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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Kalk. Auf der Suche nach dem Autobahnzubringer hatte ich mich verfranst. Vor mir war Stau. Absoluter Stillstand.
    »Wonne war bei ihm. Ich war gerade angekommen, da rannte sie raus und Mathisen hinterher.« Ich erzählte Jutta, was geschehen war und dass ich mit Frau Weißenburg gesprochen hatte. »Sie behauptet, Wonne und Mathisen hätten ein Interview geführt.«
    »Das kann doch sein. Wonne hat den Kontakt vielleicht genutzt, um über Mathisen einen Artikel zu schreiben und Material zu sammeln. Er war mal ein recht berühmter Mann.«
    »Das sah mir aber gar nicht nach einem Interview aus. Wonne hat Mathisen geduzt. Sie hat ihn beschimpft. Sie wirkte … wie eine Geliebte, die herausgefunden hat, dass er fremdgegangen ist.«
    »Kann es denn nicht sein, dass er sie einfach nur angebaggert hat? Vielleicht hat er sie angefasst. Ich bin mit den Leuten zwar befreundet, aber ich kann nicht ausschließen, dass er sich manchmal so verhält.«
    Klar, dachte ich. Jemand, der zwei Rolex-Uhren trägt…
    »Also«, fuhr sie fort. »Nur die Ruhe, okay? Das wird sich aufklären.«
    Am liebsten hätte ich sofort mit Wonne geredet. Hier und jetzt. Auf der Stelle. Aber natürlich war das unmöglich. Das Beste wäre, ein Schlafmittel zu nehmen und mich so lange hinzulegen, bis sie auftauchte. Damit ich die Zeit bis dahin nicht in dieser quälenden Ungewissheit verbringen musste.
    »Hast du Hermine nach Sandro Marino gefragt?«
    »Sie sagt, sie kennt den Namen nicht.«
    »Hm, das ist merkwürdig.«
    »Wieso?«
    »Ich habe auch etwas rausgekriegt.«
    Ich packte meinen Schmerz, knüllte ihn zusammen wie einen Bogen Papier und warf ihn weg. Seltsamerweise sorgte das für ein wenig Linderung.
    »Und was?«
    »Dr. Vollrath, ein Bekannter von mir, der schon fast dreißig Jahre im Bergischen Kammerchor singt, hat mir erzählt, dass Sandro Marino Anfang der Siebziger öfter bei Veranstaltungen hier in der Gegend mitgewirkt hat. Er ist Sänger und ist unter anderem im Altenberger Dom aufgetreten. Zu einer Zeit, als auch Siegfried oft hier auftrat. Bevor er die große Karriere startete. Es soll da eine großartige Aufführung von Verdis ›Requiem‹ gegeben haben …«
    Verdis »Requiem«. Die Musik, die Wonne so gerne hörte …
    Jutta redete weiter. »Anfang der Siebziger hat Hermine Mathisen entdeckt. Sie hat damals ihre Agentur gerade aufgebaut und suchte Künstler, die sie nach Salzburg bringen konnte. Mit Mathisen hat das geklappt.«
    »Und sie haben gleich geheiratet. Nicht unpraktisch für seine Laufbahn …«
    »Ich denke, ihr muss dabei auch dieser Sandro über den Weg gelaufen sein. Sie muss ihn kennen. Zumindest den Namen.«
    Plötzlich kam mir eine Idee. Eine wahnwitzige, absurde Idee, aber vielleicht war ja etwas dran.
    »Kann es sein«, fragte ich, »dass Sandro ein Konkurrent für Mathisen war? Dass sie deswegen lügt? Dass sie nicht über ihn reden will?«
    »Du meinst, sie ist selbst in den Fall verwickelt?« Jutta klang ehrlich erschrocken.
    »Nicht sie. Mathisen. Wenn sie gelogen hat, muss das doch einen Grund haben. Ich bastele mal eine Theorie: Mathisen und Marino waren Konkurrenten. Mathisen hat ihn damals umgebracht, und Klara Hackenberg ist dahintergekommen. Deswegen musste sie sterben.«
    »Remi, deine Phantasie geht mit dir durch. Erstens gibt es keinen Hinweis darauf, dass Marino tot ist. Zweitens gibt es keine Verbindung zwischen Klara Hackenberg und Mathisen. Wenn du schon eine mörderische Vorgeschichte suchst, dann solltest du dir mehr Gedanken über Gabriele machen. Sie ist verschwunden, oder nicht? Sonst hätte Klara Hackenberg diesen Meinertzhagen nicht gebraucht.«
    »Und was ist mit Hermine Weißenburg, die mich wahrscheinlich angelogen hat?«
    »Vielleicht hat sie sich einfach nur geirrt. Oder sich nicht mehr erinnert. Remi, du musst diesen Marino finden.«
    Ich sah auf die Uhr. Es war kurz nach fünf. Sobald es dunkel war, musste ich ein zweites Mal das Haus der Hackenbergs durchsuchen. Und diesmal wusste ich, wonach ich suchte. Bis dahin waren es aber noch ein paar Stunden.
    »Wie gehst du jetzt weiter vor?«, fragte Jutta.
    Ich erklärte es ihr. »Ich hoffe, dass Wonne vorher noch mal auftaucht.«
    »Ich wünsche es dir«, sagte Jutta.
    »Es ist wirklich bemerkenswert, dass du so gar keine Lust hast, bei meinen Untersuchungen dabei zu sein.«
    »Heute Abend kann ich nicht. Ich gehe in die Stadthalle ins Konzert.«
    »Na, das passt ja. Sind die Weißenburg und Mathisen auch dabei?«
    »Nein, aber sie

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