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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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Western. An den Wänden hingen unzählige Fotos: Paare mit Kindern, ganze Familien mit den Großeltern und sogar den Hunden, Bilder vom kleinen Bruder oder der großen Schwester, und nicht zu vergessen die Klassenfotos.
    Als Matt auf einem der Fotos Maylis und Zelie erkannte, begriff er, dass die Bewohner von Eden hier die Fotos von sich und ihren Familien aus der Zeit vor dem Sturm aufbewahrten.
    In diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass er kein einziges Erinnerungsstück an seine Eltern besaß. In seinem Portemonnaie hatte er nie Fotos mit sich herumgetragen, und als er die Wohnung in New York verlassen hatte, war ihm nicht in den Sinn gekommen, welche mitzunehmen. Schließlich hatte er da noch nicht geahnt, dass er seine Familie nie wiedersehen würde.
    Er hatte sich nie von seinen Eltern verabschieden können. Wenn er an all die gemeinsam verbrachten Stunden dachte, bereute er bitter, ihre Anwesenheit so wenig geschätzt zu haben. Ihre Liebe. Das alles war ihm immer selbstverständlich erschienen. Hätte er ihnen doch nur einmal gesagt, wie gern er sie hatte …
    »Hallo.«
    Matt fuhr aus seinen Gedanken auf und sah Horace am Tresen sitzen.
    »Das zieht einen ganz schön runter, was?«, sagte Horace.
    Matt nickte still. Er zog einen Barhocker heran und setzte sich neben den schwarzhaarigen Jungen, der mit seiner breiten Nase, den buschigen Augenbrauen und dem vorspringenden Kinn zwar kein Schönling war, aber durchaus ein einnehmendes Wesen hatte.
    »Hast du aufgehört, diese scheußlichen Zigaretten zu rauchen?«
    Horace verzog das Gesicht.
    »Nicht ganz. Aber ich habe wieder angefangen, Sport zu treiben. Mit dem Rauchen aufzuhören ist schwieriger, als ich dachte.«
    »Ich glaube, das gilt für das ganze überflüssige Zeug, das die Erwachsenen erfunden haben: Zigaretten, Alkohol, Drogen … Man sollte das eigentlich wissen, bevor man damit anfängt!«
    »Die Miliz organisiert Kampfstunden, um uns auf den Krieg vorzubereiten. Jeder wird einer bestimmten Division zugeteilt. Ich bin in der Infanterie. Muss lernen, mit der Lanze umzugehen. Mir wären ja Schleuder oder Bogen lieber gewesen, aber im Schießen bin ich eine totale Null! Und für die Kavallerie muss man schon reiten können, wir haben ja ohnehin zu wenig Pferde …«
    »Und du kannst nicht reiten?«
    »Ich? Überhaupt nicht! Ich bin in Chicago aufgewachsen. Mit U-Bahnen kenn ich mich aus, und beim Skateboardfahren reicht mir so leicht keiner das Wasser. Bloß schade, dass weder das eine noch das andere uns helfen wird, diesen Krieg zu gewinnen!«
    »Chicago? Das ist verdammt weit weg.«
    Horace nickte nachdenklich.
    »Hast du auch ein Foto von deinen Eltern hier hängen?«
    »Nein«, antwortete Horace. »Ich hab nicht daran gedacht, welche mitzunehmen, als ich weggegangen bin. Ich war total panisch. Zuerst kam ein heftiger Blizzard, und danach war alles eingeschneit, überall rannten wild gewordene Hunde und ausgebrochene Zootiere rum, und die Mampfer griffen alles an, was ihnen über den Weg lief. Zum Glück konnte ich zwei Freunde aufgabeln, und wir machten, dass wir wegkamen.«
    »In New York war es genauso. Alles wie ausgestorben und total gruselig.«
    »Als wir aus Chicago raus waren, sind wir auf ein paar andere Pans gestoßen, mit denen wir uns in einer Sporthalle eine Unterkunft eingerichtet haben. Nach fünf Monaten kam ein Weitwanderer vorbei und sagte uns, dass viele Überlebende ins Landesinnere ziehen, um dort eine Stadt zu gründen. Wir sind seiner Wegbeschreibung gefolgt, und so bin ich schließlich in Eden gelandet. Angeblich bedecken inzwischen dunkle Wolken den ganzen Norden. Ich frage mich, ob Chicago auch darunterliegt.«
    »In Malronce’ Reich im Süden ist der Himmel ganz rot, das habe ich am Horizont erkennen können. Sieht fast so aus, als befänden wir uns zwischen zwei Fronten.«
    »Hm, ja … Wirklich unheimlich, das Ganze. Hast du schon gegessen?«
    Horace bestellte zwei Gerichte und zwei Gläser Hydrohonig. Er erklärte Matt, dass in Eden alles umsonst war; jeder arbeitete für sich und die Gemeinschaft. Man wechselte sich bei den Aufgaben ab, und so kam jeder recht gut dabei weg.
    Sie unterhielten sich bis spät in die Nacht. Matt erzählte von seiner Reise ins Land der Zyniks, und Horace berichtete voller Wut, wie die Soldaten der Königin seine Gruppe auf dem Weg nach Eden angegriffen hatten. Er war als Einziger ungeschoren davongekommen, da er in den Wald gegangen war, um nach Wasser zu suchen. Als er

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