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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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spendet. Stimmen Sie mir zu?«
    »Unbedingt, Sir. Wenn es Mr. Fink-Nottle gelänge, die fragliche Antiquität in seinen Besitz zu bringen, wäre er in einer äußerst vorteilhaften Verhandlungsposition. Ein sehr raffinierter Plan, Sir.«
    »Danke, Jeeves. Ja, er ist gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, daß ich ihn mir ganz allein ausdenken mußte und nur wenig Zeit hatte. An deiner Stelle, Gussie, würde ich mich sofort ans Werk machen.«
    »Verzeihen Sie bitte, Sir.«
    »Wollten Sie etwas sagen, Jeeves?«
    »Jawohl, Sir. Ich wollte mir die Bemerkung erlauben, daß ein gewisses Hindernis zu überwinden wäre, bevor Mr. Fink-Nottle an die Verwirklichung des Plans gehen kann.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sir Watkyn hat Wachtmeister Oates beauftragt, in dem Raum, in dem sich die Silberkollektion befindet, Posten zu beziehen.«
    »Ach du dickes Ei!«
    »Jawohl, Sir.«
    Das Strahlen verschwand aus Gussies Gesicht, und er gab einen gequälten Laut von sich wie ein defekter Plattenspieler, der zum Stehen kommt.
    »Mit etwas Geschick und Diplomatie dürfte es jedoch möglich sein, diese Klippe zu umschiffen. Vielleicht erinnern Sie sich noch an jenen Zwischenfall in Chuffnell Hall, Sir, als Sir Roderick Glossop im Gewächshaus eingesperrt war und Ihr Versuch, ihn zu befreien, daran zu scheitern drohte, daß Wachtmeister Dobson vor dem Eingang desselben Wache stand?«
    »Sehr lebhaft, Jeeves!«
    »Damals gestattete ich mir den Vorschlag, daß man ihn zum Verlassen seines Postens bewegen könnte, wenn man ihm mitteilte, daß Mary, das Stubenmädchen, mit dem er verlobt war, ihn hinter den Himbeersträuchern zu sprechen wünsche. Diese Anregung wurde aufgegriffen und erwies sich in der Tat als wirksam.«
    »Das stimmt, Jeeves. Aber«, wandte ich dann ein, »ich kann mir nicht vorstellen, daß das in unserm Fall funktionieren würde. Wachtmeister Dobson war, wie Sie ja wissen, ein leidenschaftlicher und romantisch veranlagter junger Mann, einer von denen, die sich blindlings in jede Himbeerhecke stürzen, wenn man ihnen sagt, daß dahinter ein Mädchen auf sie wartet. Aber Eustace Oates ist kein feuriger Dobson. Er ist schon älter und gesetzter und macht den Eindruck, als wäre ihm eine Tasse Tee lieber.«
    »Ganz recht, Sir. Wachtmeister Oates ist, wie Sie schon sagten, von ruhigerem Temperament. Ich wollte jedoch nur auf die prinzipielle Vorgehensweise aufmerksam machen, die im vorliegenden Fall angewandt werden könnte. Natürlich müßte man den Anreiz entsprechend der psychischen Beschaffenheit des betreffenden Individuums wählen. Mein Vorschlag geht dahin, daß Mr. Fink-Nottle dem Wachtmeister mitteilt, er habe dessen Helm in Ihrem Besitz gesehen, Sir.«
    »Potzblitz, Jeeves!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ja, das leuchtet mir ein. Prima Idee. Das könnte klappen.«
    Da Gussies glasiger Blick erkennen ließ, daß er nicht mitkam, gab ich ihm eine erklärende Hilfestellung.
    »Im Verlauf des heutigen Abends, Gussie, hat ein Unbekannter besagtem Polizisten die Kopfbedeckung entwendet, was diesem sehr nahegegangen ist. Jeeves schlägt nun vor, daß du Oates weismachst, du hättest das gute Stück bei mir gesehen. Daraufhin wird Oates hierher rasen wie ein Tiger, der hinter seinem entlaufenen Baby her ist, und du hast freie Bahn und kannst die Operation ›Sahnekännchen‹ durchführen. Das war doch der Kern Ihres Vorschlags, nicht wahr, Jeeves?«
    »Jawohl, Sir.«
    Gussies Züge hellten sich merklich auf.
    »Jetzt kapiere ich. Es ist eine Finte.«
    »Genau. Eine von Jeeves’ zahlreichen Finten, und bestimmt nicht die schlechteste. Gut gemacht, Jeeves!«
    »Besten Dank, Sir.«
    »Du wirst sehen, Gussie, das läuft wie am Schnürchen. Du erzählst ihm, ich hätte seinen Helm; wartest, bis er losspurtet; saust zur Vitrine und angelst dir die Kuh. Das reinste Kinderspiel! Ich bedaure nur, Jeeves, daß Tante Dahlia nun keine Chance mehr hat, in den Besitz dieses Kännchens zu kommen. Zu dumm, daß die Nachfrage so groß war.«
    »Jawohl, Sir. Aber möglicherweise wird Mrs. Travers zu dem Schluß gelangen, daß Mr. Fink-Nottles Not die größere war, und den Verlust mit philosophischer Gelassenheit hinnehmen.«
    »Möglicherweise. Möglicherweise aber auch nicht. Aber was soll’s. Wenn unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen, muß einer immer den kürzeren ziehen.«
    »Ein wahres Wort, Sir.«
    »Man kann nicht verlangen, daß jeder mit einem Happy-End davonkommt.«
    »Nein, Sir.«
    »Hauptsache, daß Gussie aus dem

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