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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Schneider ist. So, nun aber ab durch die Mitte, Gussie, und Hals- und Beinbruch!«
    Ich steckte mir eine Zigarette an.
    »Ausgezeichnete Idee, Jeeves. Wie sind Sie nur darauf gekommen?«
    »Der Wachtmeister selbst hat mich darauf gebracht, Sir, als ich mich kürzlich mit ihm unterhielt. Ich entnahm seinen Worten, daß er tatsächlich Sie im Verdacht hat, seinen Helm entwendet zu haben.«
    »Mich? Aber wieso denn? Ich kenne den Mann doch kaum. Ich dachte, er verdächtigt Stiffy.«
    »Anfangs tat er das auch, Sir, und er ist auch jetzt noch der Ansicht, daß sie die Tat angestiftet hat. Inzwischen nimmt er jedoch an, daß die junge Dame sich bei der Ausführung der Tat eines Komplizen bedient habe. Soviel ich weiß, bestärkt ihn Sir Watkyn in dieser Auffassung.«
    Plötzlich fiel mir wieder der Anfang meines kleinen Gesprächs mit Papa Bassett in der Bibliothek ein, und auf einmal begriff ich, was er eigentlich gewollt hatte. Zuerst hatte ich das alles nur für belanglosen Small talk gehalten, aber jetzt ging mir ein Licht auf, und mir wurden seine Hintergedanken klar. Es hatte so ausgesehen, als wären wir zwei alte Bekannte, die den neuesten Klatsch austauschen, und dabei wollte er mich nur testen und aushorchen.
    »Aber weshalb halten die ausgerechnet mich für den Komplizen?«
    »Dem Vernehmen nach fiel dem Wachtmeister das zwischen Ihnen und Miss Byng bestehende herzliche Verhältnis auf, als er Ihnen heute nachmittag auf der Landstraße begegnete, und als er den Handschuh der jungen Dame am Ort des Verbrechens fand, verstärkte das seinen Verdacht.«
    »Ich verstehe nicht ganz, Jeeves.«
    »Er nimmt an, daß Sie Miss Byng zugetan sind, Sir, und glaubt, daß Sie ihren Handschuh als Talisman in der Tasche trugen.«
    »Wie sollte ich ihn denn verloren haben, wenn ich den Handschuh als Talisman in der Tasche gehabt hätte?«
    »Seiner Ansicht nach nahmen Sie ihn heraus, um ihn an Ihre Lippen zu pressen, Sir.«
    »Na, hören Sie mal, Jeeves! Es ist doch sehr unwahrscheinlich, daß ich mir just in dem Augenblick, wo ich einen Polizeihelm klauen will, irgendwelche Handschuhe vor den Mund halte.«
    »Mr. Pinker hat das anscheinend getan, Sir.«
    Schon wollte ich ihm auseinandersetzen, daß ein himmelweiter Unterschied zwischen dem bestehe, was der gute Stinker in einer x-beliebigen Situation anstelle, und dem, was jeder halbwegs normale Mensch in derselben Lage tun würde, da wurde ich von Gussie unterbrochen, der wieder zurückkam. Der Frohsinn, den er zur Schau trug, verriet mir, daß es gut um ihn bestellt war.
    »Jeeves hatte absolut recht, Bertie«, sagte er. »Er hat Eustace Oates genau richtig eingeschätzt.«
    »Deine Mitteilung hat ihn also in Fahrt gebracht?«
    »Ich habe noch nie einen tatendurstigeren Polizisten gesehen. Im ersten Moment wollte er alles stehen und liegen lassen und sofort hierher eilen.«
    »Und warum hat er’s dann doch nicht getan?«
    »Er hat’s nicht über sich gebracht. Sir Watkyn hat ihm eingeschärft, sich ja nicht vom Fleck zu rühren.«
    Psychologisch leuchtete mir das ein. Es war wie in diesem Kinderbuch. »Eustace, sprach die Frau Mama, ich geh’ aus und du bleibst da.«
    »Dann wird es wohl so sein, daß er erst mal Papa Bassett informiert und ihn um Erlaubnis bittet, die Verfolgung aufzunehmen?«
    »Ja. Ich nehme an, du wirst ihn in ein paar Minuten hier haben.«
    »Dann solltest du aber nicht hier sein. Am besten legst du dich in einem stillen Winkel der Halle auf die Lauer.«
    »Sofort. Ich wollte dich nur informieren.«
    »Sobald er seinen Posten verlassen hat, stürzt du dich in das Kabinett.«
    »Keine Sorge. Ich mache das schon. Die Sache klappt bestimmt. Ihre Idee war fabelhaft, Jeeves!«
    »Danke, Sir.«
    »Du kannst dir ja denken, wie ich mich freue, daß die Welt für mich in fünf Minuten wieder in Ordnung sein wird. Es tut mir jetzt nur ein bißchen leid«, sagte Gussie grübelnd, »daß ich dem alten Knaben das Notizbuch gegeben habe.«
    Diese furchtbaren Worte kamen ihm so beiläufig über die Lippen, daß es ein paar Sekunden dauerte, bis ich begriff. Aber dann erfaßte mich ein heftiges Beben. Es war, als hätte ich an eine Stromleitung gefaßt.
    »Du hast ihm das Notizbuch gegeben?!«
    »Ja. Gerade als er wegging. Ich dachte, es stünden vielleicht ein paar Ausdrücke drin, die ich ihm noch nicht an den Kopf geworfen hatte.«
    Mit zitternder Hand suchte ich am Kaminsims Halt.
    »Jeeves!«
    »Sir?«
    »Bringen Sie noch mehr Brandy!«
    »Sehr wohl,

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