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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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zu sehen, so dicht war der Nebel, der vor ihnen waberte. Trotzdem sagte ihnen eine dumpfe Vorahnung, dass irgendetwas nicht stimmte. Matt kannte den Ausgang des Lincoln-Tunnels, er erinnerte sich an riesige Autobahnauffahrten, gigantische Werbetafeln und vereinzelte Gebäude. Da war kein Hauch von Grün gewesen. Aber jetzt hörten sie klar und deutlich, wie Wind durch volles Laubwerk rauschte.
    Kaum traten sie aus dem Tunnel heraus, knirschten ihre Sohlen auf den Wurzeln und Blättern, die den Asphalt bedeckten. Zehn Schritte weiter verschwand die Straße hinter einem Teppich aus Lianen und Efeuranken.
    »Hier ist auch etwas passiert. Etwas anderes«, stellte Matt düster fest. »Ich erkenne nichts wieder.«

10. Vom Regen in die Traufe
    D as grüne Licht des Stabs war zu schwach, um den Dunst zu durchdringen; sie sahen kaum zwei Meter weit. Aber auch so erkannten sie, dass ringsum alles von Ästen, Lianen, Farnen und einem Efeu mit riesigen Blättern bedeckt war. Es wirkte, als wüchsen sie hier seit zwanzig Jahren.
    »Zwick mich«, sagte Matt zu seinem Freund. »Die Welt scheint innerhalb von zwei Nächten völlig überwuchert worden zu sein.«
    »Hier liegt auch kein Schnee mehr!«, bemerkte Tobias, der sich über die Leitplanke beugte und in die Umgebung spähte.
    »Das wird ja immer besser. Funktioniert deine Lampe?«
    Tobias drückte wieder vergebens auf den Knopf.
    »Nein, keine einzige«, seufzte er, nachdem er alle durchprobiert hatte. »Was machen wir jetzt? Ich hatte gehofft, dass wir hier andere Leute treffen würden.«
    »Wir bleiben bei unserem Plan. Wir gehen nach Süden.«
    »Da durch?«, entgegnete Tobias skeptisch und zeigte in den Nebel.
    »Ja. Ich bin doch nicht so blöd und warte hier, bis die Stelzenläufer uns erwischen. Irgendwas im Süden macht ihnen Angst. Ich möchte wissen, was.«
    »Ist dir klar, dass sie mit Süden vielleicht Florida meinen? Bis dahin sind es mehrere tausend Kilometer!«
    Matt rückte seinen Rucksack zurecht, vergewisserte sich, dass sein Schwert und die Umhängetasche nicht verrutschen konnten, und marschierte los. Über die Schulter sagte er:
    »Schon möglich. Ich mache mich trotzdem auf den Weg.«
    Tobias gab ein paar unverständliche Protestlaute von sich, schulterte seinen großen Rucksack und folgte Matt hastig.
    »Ist dir aufgefallen, dass weder elektrische Geräte noch Batterien funktionieren?«, fragte er. »Wir haben keine Uhr mehr, keine Lampe, gar nichts. Wenn es Nacht wird, sitzen wir in der Patsche.«
    »Wir haben noch mehrere Leuchtstäbe, und du bist doch Pfadfinder, oder nicht? Du weißt, wie man Feuer macht. Essen kochen und uns warm halten können wir also auf jeden Fall.«
    »Mir gefällt das trotzdem nicht. Erst das in New York, und jetzt so was. Ich will mir gar nicht vorstellen, was uns noch alles erwartet!«
    »Tobias!«
    »Was?«
    »Denk weniger, geh schneller.«
    Tobias verzog das Gesicht, hielt aber den Mund. Die Ansage war ziemlich klar gewesen.
    Im Schein ihres Leuchtstabs tasteten sie sich langsam durch den Nebel. Erst nach etwa einer Stunde stießen sie auf die Ausläufer einer Stadt. Soweit sie sehen konnten, waren die Straßen leer: nicht eine Gestalt in Sicht, nicht das geringste Geräusch. Geschäfte tauchten auf, ein Friseur, ein Spirituosenladen, ein Hundesalon, ein Postamt. Als sie an einer Kirche vorbeikamen, hatte Tobias eine Idee.
    »Wir könnten eine Kerze anzünden, nur für den Fall, dass …«
    »Dass was?«
    »Ach, du weißt schon … Gott und so.«
    »Du glaubst an Gott?«
    Tobias zuckte mit den Schultern.
    »Meine Eltern jedenfalls.«
    »Würde mich wundern, wenn das reicht. Mal ehrlich, hast du gesehen, wie es um die Stadt steht? Glaubst du wirklich, dass es einen Gott gibt, wenn so was möglich ist?«
    »Er muss das Unheil ja nicht unbedingt verursacht haben, vielleicht sind wir es selber, und er schaut uns nur dabei zu. So was in der Art halt.«
    »In dem Fall hat es wenig Sinn, ihn um Hilfe zu bitten, wahrscheinlich ist er genauso aufgeschmissen wie wir.«
    Kaum hatte Matt das gesagt, änderte er abrupt die Richtung und ging geradewegs auf die Kirche zu.
    »Ich dachte, du hältst nichts davon?«, wunderte sich Tobias, der gar nichts mehr verstand.
    Matt trat in das Gebäude, das ebenfalls menschenleer war, nahm einen großen Packen Kerzen und stopfte sie in seinen Rucksack.
    »Wenn du schon eine Kerze anzünden willst, dann soll sie uns auch den Weg weisen«, sagte er beim Hinausgehen.
    Das Stadtzentrum lag völlig

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