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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wirklich fragen wie ein Detektiv.«
    »Ich bin einer.«
    Sie umfasste mich mit beiden Armen und legte ihre Beine über meine Knie. Mit einem Mal wurde ihr Körper wieder weich. Wärme ging von ihr aus, die sich, als sie ihre Lippen auf meine drückte, zu Hitze steigerte.
    »Das macht einen irgendwie …«, murmelte sie.
    »Was?«
    »So befragt zu werden. Es hat was.« Sie unterbrach sich. »Hast du noch mehr Fragen?«
    »Wie wär’s mit Abendessen?«, fragte Wonne eine knappe Stunde später.
    »Gute Idee. Was gibt’s denn?«
    »Ich dachte an Pillekuchen.«
    Ich ging rüber in die Küche, um mir ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Da ich noch nicht wieder angezogen war, hatte ich auch kein Feuerzeug am Mann, aber ich wusste, in welcher Schublade der Flaschenöffner war.
    »Trink nicht so viel«, sagte Wonne. »Denk dran, dass wir noch in das Hackenberg-Haus wollen.«
    Ich streifte mir Unterhose, T-Shirt und Jeans über. Gemächlich leerte ich meine Bierflasche und sah Wonne bei ihren Vorbereitungen zum Kochen zu. Unter ihren Händen sah es aus, als wäre das alles gar nichts. Ein paar Kartoffeln schälen, raspeln. Zwiebeln schneiden, die Kartoffelpampe mit den Zwiebeln in eine Schüssel geben. Alles wirkte elegant und ästhetisch - der Schwung, mit dem sie Eier in die Schüssel aufschlug und dann mit einer einzigen Bewegung Milch aus dem Kühlschrank holte und die Masse mit einem Schuss davon versah. Sie hob mit einer Kelle etwas davon aus der Schüssel und gab es in die Pfanne. Sofort erfüllte ein appetitliches Brutzeln die Küche.
    Wonne zwinkerte mir zu. »Riecht besser als Tiefkühlpizza, oder?«
    Sie schnitt Scheiben von dunklem Brot ab. Holte Butter aus dem Kühlschrank. Bald waren vier goldgelbe Pillekuchen - die bergische Variante des Reibekuchens - fertig. Mit einem Schwung, der Übung verriet, ließ sie sie auf zwei der bunten Teller rutschen.
    »Erklär mir mal genauer, wonach wir diesmal in Klara Hackenbergs Haus suchen wollen«, sagte sie.
    »Ich habe ja diese Unterlagen gefunden, und …«
    »Du hast sie aber erst heute gelesen«, unterbrach mich Wonne. »Da war ich schon weg. Was steht denn da drin?«
    War das wirklich wahr? Ich überlegte. Richtig. Wonne hatte die Auswertung des Ordners gar nicht mitbekommen.
    »Ehe du anfängst, kannst du mal Getränke aus dem Keller holen? Oder wo auch immer die sind. Du hast gerade die letzte Flasche Bier genommen.«
    »Was möchtest du denn?«
    »Ich glaube, zu Pillekuchen passt am besten Bier. Wenn man ihn nicht gerade mit Lachs isst. Aber wir machen hier die Bergische Art. Mit Schwarzbrot und Rübenkraut.«
    Rübenkraut … Den dunklen süßen Sirup hatte meine Mutter mir früher manchmal aufs Pausenbrot geschmiert. In einer Zeit, in der es noch keine Schokoriegel gab. Das heißt, es gab sie - aber man bekam sie praktisch nie.
    Ich machte mich auf den Weg hinab in Mannis Keller und ging in den Vorratsraum, in dem ein zweiter großer Kühlschrank stand. Auf den Brettern ringsum waren Konserven aufgereiht; einige davon hatte ich für meine Versorgung eingekauft. Die brauchten wir nicht mehr. Die Zeiten, in denen ich von Ravioli und Erbsensuppe aus der Dose lebte, waren vorbei.
    Der Kühlschrank war mit Getränken gefüllt - hauptsächlich mit Kölsch, das ebenfalls ich hier deponiert hatte.
    Ich wollte mich gerade hinunterbeugen, um zwei Flaschen zu greifen, da traf mich ein Lichtreflex. Er war nur aus den Augenwinkeln wahrzunehmen gewesen. Als ich mich zu dem schmalen Kellerfenster umwandte, glaubte ich draußen Schritte zu hören. Schritte, die sich schnell auf dem Rasen entfernten.
    Ich hatte ein Déjà-vu. Wie lange war es her, dass Jutta mich hier besucht hatte? Vier, fünf Tage …
    Vorsichtig stellte ich die Flaschen auf dem Betonboden ab, ging zur Tür des Vorratsraums und löschte das Licht. Das Kellerfenster war vergittert, und dahinter stand die Dunkelheit. Wieder verwünschte ich Manni. Wenn man schon keine Alarmanlage hatte, musste man wenigstens für einen Bewegungsmelder sorgen.
    Ich stellte das schmale Fenster auf Kipp und lauschte in die Nacht. Es war nichts mehr zu hören. Ich schloss es wieder.
    Mit den Flaschen in der Hand schlich ich die Treppe hinauf. Zur Sicherheit öffnete ich die Haustür und blickte hinaus auf den Vorplatz. War vielleicht doch ein Auto gekommen? Nein. Nur mein Golf und die Nussschale.
    Die Bäume standen schwarz und still unter dem grauen Himmel. Es hatte sich bewölkt, und die Wolkendecke reflektierte die Lichter

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