Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
Matzes Immobiliensache.
    »Können Sie sich an die Telefonnummer erinnern?«, fragte Kotten.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat auch nichts damit zu tun. Ich habe dort angerufen. Alle Namen sind komplett unbekannt. Vielleicht war es gar keine Telefonnummer.«
    Kotten biss sich auf die Lippen. »Verdammt noch mal«, sagte er. »Auch wenn Sie keinen Beweis haben - Sie haben recht. Da scheint es jemand auf die Dokumente der Hackenbergs abgesehen zu haben.«
    »Gut, dass Sie das einsehen«, sagte Wonne. »Und das bedeutet doch, dass Reinhold Hackenberg nichts mit dem Mord an seiner Mutter zu tun haben kann.«
    »Wieso das denn nicht?«, erwiderte der Kommissar. »Reinhold und dieser Büchel stecken doch unter einer Decke. Ich würde eher mal sagen, dass seine Bande nun, wo er im Knast sitzt, Beweismittel beseitigen will.«
    Ich nickte vor mich hin. Kotten hatte recht. So konnte man das sehen.
    »Und sie arbeiten mit rabiaten Mitteln. Es geht nicht nur um den Überfall hier bei Ihnen.«
    Ich blickte auf. Was sollte das bedeuten? Hatte Matze mit seinen Jungs noch andere Dinger gedreht? Ich sah es Kotten an, dass er noch etwas auf Lager hatte.
    »Und die schrecken auch nicht vor Brandstiftung zurück«, fuhr Kotten fort.
    »Gibt es etwas, was wir nicht wissen?«, fragte ich.
    »Anderthalb Stunden, bevor wir den Anruf von Frau Freier erhielten, wurden wir zu einem anderen Tatort gerufen.«
    »Noch ein Mord? Eine zweite Leiche? Dann kann es Reinhold ja erst recht nicht…«
    »Kein Mord«, unterbrach mich der Hauptkommissar. »Brandstiftung. Davon gehe ich jedenfalls aus. Das Hackenberg-Haus ist komplett zerstört. Ein Nachbar hat die Flammen bemerkt, als schon das ganze Dach in Flammen stand. Er hat die Feuerwehr gerufen. Sicher ist: Matzes Bande, die früher mit Reinhold Hackenberg zusammengearbeitet hat, versucht nun, Beweise oder Hinweise zu zerstören.«
    »Aber Sie wissen nicht, ob das Feuer wirklich auf deren Konto geht.«
    »Das ist nur eine Frage der Zeit.« Kotten stand auf. »Schließlich haben wir jemanden in Gewahrsam, den wir eingehend befragen können. Auf Wiedersehen. Danke, wir finden selbst raus.«
    Mir war fast so, als würden die beiden Uniformierten einen Moment stramm stehen, als Kotten zwischen ihnen hinausmarschierte. Sie drehten sich synchron um, und ich befürchtete schon eine kleine Karambolage am Durchgang, durch den sie nicht beide gleichzeitig passten. Doch irgendwie gelang es ihnen, ganz elegant ihrem Chef zu folgen. Zwei Sekunden später fiel die Tür ins Schloss. Wagentüren knallten, Motoren gingen an. Dann fuhren sie los, und die Geräusche verloren sich in der Ferne.
    Wonne nahm mich in den Arm. »Bin ich froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist.«
    »Als Matze mich da runtergedrückt hat, dachte ich, Gott weiß, was sie mit dir anstellen.«
    Sie küsste mich. »Du hattest Angst um mich …«
    »Na, dazu hatte ich ja wohl allen Grund.«
    Ich machte mich los. Meine Schulter schmerzte. »Entschuldige, aber ich muss was überprüfen.«
    Meine Knie waren noch etwas wackelig, als ich zur Garderobe ging. Dort lag meine Beretta. Ich holte das Magazin heraus. Ein Schuss fehlte. Dann sah ich mich genauer um.
    »Was ist denn los?«, fragte Wonne.
    »Verdammte Scheiße«, entfuhr es mir.
    Jetzt sah Wonne es auch. Die Kugel war mitten in den großen Garderobenspiegel eingeschlagen und hatte dort ein Loch hinterlassen, von dem sternförmig in langen Strahlen Risse ausgingen. Wahrscheinlich musste man nur dagegenpusten, und er brach auseinander.
    »Bevor ich k.o. ging, habe ich ein Klirren gehört. War das der Spiegel? Er müsste doch ganz kaputt sein …«
    Wonne schüttelte den Kopf. »Nein, das war die Vase, die oben an der Treppe stand. Ich hab sie einem der Typen entgegengeworfen.«
    Ich unterdrückte den Reflex, hinaufzulaufen und nachzusehen. Es war gar nicht nötig. Vor meinem geistigen Auge wurde die Vase sichtbar - ein asymmetrisch geformtes, bauchiges Teil, weiß mit schwarzen Schlieren, das aussah, als würde es jeden Moment umkippen. Ich versuchte, mir ein Preisschild dazu vorzustellen. Die Summe war vierstellig, dann wurde sie fünfstellig, dazu hörte ich innerlich das Geräusch einer Registrierkasse - und mir wurde wieder flau.
    Ich näherte mich dem Spiegel, in dem ich Wonne und mich erkennen konnte, allerdings durch die Risse in lauter kleine Segmente zerhauen.
    Langsam streckte ich die rechte Hand aus und befühlte vorsichtig das Einschussloch, in dem noch das Projektil steckte

Weitere Kostenlose Bücher