Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
können, indem wir sie kanalisieren.«
»Und du bist bereit, dieses Training zu leiten?«, erkundigte sich Maylis.
»Ich werde vormittags meine Ausbildung zur Weitwanderin fortsetzen und jeden Nachmittag hier sein, bis wir abreisen. Danach werden wir jemanden finden müssen, der mich ersetzt.«
Sie warf Matt einen kurzen Blick zu.
Ihre forsche Herangehensweise erstaunte ihn, machte ihn aber auch stolz. Ambre war schon immer geschickt mit der Alteration umgegangen; sie fand stets die richtigen Worte, um sie zu erklären, und konnte die Mechanismen hinter den verschiedenen Formen der Alteration besser analysieren als jeder andere Pan.
»Wo wir gerade von eurer Abreise reden«, sagte Zelie. »Wir haben soeben den Spähtrupp zusammengestellt, der bis zur Festung im Pass der Wölfe mitkommt.«
»Ben will Ambre und mich bis in den Süden begleiten.«
»Ja, das hat er uns bereits mitgeteilt. Wir begrüßen diesen Vorschlag sehr.«
»Wir brauchen sicher noch mehr Unterstützung. Es wird eine lange Reise«, sagte Matt. »Am besten wäre eine kleine, kampferprobte Gruppe. Wir müssen unauffällig sein, sollten aber reagieren können, wenn es brenzlig wird.«
»Wenn du willst, suchen wir noch ein paar Freiwillige.«
»Nein, ich wähle sie lieber selbst aus. Ich dachte an Chen.«
»Wenn er einverstanden ist, wird der Rat dem nichts entgegensetzen.«
»Ich teile euch die anderen Namen mit, sobald ich mich endgültig entschieden habe.«
»Wyrd’Lon-Deis liegt sehr weit von hier, nicht wahr? Wie lange werdet ihr schätzungsweise unterwegs sein?«
»Keine Ahnung. Bestimmt mehrere Wochen. Das hängt davon ab, wie reibungslos die Reise verläuft.«
»Wir werden euch das Wertvollste mitgeben, das wir haben: Pferde.«
Ambre schüttelte den Kopf.
»Die anderen Pan-Gemeinschaften müssen so schnell wie möglich gewarnt werden. Die Weitwanderer brauchen die Pferde viel dringender als wir. Gebt sie ihnen.«
»Eure Reise ist nutzlos, wenn sie zu lange dauert«, widersprach Maylis. »Wenn ihr erst in drei Monaten zurückkehrt, ist der Krieg vielleicht längst vorbei. Dann wäre alles umsonst gewesen! Wir werden sehr bald brauchen, was ihr dort findet.«
Ambre senkte verwirrt den Kopf.
»Aber wir wissen doch überhaupt nicht, was wir finden werden.«
»Wenn Malronce so viele Soldaten ausschickt, um Pans für die Hautjagd zu fangen, muss die Karte ein sehr wichtiges Geheimnis bergen! Und Malronce sucht ganz sicher nicht nach dem Schlüssel für ewigen Frieden. Was sie will, ist entscheidend für diesen Krieg, und wir müssen es vor ihr finden!«
Ambre nickte.
»Wir werden unser Bestes tun«, sagte sie.
Während Ambre die Methoden erklärte, mit denen sie die Alteration trainieren wollte, bemerkte niemand die Gestalt, die sie durch ein Fenster des großen Raums beobachtete.
Neil.
9. Demonstration und Erinnerungen
D ie Pans strömten aus der ganzen Stadt herbei, um die Akademie der Alteration zu sehen.
Die Sonne stand schon tief am Horizont, und in der Gasse, in der sich die Schaulustigen drängten, wurden die ersten Straßenlaternen angezündet. Doch trotz der allgemeinen Neugier wollte sich kaum jemand einschreiben; Ambres Liste füllte sich nur langsam. Als Melchiot das mangelnde Interesse bemerkte, stieg er auf einen Stuhl und wandte sich in seiner Eigenschaft als Ratsmitglied an die Menge.
»Habt ihr bereits vergessen, was wir euch gestern gesagt haben? Wir sind im Krieg!«
»Eben!«, rief jemand. »Und deshalb wollen wir die letzten ruhigen Tage genießen, anstatt sie mit Studieren zu verplempern!«
»Wir werden noch an eurer mangelnden Motivation zugrunde gehen!«
»Was für eine Chance haben wir denn überhaupt gegen die Armeen der Zyniks?«, erwiderte ein anderer.
»Wenn wir die Hände in den Schoß legen und nichts unternehmen: gar keine! Aber wenn wir uns vorbereiten, können wir über uns hinauswachsen!«
»Ein Monat reicht niemals aus, um kämpfen zu lernen!«
Von seinem Stuhl aus zeigte Melchiot auf den Jungen, der diesen Einwand vorgebracht hatte.
»Hört ihn an! Er hat recht! Auf dem Schlachtfeld können wir die Zyniks nicht schlagen, aber wir haben etwas, das sie nicht haben: die Alteration! Zusammen können wir sie nutzen, um die Erwachsenen zu besiegen!«
»Die meisten von uns können doch nicht einmal damit umgehen«, entgegnete ein Mädchen.
Ambre trat ins Freie und hob die Hand. Sofort kehrte gespannte Stille ein.
»Genau deswegen gibt es die Akademie«, erklärte sie laut genug, dass
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