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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Sekunden später zurück und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Du, Bertie! Spode ist da draußen!«
    »Na und?«
    »Er wollte sich auf mich stürzen.«
    »Er wollte sich auf dich stürzen?«
    Ich runzelte die Stirn. Im allgemeinen bin ich ja ein friedfertiger Mensch, aber was zuviel ist, ist zuviel. Ich fand es unerhört, daß Spode nach allem, was ich ihm gesagt hatte, immer noch die Gegend unsicher machte. Mit einem energischen Ruck öffnete ich die Tür, und tatsächlich: da draußen schlich dieser Mann herum.
    Als er mich erblickte, sank er ein bißchen in sich zusammen. Der Ton, in dem ich ihn ansprach, war barsch.
    »Kann ich etwas für Sie tun, Spode?«
    »Nein … äh … nichts, danke.«
    »Zisch ab, Gussie«, sagte ich und sah ihm mit Beschützerblick nach, wie er sich an diesem menschlichen Gorilla vorbeidrückte und dann in der Ferne des Flurs verschwand. Darauf wandte ich mich an Spode.
    »Spode«, sagte ich ganz ruhig, »habe ich Sie nicht aufgefordert, Gussie in Ruhe zu lassen?«
    Er sah mich bittend an.
    »Wollen Sie mir wirklich nicht gestatten, ihm wenigstens eine Kleinigkeit anzutun? Und wenn es nur ein Tritt in den Hintern wäre, daß ihm das Rückgrat zum Hut herausschaut?«
    »Kommt nicht in Frage!«
    »Na, wenn Sie es nicht wünschen, dann eben nicht.« Mürrisch kratzte er sich im Gesicht. »Haben Sie mal in das Notizbuch hineingeschaut, Wooster?«
    »Nein.«
    »Er schreibt da zum Beispiel, mein Schnurrbart ähnelte einem verschmierten Fleck, wie ihn eine im Spülbecken zerdrückte Küchenschabe hinterläßt.«
    »Er hatte schon immer eine poetische Ader.«
    »Und wenn man mich Spargel essen sehe, könne man direkt Zweifel bekommen, ob der Mensch wirklich die Krone der Schöpfung ist.«
    »Ja, ich erinnere mich, daß er das mal erwähnt hat. Und ich finde, er hat recht. Beim Abendessen fiel mir das auch auf. In Zukunft, Spode, sollten Sie sich die Spargelstangen langsam in den Schlund gleiten lassen. Nehmen Sie sich Zeit. Schnappen Sie nicht so gierig nach dem Zeug. Denken Sie immer daran, daß Sie ein Mensch sind und kein Hai.«
    »Ha-ha! ›Ein Mensch und kein Hai.‹ Gut gesagt, Wooster. Sehr amüsant.«
    Er gluckste noch immer vor sich hin, obwohl es, wie ich fand, nicht besonders heiter klang, als Jeeves sich mit einem Tablett näherte, auf dem eine Karaffe stand.
    »Der Brandy, Sir.«
    »Es wurde aber auch Zeit, Jeeves.«
    »Jawohl, Sir. Ich muß mich erneut für meine Säumigkeit entschuldigen. Wachtmeister Oates hielt mich auf.«
    »So? Haben Sie wieder mit ihm geplaudert?«
    »Weniger geplaudert, Sir, als das Blut gestillt.«
    »Blut?«
    »Jawohl, Sir. Der Wachtmeister war verletzt.«
    Mein anfänglicher Mißmut verflog und machte grimmiger Freude Platz. Das Leben in Totleigh Towers hatte mich hart gemacht und die zarten Empfindungen aus meinem Herzen vertrieben, so daß ich bei der Nachricht, Wachtmeister Oates sei verletzt worden, nichts als stille Genugtuung empfand. Nur eins hätte mir noch größere Freude bereitet – wenn man mir mitgeteilt hätte, Sir Watkyn Bassett sei im Bad auf einem Stück Seife ausgerutscht und der Länge nach hingeknallt.
    »Wie ist das denn passiert?«
    »Er wurde tätlich angegriffen bei dem Versuch, einem nächtlichen Eindringling Sir Watkyns Sahnekännchen zu entreißen, Sir.«
    Spode stieß einen Schrei aus.
    »Das Sahnekännchen ist doch nicht etwa gestohlen worden?«
    »Doch, Sir.«
    Diese Nachricht ging Roderick Spode sichtlich nahe. Er hatte, wie Sie wissen, von Anfang an ein väterliches Verhältnis zu dem Sahnekännchen gehabt. Ohne weitere Erklärungen abzuwarten, galoppierte er davon, während ich mit Jeeves ins Zimmer trat, gespannt, die Details zu erfahren.
    »Also, wie hat sich das abgespielt, Jeeves?«
    »Nun, Sir, es war nicht ganz leicht, von Wachtmeister Oates eine zusammenhängende Darstellung zu erhalten, aber wie es scheint, war er unruhig und nervös geworden …«
    »Vermutlich, weil er Papa Bassett, der bekanntlich in der Badewanne saß, nicht erreichen und um Erlaubnis bitten konnte, hier heraufzukommen, um seinen Helm zu suchen.«
    »Zweifellos, Sir. Und wegen seiner Nervosität verspürte er das dringende Verlangen, eine Pfeife zu rauchen. Er wollte jedoch nicht riskieren, des Rauchens im Dienst überführt zu werden – was leicht hätte geschehen können, wenn er seine Pfeife im geschlossenen Raum entzündet hätte, wo sich der Rauch lange hält –, und deshalb trat er hinaus in den Garten.«
    »Ein schlauer Kopf, dieser

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