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Alter Sack, was nun

Titel: Alter Sack, was nun
Autoren: Kester Schlenz
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aus Schottland und Irland spezialisieren, der aus gemälzter Gerste gemacht wird. Diese Sorten gelten unter Kennern als das Wahre.
    Man kann das Whisky-Trinken wunderbar zelebrieren, und es passt zu uns älteren Herren.
    ERST JETZT, IN DER BLÜTE UNSERER JAHRE, HABEN UNSERE GESCHMACKSNERVEN DIE REIFE FÜR DIE GOLDGELBEN TRÖPFCHEN.
    Erst jetzt können wir fünfzig, gar hundert Euro für eine Flasche hinlegen, weil wir wissen, was gut ist und uns mit gewöhnlichem Brüllwasser aus dem Supermarktregal nicht mehr zufriedengeben.
    Ich empfehle eine gewisse Vorbereitung, etwa durch das Buch »Malt Whisky« (Collection Rolf Heyne) von Michael Jackson (nicht verwandt oder verschwägert mit dem verstorbenen Star). Da werden jede Menge guter Whiskys vorgestellt und bewertet. Und wenn Sie dann mal am Flughafen stehen und zollfrei einkaufen können - raus mit dem Buch und eine schöne Pulle erwerben. Und zu Hause, wenn Sie
die richtigen Gläser zur Hand haben (auch wichtig), dann gießen Sie sich zwei Fingerbreit ein und sagen sich:
    »ALTER SACK - DAS TUT GUT.«

Fifty Man
    ALS ICH EINMAL EIN SUPERHELD WAR
    Neulich hatte ich einen Traum. Ich war ein Superheld. Aber kein normaler. Ich war ein alternder Superheld. Ich war Fifty-Man . Ein Held in den besten Jahren. Ich trug ein blaues, eng anliegendes Kostüm. Deutlich zeichnete sich ein recht großes Glied ab. Tut mir leid, so war das halt in dem Traum. Auch der Oberkörper war muskeltechnisch gesehen sehr gut ausgebildet. Aber man sah einen deutlichen Bauchansatz und Rettungsringe an den Hüften. Fifty-Man war halt nicht mehr zwanzig, was auch an der Zahl fünfzig, die auf Brusthöhe meines Kostüms prangte, unschwer zu erkennen war.
    IN DIESEM TRAUM LEBTE ICH IN EINER WELT, IN DER ES NOCH ANDERE SUPERHELDEN GAB, ABER ALLE WAREN BEST-AGER.
    Leute, die schon einiges hinter sich hatten. Da gab es Falten-Woman , eine schöne, aber reife Frau, deren Körper noch gut in Schuss war, deren Gesicht jedoch die Spuren des Alters zeigte. Sie konnte mit Lichtgeschwindigkeit laufen und trug dabei passend zu ihrem Gesicht einen Faltenrock und eine Gesichtsmaske aus Creme und Gurkenscheiben. Auch Bett-Man , ein achtzigjähriger Hero, der in einem fliegenden, mit allerhand technischem Gerät ausgestatteten Altenheimbett für Recht und Ordnung kämpfte, gehörte zu den Superhelden, die ich zu meinen Freunden zählen durfte.

    Der Traum begann mit einer Fahrt in der S-Bahn. Ich war in Zivil unterwegs, als ganz normaler Bürger. Neben mir saß ein junger Rotzlöffel, brüllte in sein Handy und hatte die Füße auf dem Sitz vor sich
liegen. Ich bat ihn in sehr freundlichem Ton, doch etwas leiser zu sprechen und die Füße - wenn möglich - vom Sitz zu nehmen. Er sagte »Verpiss dich, Alter« und telefonierte weiter. An der nächsten Station stieg ich aus, zog mich heimlich und blitzschnell um, flog der S-Bahn hinterher, drang krachend durch ein Fenster ein und landete direkt vor dem Rotzlöffel. »Fifty-Man« , stöhnte der erschreckt und nahm sofort die Füße vom Sitz. Aber mein Zorn war noch nicht verraucht. Ich packte ihn mit einer Hand, drehte ihn ein paar Mal um seine eigene Achse, bis ihm speiübel war und zwang ihn dann, sein Handy zu essen. »Lass es dir eine Lehre sein«, donnerte ich. »Ich sah vom Himmel aus, wie du den Herrn neben dir behandelt hast - habe Respekt vor dem Alter, oder es wird dir übel ergehen.« Dann flog ich davon.
    HERRLICH, DIESER TRAUM. ICH KONNTE FLIEGEN, HATTE SUPERKRÄFTE UND WAR UNVERWUNDBAR.
    Fast unverwundbar. Nur »Old Spice«, der gute, alte Herrenduft konnte mich - weiß der Geier warum - ernsthaft verletzen. Aber das wusste niemand, außer Falten-Woman , aber die hielt dicht. Mein Erzfeind, Wampen-Man , ein Superheld, mit einem gewaltigen, zerstörerischen Blähbauch, versuchte schon lange hinter das Geheimnis meiner Verwundbarkeit zu kommen. Aber vergeblich. Einmal hatte ich mich vor meinem Super-Kumpel Demenzos verplappert. Aber der vergaß zum Glück mit Supergeschwindigkeit.
    Der Traum endete mit einem gewaltigen Kampf. Ich war bei einer Patrouille auf Wampen-Man gestoßen, und hatte ihn mit meinem Hitzeblick schon fast zerschmort, als plötzlich dessen bösartiger Verbündeter
Tatter-Man auftauchte. Tatter-Man , ein uralter Kämpfer aus der Parkinson-Sippe, zitterte und vibrierte in so hoher Taktzahl, dass man ihn praktisch nie zu fassen bekam. Aber ich schaltete eine - meinen Feinden bisher unbekannte Kraft -, meinen Slow-Motion-Modus ein. Alles
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