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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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in nachdenkliches Schweigen und grübelte über die düstere Zukunft nach, die einem alten Freund bevorstand. Im allgemeinen bin ich nicht so leicht zu verunsichern, aber nun fragte ich mich doch, ob ich nicht einen Fehler begangen hatte, als ich mich Jeeves’ Versuchen, mich zu einer Kreuzfahrt um die Welt zu animieren, so kategorisch widersetzte. Sicherlich gibt es vieles, was man gegen so einen Dampfertörn einwenden kann: die beengten Verhältnisse an Bord, das Risiko, mit einem Haufen Langweiler zusammengepfercht zu sein, die lästigen Ausflüge zum Tadsch Mahal und so weiter, aber einen Vorteil haben diese Schiffsreisen: sie ersparen einem den traurigen Anblick, wie ein nichtsahnender Kaplan schon am Anfang seiner Laufbahn eine Bauchlandung macht und sich alle Aussichten verscherzt, einmal in den Hochklerus aufzusteigen, bloß weil er einem Mitglied seiner Gemeinde nach dem Chapeau getrachtet hat.
    Ich seufzte tief und nahm dann die Konversation wieder auf.
    »Du hast dich also mit Stinker verlobt? Warum hast du mir das nicht erzählt, als du zum Essen bei mir warst?«
    »Da war es doch noch nicht soweit. Ach, Bertie, ich bin ja vor Glück ganz aus dem Häuschen! Jedenfalls werde ich es sein, wenn wir Onkel Watkyn erst mal die Segenswünsche entlockt haben.«
    »Ach ja, richtig. Du hast da vorhin etwas von ›schonend vorbereiten‹ gesagt. Was hast du denn damit gemeint?«
    »Darüber wollte ich gerade mit dir reden. Du erinnerst dich doch an mein Telegramm? Darin stand, daß ich dich um einen großen Gefallen bitten wollte.«
    Ich schreckte zusammen. Ein Gefühl äußersten Unbehagens beschlich mich. Ich hatte ihr Telegramm völlig vergessen.
    »Es ist nur eine Klitzekleinigkeit.«
    Das wagte ich zu bezweifeln. Ich meine, wenn sie schon nichts dabei fand, einen Kaplan zum Helmdiebstahl an einem Polizeibeamten anzustiften, dann mußte man sich doch fragen, was sie wohl erst für mich in petto hielt. Ich fand, daß es an der Zeit war, den Anfängen zu wehren.
    »Ach, wirklich?« sagte ich. »Ich denke aber nicht im Traum daran, mich dafür herzugeben.«
    »Feigling! Du weißt ja noch nicht mal, worum es geht.«
    »Das will ich auch gar nicht wissen.«
    »Ich werd’s dir trotzdem sagen.«
    »Dann halte ich mir die Ohren zu.«
    »Willst du, daß ich Bartholomew von der Leine lasse? Er sieht dich schon eine ganze Weile so seltsam an. Ich glaube, er mag dich nicht. Manchmal faßt er ganz plötzlich eine Abneigung gegen jemanden.«
    Die Woosters sind tapfer, aber nicht tollkühn. Ich ließ mich also widerstandslos von ihr zu dem Mäuerchen führen, das die Terrasse umgab, und wir setzten uns. Ich weiß noch, daß es ein stiller, beschaulicher Abend war und daß weit und breit Frieden zu herrschen schien. Da kann man mal wieder sehen …
    »Es dauert nicht lange«, sagte sie. »Die Sache ist ganz leicht und einfach. Aber erst muß ich dir noch erzählen, warum wir unsere Verlobung so streng geheimhalten müssen. Daran ist nämlich Gussie schuld.«
    »Was hat er denn getan?«
    »Er war einfach er selbst. Ist mit seinem fliehenden Kinn herumgestakst, hat durch seine Hornbrille geglubscht und in seinem Zimmer Molche aufbewahrt. Sonst nichts. Aber du kannst dir ja denken, wie Onkel Watkyn zumute war. Da erklärt ihm seine Tochter, daß sie heiraten will. ›So, so?‹ sagt er. ›Na, dann wollen wir uns den Glückspilz mal näher ansehen.‹ Und dann kommt Gussie angetrollt. Ein ziemlicher Schock für einen Vater.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Na also. Und du wirst doch nicht behaupten wollen, daß gerade zu einer Zeit, wo ihm der Schwiegersohn in spe Gussie noch schwer im Magen liegt, die Gelegenheit günstig wäre, ihm beizubringen, daß ich den Dorfkaplan heiraten möchte.«
    Da hatte sie recht. Von Freddie Threepwood wußte ich, daß es bei ihm zu Hause in Blandings Castle auch mal Aufruhr gegeben hatte, weil eine Cousine von ihm einen Kaplan heiraten wollte. In diesem Fall hatten sich zwar die Wogen wieder geglättet, als herauskam, daß der junge Mann der Erbe eines millionenschweren Reeders aus Liverpool war, aber im allgemeinen sehen es Eltern nicht gern, wenn ihre Tochter einen Kaplan heiraten will, und ich nehme an, das trifft auf Onkel und Nichten genauso zu.
    »So ist das nun mal. Kapläne gelten nicht als gute Partie. Bevor also der Schleier des Verlobungsgeheimnisses gelüftet werden kann, müssen wir dafür sorgen, daß Harold bei Onkel Watkyn gut angeschrieben ist. Wenn wir unsere Trümpfe

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