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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Urlaub … Kennengelernt haben wir uns Silvester 1974. Es muss also im Frühjahr 1976 gewesen sein. Auf keinen Fall früher.«
    »Wunderbar. Das hilft mir weiter. Und jetzt wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir sagen könnten, wo das gewesen ist.«
    »Ich weiß es nicht. Wir waren so viel unterwegs …«
    »Gibt es keine Möglichkeit, das herauszufinden? Es wäre sehr wichtig.«
    »Wie gesagt - ich muss mit meinem Mann sprechen. Er hat damals immer die Routen ausgesucht. Vielleicht weiß er es noch.«
    »Kann ich Sie wieder anrufen? Oder Sie treffen?«
    »Ich muss nachher zur Arbeit. Aber mein Mann ist sicher da, wenn Sie kommen. Er arbeitet zu Hause. Ich gebe Ihnen unsere Adresse.«
    Sie diktierte, und ich schrieb eine Anschrift in Engelskirchen auf.
    »Sie hat den Ohrring zu einem Zeitpunkt gefunden, als Gabriele schon nicht mehr in Deutschland war«, sagte ich.
    Wonne schüttelte den Kopf. »Das heißt nicht unbedingt etwas. Gabriele kann ihn irgendwann davor verloren haben. Er kann Jahre im Wald gelegen haben, bis er gefunden wurde.«
    »Das kommt mir komisch vor. Diese Ohrringe scheinen ihr doch wichtig gewesen zu sein. Sie verliert einen davon, geht nach Österreich und sagt ihrer Tante nichts davon, dass sie ihn verloren hat.«
    »Remi, du weißt nicht, ob du überhaupt die gesamte Korrespondenz zwischen Klara Hackenberg und ihrer Nichte in dem Ordner gesehen hast. Und ob sie was gesagt hat, weißt du auch nicht.«
    »Der Ordner wirkte wie ein Heiligtum. Da drin war alles, was Klara Hackenberg von ihrer Nichte hatte.«
    »Trotzdem kann das Foto zum Beispiel 1973 entstanden sein, 1974 hat sie die Ohrringe verloren, und dann hat sie eben andere getragen. Sie hat sie schließlich selbst hergestellt.«
    »Warum war es dann diesen Typen so wichtig, diese Dokumente mitzunehmen? Warum wurde das Hackenberg’sche Haus angezündet? Es muss doch darum gegangen sein, Spuren zu verwischen. Und wenn du mich fragst, sind das Spuren, die Gabriele Scherfs Schicksal erklären. Klara Hackenberg wollte wissen, was aus ihrer Nichte geworden ist. Und dabei hat sie etwas herausgefunden, was irgendwen nervös gemacht hat. Wahrscheinlich Gabrieles Mörder. Meine Theorie ist doch nicht so schlecht. Jemand hat sie umgebracht, die Leiche irgendwo im Bergischen versteckt und so getan, als sei sie mit ihm nach Österreich ausgewandert.«
    »Leider kann man es nicht beweisen. Erstens weiß man nicht, wer der Mörder war, und zweitens hat man keine Leiche. Und abgesehen davon: Vergiss nicht, dass es bei der Beweisbeseitigung auch um was ganz anderes gegangen sein könnte. Ich sage nur Immobilienbetrug. Ach, übrigens habe ich im Internet nach der Firma Markgraf gesucht. Die gibt’s nicht.«
    Ich runzelte die Stirn. »Machen wir mal mit dieser Spur weiter. Theorie: Der Mörder war Sandro Marino. Und beweisen könnte man das, indem man Zeugen findet, die aussagen, dass er nie mit Gabriele zusammen in Österreich war.«
    »Zeugen, die bezeugen sollen, etwas nicht gesehen zu haben? Das wird schwierig. Abgesehen davon wissen wir nicht, wer Sandro Marino ist.«
    »Noch nicht. Aber deine Mutter kannte ihn. Hat sie vielleicht ein Foto von ihm?«
    Wonne sah mich ein paar Herzschläge lang an. »Ich weiß schon, warum du dir jetzt so viele Gedanken über Sandro Marino machst. Du willst mir helfen, meinen Vater zu finden.«
    Sie holte eine Leinentasche, aus der eine Klarsichthülle mit Papieren herausragte.
    »Ich war gestern noch in meiner Wohnung, während du geschlafen hast. Das hier sind die Dokumente meiner Mutter.« Wonne wollte alles auf den Tisch legen, aber noch war er mit den Frühstücksutensilien bedeckt.
    »Lass uns raus in den Garten gehen«, schlug sie vor. Schon war sie auf dem Weg ins Wohnzimmer und schob die große Terrassentür zur Seite.
    Wie bestellt standen zwei große weiße Liegen auf der Wiese. Ich holte die Auflagen aus dem Schuppen, und kurz darauf blickten wir auf den Naturzaun aus immergrünen Sträuchern.
    »Alles, was wir von diesem Sandro haben, ist ein Brief«, sagte Wonne. »Ein einziger. Und da bin ich noch nicht mal sicher, ob er wirklich von ihm ist.«
    »Was? Aber du hast doch gesagt…«
    »Sekunde, Remi. Du wirst schon sehen. Bitte sehr.«
    Sie reichte mir ein Blatt herüber. Ich faltete es auseinander und sah wenige Zeilen in großer Schrift, verteilt auf eine DIN-A4-Seite: »Liebe Yvonne, es tut mir leid wegen gestern. Ich konnte dich nach dem Konzert nicht sehen, aber ich glaube auch, daß es keinen Zweck

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