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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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stimmt. Mein Fiat konnte mit dem Taxi nicht mithalten …« Plötzlich konnte sie sich nicht mehr beherrschen. »Ich habe sogar einen Vaterschaftstest von ihm verlangt«, schluchzte sie. »Ach, Remi - ich habe als Kind ein richtiges Familienleben immer vermisst. Ich hätte gerne einen Vater gehabt. Aber meine Mutter hatte noch nicht mal eine feste Beziehung.«
    Ich rückte näher heran und legte meinen Arm um sie. In mir fielen die Groschen. Ich verstand jetzt ein bisschen besser, wie Wonne tickte. Warum sie in Tente plötzlich mit diesen Familienfilmen angefangen hatte. Ihre Häuslichkeit, die auf manche sicher spießig wirkte - ganz sicher jedenfalls auf die Generation von Jutta und Wonnes Mutter.
    So saßen wir eine Weile da und schwiegen. Es war ein gutes Schweigen, es hätte ewig so weitergehen können. Ich hatte das Gefühl, zuzusehen, wie es draußen immer dunkler wurde. Das Licht verwandelte sich vom Gelb-Weißlichen ins Graue mit einem Stich Blau.
    »Möchtest du gar nicht wissen, was ich bei Mathisen wollte?«, fragte ich.
    »Das weiß ich schon. Jutta hat mich angerufen und es mir erzählt.«
    »Moment mal… Sie hat dich angerufen? Nachdem ich mit ihr gesprochen habe?«
    »Aber sie musste mir das sagen, Remi. Es war wichtig. Sie wollte uns helfen. Auch wenn sie mich eigentlich nicht leiden kann. Ich glaube, sie wollte, dass wir uns wieder versöhnen.«
    »Nein, das meine ich nicht. Ich meine: Jutta hat deine Handynummer? Wieso hat sie mir nichts davon gesagt? Ich hätte sonst was drum gegeben, wenn ich sie heute irgendwie hätte bekommen können.«
    »Sie ist erst darauf gekommen, nachdem sie mit dir telefoniert hat. Sie hat einfach in ihrem Adressbuch nachgeschaut und die Nummer meiner Mutter gewählt. Damit lag sie genau richtig. Ich habe den Handyvertrag übernommen.«
    Rums, wieder schloss sich eine offene Frage in diesem ganzen Spiel, und es tat einfach nur gut.
    Doch da war noch was. Ich kam mir albern vor, die Frage einfach so zu stellen. Deswegen versuchte ich einen Gag zu machen.
    »Sag mal, was würdest du sagen, wenn wir hier in diesem Haus Zusammenleben würden?« Ich kam mir ungeheuer schlau vor.
    Wonne hob den Kopf und sah mich misstrauisch an. »Du hast gesagt, das Haus gehört einem Freund, und du wohnst in Wuppertal.«
    »Das stimmt auch. Aber man wird es sich ja wohl mal vorstellen dürfen. Ich will nur wissen, was du dazu sagen würdest.«
    »Ist mir zu einsam.«
    »Einsamer als in der Nähe von Bielefeld zu leben?«
    Nun entwand sie sich ganz und gar meiner Umarmung. Ihr Körper verhärtete sich, und als sie sich aufgesetzt hatte, berührte sie mich nicht mehr.
    »Worauf willst du hinaus?«
    Es ging nicht anders, ich musste die Frage stellen. Die Frage, die eigentlich ganz einfach war, die aber - sobald ich sie stellte -wieder so was wie Misstrauen ausdrückte.
    »Sei ehrlich, Remi. Alles andere kann ich nicht leiden.«
    Das musst du gerade sagen, dachte ich.
    »Es geht darum, dass ich gerne wüsste, wo du wohnst.«
    »Wo ich wohne?«
    »Na ja, nicht nur, wo. Sondern auch, wie, verstehst du? Ich meine, wir hängen immer nur hier bei mir, das heißt bei Manni rum …«
    »Was heißt immer? Wir kennen uns gerade mal drei Tage. Und in deiner eigenen Wohnung war ich auch noch nicht. Ich weiß gar nicht, was du hast.«
    »Wohnst du nun hier in der Nähe? Oder bei Bielefeld? Oder wo?«
    Sie sah mich erstaunt an, und ich konnte richtig sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.
    »Bist du immer noch misstrauisch? Ich habe nichts mit Mathisen, das dürfte dir ja mittlerweile klar sein. Meine Mutter hat in Ostwestfalen gelebt, und als sie ins Krankenhaus kam, zog ich erst mal in ihre Eigentumswohnung. Aber ich bin vor einer Woche umgezogen. Ich will wieder nach Köln. Nur meine Möbel stehen noch in der alten Wohnung. Fehlen jetzt immer noch Informationen? Mein Gott, Remi - warum hast du mich das nicht längst schon gefragt?«
    »Das heißt, du hast eine Bleibe hier in der Nähe?«
    »In Köln-Mülheim. Die Miete und alles andere zahle ich von dem Geld, das ich von meiner Mutter geerbt habe. Knapp sechzigtausend Euro. Ich habe nämlich im Moment keinen Job. Ich will wieder als Journalistin arbeiten, aber so schnell geht das nicht.«
    »Du hast aber einen Presseausweis?«
    »Ich habe ihn dir gezeigt, erinnerst du dich?«
    »Und damit hast du es geschafft, bei der Polizei in Erfahrung zu bringen, wer die Anwältin von Hackenberg ist?«
    Sie wirkte plötzlich fassungslos. »Mann, du kannst ja

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