brach aus wie ein kleiner Vulkan in meinem Bauch.
    »Was soll schon sein?«, sagte ich.
    »Seid ihr etwa wieder auseinander?«
    »Nein.«
    »Dann sei doch fröhlich.«
    Sie hatte recht. Aber dazu kann man sich nicht zwingen. Mir lag auf der Seele, dass Wonne praktisch unerreichbar für mich war.
    »Komm mit«, sagte Jutta plötzlich.
    »Wohin?«
    »Lass uns beim Essen weiterreden.«
    Das Gelände rund um den Altenberger Dom verfügte über eine Fülle gastronomischer Einrichtungen. Abgesehen vom Restaurant Wißkirchen in der Nähe des Parkplatzes auf der anderen Dhünnseite lag gleich gegenüber des Doms der Altenberger Hof. Wenn mich meine Erinnerung nicht trog, war dieses Restaurant der Schauplatz der sonntäglichen Bratenessen mit meinen Eltern gewesen.
    Doch Jutta führte mich etwas abseits durch einen breiten Durchgang. Dahinter standen Tische und Stühle. Eine Treppe führte zum Eingang eines Restaurants.
    »Du kennst doch sicher den Küchenhof.« Jutta setzte sich an einen freien Tisch.
    Ich hatte das Gasthaus im Rücken und blickte über das Kopfsteinpflaster zu dem Torbogen, durch den wir gekommen waren. Diese Ecke des Klostergeländes wirkte alles andere als kirchlich - eher nostalgisch kreativ. Auf der einen Seite des Durchgangs hatte sich eine Töpferei angesiedelt, auf der anderen wies ein Schild auf eine Atelierwerkstatt hin.
    Die Kellnerin brachte die Speisekarte.
    »Ob es hier Panhas gibt?«, fragte ich.
    Jutta sah mich erstaunt an. »Seit wann kennst du dich mit bergischer Küche aus?« Ich schwieg. »Ich lade dich zum Mittagessen ein«, fügte sie hinzu. »Aber nur unter einer Voraussetzung.«
    »Und die wäre?« Ich ließ meinen Blick über das Angebot schweifen. Essen erinnerte mich auch an Wonne.
    »Du erzählst mir alles. Von A bis Z.«
    Ich endete mit den Erkenntnissen über Klara Hackenbergs verschollene Nichte. Die Erinnerung daran, dass ich bisher alles in diesem Fall gemeinsam mit Wonne ermittelt hatte, ließ so viel heiße Lava in mir brodeln, dass ich Jutta am Schluss auch noch mein Leid über Wonne klagen musste. Dabei sonderte ich wieder etwas Selbstmitleid ab.
    Plötzlich fiel mir etwas ein. »Sag mal, du hast nicht zufällig Wonnes Handynummer?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Oder ihre Festnetznummer?«
    Jutta legte ihre Hand auf meinen Arm.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Ich muss dir was über Wonne sagen.«
    Erst jetzt bemerkte ich Juttas Gesichtsausdruck. Er zeigte eine Art von Besorgnis, die mir gar nicht gefiel.
    »Zunächst mal kann ich dich beruhigen. Wenn das alles so gelaufen ist, wie du sagst, wird sie sich bei dir melden, und alles wird gut. Das sieht mir nicht nach einem One-Night-Stand aus.«
    Da sprach die Fachfrau.
    »Was meinst du bitte schön mit ›zunächst mal‹…?«
    »Ich sag dir’s mal, wie es ist. Wonne wohnt nicht in Köln.«
    »Na und?«
    »Sie wohnt auch nicht in Leverkusen, Bergisch Gladbach oder Düsseldorf. Sie wohnt überhaupt nicht in der Gegend. Wonne lebt seit einigen Jahren irgendwo in Westfalen, in der Nähe von Bielefeld. Ich habe ihr ja die Einladung zu meinem Geburtstag geschickt.«
    Mein Gehirn produzierte einen Gedanken - einen, der nicht dazu passte, was Jutta sagte. Wonne hatte einen Haufen selbst gemachte Dinge zum Frühstück mitgebracht. Wo kamen die her? Hatte sie sie morgens aus Ostwestfalen geholt?
    Ich wollte diese Widersprüche Jutta gegenüber nicht ansprechen.
    »Na und? Was ist daran so schlimm?«, sagte ich unwirsch. »Soll sie doch wohnen, wo sie will.«
    »Nichts ist schlimm. Reg dich nicht so auf. Aber es war seltsam, dass sie erst nicht geantwortet hat und dann doch kam.«
    »Das kann doch passieren.«
    Jutta schüttelte den Kopf. »Du verstehst das nicht, Remi. Ich habe sie nur aus Höflichkeit eingeladen. Ich war ja mit ihrer Mutter befreundet. Sie war eine Kollegin damals in der Werbeagentur. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass sie kommt. Und dann kommt sie doch, aber ohne Zusage.«
    »Ich kapiere das nicht. Du lädst Leute zu deinem Geburtstag

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