Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse

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Schlacht von Waterloo auch nicht herumgegangen und hat seine Leute angepfiffen. Er hat ihnen auf die Schulter geklopft und eine Lokalrunde bestellt.
    »Ah, Jeeves, hier sind Sie also!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Na, Jeeves, Sie können jetzt unseren Krimskrams zusammenpacken.«
    »Sir?«
    »Für die Heimreise. Wir fahren morgen retour.«
    »Sie beabsichtigen also nicht, länger in Totleigh Towers zu verweilen, Sir?«
    Ich stieß einen amüsierten Lacher aus.
    »Stellen Sie nicht so unbedarfte Fragen, Jeeves. Ist Totleigh Towers etwa der Ort, an dem man länger verweilt als unbedingt nötig? Und es ist jetzt nicht mehr nötig, daß ich hier noch ausharre. Meine Arbeit ist getan. Wir reisen gleich morgen früh ab. Fangen Sie also schon an zu packen, damit wir ohne Zeitverlust abzwitschern können. Es wird doch sicher schnell gehen?«
    »Jawohl, Sir. Es handelt sich um lediglich zwei Koffer.«
    Er zog sie unter dem Bett hervor, öffnete den größeren der beiden und fing an, Klamotten und so weiter hineinzuschaufeln, während ich es mir im benachbarten Fauteuil bequem machte und ihn über die jüngsten Ereignisse ins Bild setzte.
    »Tja, Jeeves, Ihr Plänchen hat gut funktioniert.«
    »Es freut mich, das zu hören, Sir.«
    »Die Szene wird mich zwar noch lange im Schlaf verfolgen, aber dazu, daß Sie mir das eingebrockt haben, möchte ich jetzt nichts sagen. Ich stelle lediglich fest, daß die Sache vom Erfolg gekrönt war. Der Segen des Onkels kam herausgeflutscht wie ein Korken aus einer Flasche Champagner, und der Weg zum Traualtar ist für Stiffy und Stinker freigeräumt.«
    »Höchst zufriedenstellend, Sir. Dann hat also Sir Watkyn so reagiert wie erwartet?«
    »Hundertprozentig. Haben Sie schon mal gesehen, wie eine Barkasse von hohem Seegang erfaßt wurde?«
    »Nein, Sir. Meine Besuche an der Küste fanden stets bei freundlichem Wetter statt.«
    »Genauso hat er ausgesehen, als er hörte, daß ich sein angeheirateter Neffe werden wollte. Er sah aus wie das Wrack der ›Hesperus‹. Erinnern Sie sich? Sie segelte bei Schnee und Eis, und der Kapitän hatte seine kleine Tochter bei sich.«
    »Jawohl, Sir. ›Blau war ihr Aug’ und blond das Haar, die Wangen rosig rund, ihr Busen weiß wie Schlehendorn im frühen Maiengrund.‹«
    »Genau. Also, wie gesagt, es war ein schwerer Schlag für ihn, so als hätte ihn ein Torpedo mittschiffs getroffen. Und als dann Stiffy auftauchte und ihm sagte, an der Sache sei gar nichts dran und ihr Erwählter sei eigentlich Stinker Pinker, da war er grenzenlos erleichtert. Er gab ihrer Partie spontan seinen Segen und überschlug sich fast dabei. Aber wozu erzähle ich Ihnen eigentlich solche Nebensächlichkeiten? Das ist doch pure Zeitverschwendung. In den Schlagzeilen steht ja etwas ganz anderes. Jetzt gebe ich Ihnen mal die Sensation des Tages durch, Jeeves: Ich habe das Notizbuch!«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Jawohl, ich hab’s! Ich erwischte Spode damit und hab’s ihm abgenommen, und in diesen Minuten zeigt Gussie das Notizbuch Miss Bassett, um sich von allen Verdächtigungen reinzuwaschen, die gegen ihn erhoben worden waren. Es würde mich nicht wundern, wenn sie sich jetzt schon versöhnt in den Armen lägen.«
    »’s ist ein Ziel, aufs innigste zu wünschen, Sir.«
    »Sie sagen es, Jeeves.«
    »Dann gibt es nichts mehr, was Ihnen Anlaß zur Besorgnis geben könnte, Sir.«
    »Nein, absolut nichts. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Endlich kann ich wieder frei atmen. Am liebsten würde ich einen Freudentanz aufführen. Daß dieses Notizbuch seine Wirkung nicht verfehlen wird, darf ja als sicher gelten.«
    »Das ist anzunehmen, Sir.«
    »Hör mal, Bertie«, sagte Gussie, der in diesem Augenblick hereinkam und aussah wie jemand, der durch die Wäschemangel gedreht worden ist. »Es ist etwas Schreckliches passiert. Unsere Hochzeit findet nicht statt.«

11
    Ich sah den Mann entgeistert an, griff mir an den Kopf und taumelte leicht.
    »Sie findet nicht statt?«
    »Nein.«
    »Eure Hochzeit?«
    »Ja.«
    »Ist geplatzt?«
    »Ja.«
    »Und sie findet überhaupt nicht statt?«
    »Nein.«
    Ich weiß nicht, was die Mona Lisa an meiner Stelle getan hätte. Vermutlich dasselbe wie ich.
    »Jeeves«, sagte ich. »Einen Brandy!«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Er schwebte von dannen, um mir diesen Freundschaftsdienst zu erweisen, und ich wandte mich wieder Gussie zu, der mit irrem Blick im Zimmer herumstakste und so aussah, als hätte er eins mit dem Holzhammer abbekommen.
    »Ich halt’s nicht aus«,